Der 16-Jährige wird als junger Sergey Brin gehandelt.

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Mit der bereits geplanten Erweiterung seiner Apps sollen künftig auch soziale Netzwerke zusammengefasst werden.

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Jugendliche bringen zum Teil haarsträubende Ausreden vor, warum sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Die des 16-jährigen Londoners Nick D'Aloisio wäre wahrscheinlich besser. Er war in den vergangenen Monaten mit der Entwicklung einer App beschäftigt, die mittlerweile internationale Schlagzeilen machte und ein schönes Investitionssümmchen eines Milliardärs aus Hong Kong an Land zog.

Komprimieren leicht gemacht

Mit der App "Summly" können iPhone-Nutzer Inhalte von Webseiten und Suchergebnisse zusammenfassen und vereinfachen. Noch werden so beispielsweise Artikel und Rezensionen komprimiert, aber in der App steckt noch mehr Potenzial. Der junge App-Entwickler und Sohn einer Anwältin und eines Investment-Bankers hatte die Idee für Summly beim Lernen. 

Content Preview

Beim Büffeln für einen Geschichts-Test klickte er sich durch Google, was zwar Suchergebnisse ausspuckte, aber sich als ziemlich ineffizient herausstellte. Das Lesen einer Website mit ausführlichen Informationen verschlang wiederum zu viel Zeit. "Was ich also brauchte, war ein Weg, um diese Suchergebnisse zusammenzufassen und einfacher zu formulieren", erzählt der 16-Jährige im Gespräch mit der BBC. Google habe zwar Instant Preview, aber was in so einem Fall notwendig sei, sei Content Preview. 

Viertel Million Dollar

Die erste Version seiner App namens "Trimlt" zählte bereits 100.000 Downloads und die Investmentfirma Horizons Ventures aufhorchen. Ihr Besitzer, der chinesische Milliardär Li Ka-Shing, wird laut Forbes-Liste auf Platz 11 der reichsten Menschen der Welt gereiht. Zu den Internetkonzernen, in die er bereits investiert hatte, zählen Skype, Facebook und Spotify. Seine Firma war mit 250.000 US-Dollar im Projekt des jungen D'Aloisio an Bord. 

Generation

Schon bald, am 19. Dezember, wurde die aktualisierte App-Version "Summly" gestartet und ist laut BBC seitdem auf iTunes zigtausend Male heruntergeladen worden. "Das Produkt und das Produktdesign finde ich viel interessanter als das Programmieren selbst", sagt der Bursche, der später mal ein Philosophie-Studium anpeilt. Er gehört zur Generation, die sich an eine Zeit ohne iTunes, YouTube und Smartphones kaum erinnert. Mit neun Jahren bekam er sein erstes MacBook - "als einer der ältesten im Umfeld", wie er selbst anmerkt. 

Autodidakt

Autodidaktisch brachte er sich selbst Animationssoftware bei und verbrachte viel Zeit mit Film- und Schnittprogrammen. Bis er schließlich bei Apps landete und mit dem iPhone Entwicklerkit seine erste Software fertig gestellt hatte. Mit 12 Jahren. 

Android und Webversion folgen

Derzeit nur für iOS verfügbar, sollen eine Webversion und eine App für Android im neuen Jahr folgen. Dabei soll es aber nicht bleiben, Nick D'Aloisio hat mehr vor. Der ausufernde Content von sozialen Netzwerken und Suchergebnissen im Internet benötige Tools wie Summly und Siri, um ihn zu bändigen, sagt er. Zusammenfassungen könnten es einfacher machen, Inhalte auf Facebook und Twitter zu teilen. Auch eine Komprimierung von E-Mails und E-Books sei denkbar. Der Jugendliche ließ durchblicken, dass mehrere Unternehmen an einer Lizenz-Möglichkeit seiner Technologie interessiert sind. Welche genau, wollte er nicht verraten. Er schaut jetzt mal, wohin das Ganze führt.

Einer wie Brin und Page

Einer der ersten Journalisten, die mit dem Teenager gesprochen haben, war GigaOm Blogger Om Malik. Er bezeichnete ihn als "Boy-Genius" und verglich ihn mit Größen wie die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page und Amazons Jeff Bezos.

Zwischen Schule und Geschäftsmeetings

"Es war im Grunde gar nicht so schwierig", sagte er. Neben der App "Summly" hat er übrigens nie seine Hausaufgaben vernachlässigt. Für ein Meeting mit seinen Sponsoren aus Hong Kong in San Francisco wurde er vom Unterricht befreit. Man kann nur hoffen, dass der Jung-Entwickler die Geschäftsmeetings und die Arbeit an den Apps noch lange nicht als Anstrengung empfindet. (ez, derStandard.at, 29.12.2011)