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Der VCÖ sieht vor allem folgende Problematik in Österreich: "Auch in Deutschland gibt es mit Verkehr, Industrie und Hausbrand drei große Verursacher von Feinstaub. Doch im Unterschied zu Österreich ist es in der Auto-Nation Deutschland selbstverständlich, dass auch beim Verkehr wirksame Maßnahmen nötig sind."

Foto: APA/dpy/Frank Mächler

Übersicht über die Messwerte am 1. Jänner 2012 in Österreich: In Graz wurde ein Tagesmittelwert von 179 Mikrogramm erreicht, der Grenzwert liegt bei 50. Der tägliche Luftgütebericht des Umweltbundesamts ist hier zu finden.

Screenshot: Umweltbundesamt

Wien - Wegen der zahlreichen Feuerwerke zu Silvester wurden in Österreich am 1. Jänner wieder einmal fast flächendeckend Feinstaub-Rekordwerte (PM 10) gemessen: Mit bis zu 650 Mikrogramm Feinstaub wurde etwa in Graz der gesetzliche PM10-Grenzwert um das bis zu Dreizehnfache überschritten, wie aus den von der Luftgüteüberwachung des Landes gemessenen Daten hervorging. Im Laufe des Tages ging die Belastung zwar wieder zurück, allerdings wurde laut Umweltbundesamt ein Mittelwert von 179 Mikrogramm für den Ballungsraum Graz verzeichnet (siehe Grafik) - der Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm.

Wie Andreas Schopper vom Umweltreferat der Stadt Graz gegenüber dem ORF Steiermark sagte, seien die in der Silvesternacht registrierten Überschreitungen mit jenen des Vorjahres vergleichbar. Dem Experten zufolge sei die Luftbelastung durch Feuerwerkskörper für Kleinkinder und geschwächte Personen besonders problematisch: Die Stäube seien von den chemischen Bestandteilen her sehr reaktiv und daher von ihrer gesundheitlichen Wirkung auch deutlich kritischer als "normaler" Staub.

Wiener Luft sehr schlecht

Auch der Luftgütebericht aus Wien zeigt, dass am Neujahrstag die Luftqualität als sehr schlecht eingestuft werden musste. Lediglich an drei von dreizehn Messstellen wurde der Grenzwert knapp unterschritten. Die höchste Belastung wurde in der Gerichtsgasse in Floridsdorf gemessen, wo der Tagesmittelwert 154 Mikrogramm erreichte. Knapp dahinter folgte die Messstelle beim Schafbergbad mit einem Schnitt von 148 Mikrogramm. Am besten war die Luft in der Lobau mit 42 Mikrogramm.

An dritter Stelle bei den Rekordwerten der Landeshauptstädte lag am 1. Jänner Innsbruck mit einem Mittelwert von 101 Mikrogramm. Auf den weiteren Plätzen fanden sich Linz (90) und Klagenfurt (77). Der niedrigste Wert wurde in St. Pölten mit 21 Mikrogramm gemessen, auch die Stadt Salzburg schlug sich mit 27 Mikrogramm recht gut. Für Eisenstadt und Bregenz werden vom Umweltbundesamt keine eigenen Mittelwerte errechnet, sondern nur Gesamtbilanzen für das jeweilige Bundesland.

Vorarlberg als Vorzeigebundesland

Generell betrachtet hat sich die Luftqualität in Österreich im Jahr 2011 gegenüber dem vorigen Jahr weiter verschlechtert. Das berichtete der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer Presseaussendung. Demnach wurde bei jeder zweiten Messstelle der Jahresgrenzwert überschritten. Mit Ausnahme von Vorarlberg sind alle Bundesländer betroffen. Der stärksten Feinstaubbelastung im Jahr 2011 waren die Einwohner von Leibnitz, Graz und Wien ausgesetzt (siehe Interaktive Infografik zu Feinstaubbilanz 2011 in Österreich).

Laut dem Verkehrsclub wurde an 76 der insgesamt 141 Messstellen der österreichische Jahresgrenzwerte (maximal 25 Tage mit zu hoher Feinstaubbelastung) überschritten. Im Jahr 2010 war bei 74 Messstellen der Grenzwert nicht eingehalten worden, im Jahr 2009 an elf und im Jahr 2008 an 15 Messstellen. Die meisten Tage mit Überschreitungen wiesen Leibnitz (76 Tage) und Graz (75 Tage) auf. "In diesen beiden Städten wurde der Jahresgrenzwert um das Dreifache überschritten", kritisierte VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Wetter im Dezember günstig

In Wien wurde an allen Messstellen der Jahresgrenzwert überschritten, ebenso in Linz, Klagenfurt und Innsbruck. Laut der VCÖ-Analyse war an 44 Orten die Feinstaubbelastung höher als im Jahr 2010. "Eine noch schlechtere Bilanz wurde durch günstige Wetterbedingungen im Dezember verhindert. Ziel muss es aber sein, dass selbst bei ungünstiger Wetterlage die Bevölkerung keiner gesundheitsschädlichen Feinstaubbelastung ausgesetzt ist", so Rasmussen.

Der VCÖ forderte für jene Städte, die eine zu hohe Feinstaubbelastung haben, die Einführung von Umweltzonen. In Umweltzonen dürfen Fahrzeuge, welche die Luft mit besonders vielen Schadstoffen verschmutzen, nicht einfahren. In Deutschland gibt es bereits in mehr als 50 Städten derartige Zonen. "Auch in Deutschland gibt es mit Verkehr, Industrie und Hausbrand drei große Verursacher von Feinstaub. Doch im Unterschied zu Österreich ist es in der Auto-Nation Deutschland selbstverständlich, dass auch beim Verkehr wirksame Maßnahmen nötig sind. Eine Erkenntnis, die sich im neuen Jahr auch in Österreich durchsetzen sollte", so Rasmussen. Zudem forderte der VCÖ eine Partikelfilterpflicht für alte Lkw und Baumaschinen. (APA/red, derStandard.at, 2.1.2012)