Ein Werbesujet des Vinziwerks

Foto: Vinziwerk

Salzburg - Der mit einer Million Euro dotierte "Essl Social Prize" 2012 geht an Pfarrer Wolfgang Pucher. Der 72-jährige Geistliche aus Graz ist Gründer des österreichweiten Sozialnetzes "Vinziwerk". Die Unternehmer-Familie Essl (Baumax) vergibt diesen Sozialpreis heuer zum vierten Mal, Karl Heinz Böhm und Straßenkinder-Pfarrer Georg Sporschill und Sozialarbeiter in Ungarn sind Preisträger der vergangenen Jahre. Wolfgang Pucher wird mit dem Preisgeld von einer Million Euro das Projekt "Housing first" in Salzburg aufbauen.

"Housing first" ist ein Obdachlosen-Wohnkonzept aus Amerika. Ziel dabei ist, dezentral Wohnungen für Langzeit-Obdachlose zu betreiben und die Bewohner mit Sozialarbeitern zu betreuen. "Vorgesehen ist ein Sozialarbeiter für nicht mehr als fünf Bewohner. Wichtig dabei ist, keine Ghettos zu schaffen und höchstens ein, zwei dieser Sozialwohnungen in einem Haus zu betreiben", sagte Vinziwerk-Sprecherin Nora Musenbichler. "Andernfalls können die Nachbarn nur schwer integriert werden, und es entstehen 'Sandler-Häuser'. Genau das will 'Housing first' nicht."

Erste Wohnungen in einem halben Jahr

"Das Anliegen meines Lebens ist, die hässliche Seite der Armut zu bekämpfen", sagte Wolfgang Pucher. "Also Leuten zu helfen, die psychisch schwach sind und oft ihre Alkoholprobleme nicht in den Griff bekommen. Diese Leute sind nicht gerne gesehen und öffentlich nicht anerkannt. Der Essl-Sozialpreis macht Mut, weiterzuarbeiten und die Obdachlosigkeit zu verringern. Das ist uns in Graz bereits weitgehend gelungen, jetzt wollen wir das in ganz Österreich schaffen. Aber es wird immer schwieriger. Sogar im Graz habe ich im vergangenen Advent ganze Familien entdeckt, die in Zelten schlafen. Diese Leute habe ich im Keller meiner Pfarre unterbringen können, aber unsere Notschlafstellen sind rammelvoll. Wir brauchen weitere finanzielle Unterstützung sowie freiwillige Helfer."

Das Vinziwerk wird ab sofort drei Mitarbeiter mit dem Aufbau von "Housing first" in Salzburg betrauen. In etwa einem halben Jahr sollen die ersten Wohnungen für vorerst zehn Personen bezugsfertig sein. In Salzburg gibt es laut Wohnungslosen-Bericht 835 permanent oder vorübergehend wohnungslose Menschen. 59 von ihnen gehören zum harten Kern. Das bedeutet, sie schlafen auch im Winter teilweise im Freien.

Das Vinziwerk Österreich betreibt von Graz aus insgesamt 30 Obdachlosen-Organisationen, darunter Vinzibus, Vinzibett, Vinzihaus, Vinzimarkt und Vinzirast. Insgesamt beherbergt das Vinziwerk Österreich 450 Personen und versorgt täglich 500 Menschen mit Essen. Mit Wolfgang Puchers Vinziwerk unterstützt die Familie Essl ihren Preis-Statuten entsprechend ein nachhaltig wirksames soziales Engagement. (APA)