Begleiten wir ein 2012 in Österreich geborenes Kind durch sein Leben: Unter welchen demografischen Umständen, in welcher Umwelt wird es leben? Eine mögliche Annäherung.

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2012: Willkommen

Wenn das Neugeborene ein Bub ist und der häufigste Knabenname der Jahre 1997 bis 2011 auch heuer die Rangliste anführt, dann wird der junge Mensch nach statistischer Wahrscheinlichkeit am ehesten auf Lukas hören.

Wenn es ein Mädchen ist, dann werden sie ihre Eltern dem Trend der vergangenen Jahre nach vorzugsweise Anna, Sarah, Lena oder Leonie nennen.

Folgen wir also dem Geschmack der Österreicher und geben wir dem jungen Menschen den unorthodoxen Doppelnamen Anna-Lukas.

Quelle: Statistik Austria

Foto: Jae C. Hong/AP/dapd

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2020er: Ausbildung

Egal ob Hauptschule, Gymnasium, Neue Mittelschule oder ein anderes Etikett: Die Unterrichtspflicht in Österreich wird bleiben und bis 2027 wird sie auch Anna-Lukas absolvieren. Ob dann eine weiterführende Schule oder eine Lehre folgt, ist mit 49,9 zu 50,1 Prozent etwa gleich wahrscheinlich. In absoluten Zahlen wird die Anzahl an Jugendlichen in einer Lehre oder einem anderen Arbeitsverhältnis sinken: Von 387.000 im Jahr 2010 auf geschätzte 338.000 im Jahr 2024.

Quelle: Statistik Austria, Österreichische Akademie der Wissenschaften

Foto: dpa/Frank Leonhardt

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2030er: Studium

2030 wird Anna-Lukas volljährig. Falls er oder sie zu jener Hälfte mit Maturazeugnis gehört, wird sich in der Folge die Frage nach einem Studium stellen. Im Falle eines Übertritts in den tertiären Bildungsbereich wird er oder sie zu 27,5 Prozent des Jahrgangs 2012 gehören, die studieren. Die Quote der Männer soll dann bei etwa 22 Prozent liegen, die der Frauen bei 33 Prozent.

Quelle: Österreichische Akademie der Wissenschaften

Foto: AP Photo/Franka Bruns

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2040er: Kinder

Später werden wir noch erfahren, dass die Bevölkerungsanzahl in Österreich von heute 8,4 Millionen Menschen im Rest des Jahrhunderts konstant ansteigen soll.

Dass Anna-Lukas mit eigenem Nachwuchs dazu beiträgt, ist aber trotzdem nicht wahrscheinlicher als bei Menschen, die derzeit im zeugungsfähigen Alter sind. Die Zahl an Kindern im Land soll nämlich von jetzt 2,4 auf 2,3 Millionen im Jahr 2040 sinken. Die Zahl an Menschen, die in kinderlosen Ehen und Partnerschaften leben, wird von 880.000 auf knapp 1,1 Million gestiegen sein.

Quelle: Statistik Austria

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

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2050er: Verkehr

Geht es nach den Plänen der Europäischen Kommission, dann sollen die verkehrsbedingten CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 60 Prozent verringert werden. Dazu sollen die Hälfte aller Wege über mittlere Entfernungen (bis 300 Kilometer) per Eisenbahn oder Schiff zurückgelegt werden. Autos wird es 2050 auch noch geben. Wenn Anna-Lukas aber in den Pkw steigt, dann soll das laut Umweltbundesamt mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent ein Elektro- oder Hybridmodell sein. Zurückgehen soll die Zahl der Verkehrstoten: Laut EU-Kommission im Jahr 2050 "auf nahe null".

Quellen: EU-Kommission: Verkehr 2050, Umweltbundesamt

Foto: Mario Vedder/dapd

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2060er: Temperaturen

Die Zeiten werden heißer und mit Ihnen wohl der durchschnittliche Sonnenschutzfaktor, an dem Anna-Lukas sich orientiert.

2060 könnten nach jetzigen Prognosen die Temperaturen in Europa im Jahresschnitt um zwei bis fünf Grad Celsius höher sein als heute – der Median liegt für Nordeuropa bei drei Grad und für Südeuropa bei 3,5 Grad mehr. Geht es nach der Internationalen Energiebehörde IAE, dann werden die Menschen aus der sonnigen Not eine Tugend machen: Während der Anteil an nichterneuerbarer Energie sinken wird, könnte 2060 ein Drittel des weltweiten Energiebedarfs aus solar gespeisten Anlagen stammen.

Quellen: Lobell/Burke: Climate Change and Food Security, IEA

Foto: David Hecker/dapd

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2070er: Bevölkerung

Von den 1980ern bis heute wand sich die Fruchtbarkeitsrate in Österreich um einen Wert von 1,4 Kindern je Frau – also deutlich weniger als die für ein konstantes Niveau der Bevölkerungszahl angenommenen 2,1 Kinder je Frau.

Ganz ohne Zuwanderung würde Anna-Lukas Anfang der 2070er nach Schätzung der Statistiker nur mehr rund 5,9 Millionen im Schnitt relativ alte Landsleute haben. Bei einer niedrigen Zuwanderungsrate wird eine Bevölkerungszahl von 7,9 Millionen angenommen, bei der hohen Variante sind es bis zu 10,3 Millionen Bewohner. Laut dem Hauptszenario, also der zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlichsten Prognose, sollen 2070 rund 9,5 Millionen Menschen im Land leben.

Quelle: Statistik Austria

Foto: AP Photo/Martin Meissner

2080er: Ruhestand

2080 feiert Anna-Lukas den 68. Geburtstag. Nach heutigem Stand wären die ersten Jahre im verdienten Ruhestand bereits getan. Das Pensionssystem in seiner aktuellen Form stößt allerdings bereits an seine Grenzen.

Deshalb erwarten Experten für die Zukunft eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. In Österreich liegt es heute bei 65 Jahren für Männer und bei 60 Jahren für Frauen. Dieselben Grenzen gelten auch in Großbritannien. Für das Vereinigte Königkreich hat das Wirtschaftsberatungsunternehmen PricewaterhouseCoopers eine Prognose erstellt: Um 2080 könnte der Anspruch auf eine staatliche Pension erst mit 74 Jahren erwachsen.

Quelle: PricewaterhouseCoopers via independent.co.uk

Foto: Frank May

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2090er: Auf Wiedersehen

Schlussendlich müssen wir Anna und Lukas doch wieder trennen. Als 2012 geborene Frau hat Anna eine Lebenserwartung von über 83 Jahren. Als Mann stehen Lukas' Aussichten, das letzte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts noch zu erleben, statistisch nicht ganz so gut: Seine Lebenserwartung beträgt knapp unter 78 Jahren.

Quelle: Statistik Austria

(Michael Matzenberger, derStandard.at, 5.1.2012)

Foto: APA/Georg Hochmuth