Wien - Um 230 Prozent habe sich an den beiden Streiktagen der Radverkehr in Wien gesteigert. Dies teilte Stadtrat Rudolf Schicker beim 15. Theorie-Praxis-Dialog der ÖAMTC-Akademie im Technischen Museum mit. Gegenüber dem ersten Streiktag habe es am zweiten vergangene Woche noch einmal eine Ausweitung um 50 Prozent gegeben. Deshalb hoffe er auf eine "gewisse Nachhaltigkeit".

Auswirkungen der Verkehrsmobilität auf die Stadtarchitektur

Hauptthema waren die Auswirkungen der Verkehrsmobilität auf die Stadtarchitektur. Der Kulturanthropologe Thomas Fillitz stellte u. a. zwei Trends vor: die wachsende Dominanz von "Nicht-Orten" wie Autobahnen, Flughäfen und Hotels, aber auch der Asylantenheime. Außerdem die "transnationale Mobilität" vieler Menschen in Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Deren Bedürfnisse und Lebensabläufe prägten architektonische Entwicklungen.

Städte als Kommunikationsgebilde

Der in Wien, Nürnberg, Innsbruck und Houston lehrende niederländische Architekturhistoriker Bart Lootsma skizzierte Städte als Kommunikationsgebilde. Beispiele seien durch Medien geschaffene "künstliche Umgebungen", deren Flexibilität auch den neuen Codes und Lebensweisen entsprechen würden. Auch aus diesen Gründen forcierte der Wiener Raumplaner Erich Raith eine Stadt, die man sich wie ein Regal vorstellen müsse: klar strukturiert, aber anpassungsfähig.

Grand Prix

In der Abschlussdiskussion plädierte Raith für einen Auto-Grand-Prix auf der Ringstraße. Lootsma zeigte sich skeptisch, weil das kulturelle Image Wiens darunter langfristig stark leiden würde. (red, DER STANDARD Printaugabe 7/8.2003)