Bruchstück jenes Felsbrockens aus Sibirien, der - als einziges bekanntes Mineral - winzige Quasikristalle enthält.

Foto: Museo di Storia Naturale

Washington/Wien - Quasikristalle sind seltsame Strukturen - so seltsam, dass der israelische Forscher Dan Shechtman, der für ihre Entdeckung im Jahr 1984 vor wenigen Wochen den Nobelpreis für Chemie erhielt, viele Jahre lang gegen erbitterten Widerstand von Kollegen um ihren Existenzbeweis kämpfen musste. In Quasikristallen sind Atome oder Moleküle nämlich in einer scheinbar regelmäßigen, tatsächlich aber aperiodischen Struktur angeordnet.

Shechtman machte seine Entdeckung an Metalllegierungen, und lange glaubte man, dass Quasikristalle nur künstlich hergestellt werden können. Doch 2009 spürten Forscher in einem im Nordosten Sibiriens gefundenen Mineral namens Khatyrkita eine Quasikristall-Struktur auf (vgl. Science, Bd. 324, S. 1306).

Sofort stellte sich die Frage, wie dieses Gestein mit seinen nanometer-kleinen Quasikristallen entstanden sein könnte. Mehr als zwei Jahre später dürften Forscher um Paul Steinhardt (UniPrinceton) nun endlich die Antwort gefunden haben: Sie berichten im US-Wissenschaftsmagazin PNAS, dass das rätselhafte Mineral aus den Koryak-Bergen das Überbleibsel eines Meteoriten sein dürfte.

Als Bestandteile des Gesteinsfragments identifizierten die Forscher quasikristallartig angeordnetes Eisen, Aluminium und Kupfer, aber auch Silikate und Stishovit, das als Hochdruckmineral bei Meteoriteneinschlägen entsteht. Die Sauerstoff-Isotope wiesen schließlich darauf hin, dass der Meteorit wohl vor 4,5 Milliarden Jahre in unserem Sonnensystem entstanden ist. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. Jänner 2012)