Bevor ich Kenia verlasse besuche ich ein von Österreichern betriebenes und finanziertes Kinderheim kurz vor der Grenze zu Tansania. Das Austria for Kenya Kids Support. Dort treffe ich Marie Christine Goess, sie arbeitet dort seit September als Volontärin. Sie entschloss, nach der Matura eine Auszeit zu nehmen und sich für unbestimmte Zeit von zu Hause zu verabschieden. Marie Christine wollte einen anderen Teil der Welt sehen, nicht in Wien beginnen zu studieren, eventuell bald heiraten oder in einen Beruf hinein stolpern, der sie dann vom Reisen und Erkunden der Welt abhalten würde.

Sie arbeitet dort in jeder Hinsicht als Ganzzeitkraft. Vom Kinder wecken, waschen, Zähne putzen, anziehen, füttern, Boden kehren, mit den Kindern spielen, Hausaufgaben machen, Mutter sein, bis hin zum Gute Nacht-Lied singen, macht sie alles, was man so in einem Kinderheim zu tun hat. Natürlich fallen da auch Tätigkeiten an wie Windeln wechseln, schreiende Kinder trösten, warme Milch zu bereiten und so ist sie dann nach so einem fast 18-Stunden-Tag fast zu erschöpft, um noch viel zu reden. Ihre Hingabe zu den Kindern ist beispiellos. Sie hat einen unglaublichen Zugang zu den kleinen Kindern – als wären es die eigenen.

Die Arbeit in dem Kinderheim ist ein Full-Time-Job. Mehr Bilder gibt's in einer Ansichtssache.
Foto: Benedikt Loebell

Die Kinder sind von ihrer Anwesenheit fasziniert , lieben Sie, (vor allem der kleine Obama), ist sie doch neben der anderen "weißen" Caro Pummerer (Tochter des Mitbegründers) die einzige wirkliche Bezugsperson.

Obama wurde von seiner Mutter bei einer Tagesmutter abgegeben. Und nie mehr abgeholt. Er infizierte sich mit Tuberkulose (TB). Mit ein eineinhalb Jahren wurde er von seiner Tagesmutter hier abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich kaum fortbewegen, geschweige denn seine Beine benutzen. Ein anderes Findelkind, Alan, wurde in einem verlassenen Haus gefunden. Amy wurde hier ins Haus gebracht, nach dem ihre Mutter versucht hatte, sie zu erdrücken.

Marie Christine berichtet mir auch, dass es ihr so gut gefallen würde, dass sie nicht nur die von ihr vorgesehenen drei Monate bleibt, sondern nochmals um weitere zwei verlängert. Sie möchte Weihnachten und Neujahr hier mit den Kindern verbringen, dieses Erlebnis bedeutet ihr sehr viel.

Nach Tansania zu Löwen, Zebras und Hippos

Meine Reise geht Richtung Süden, Richtung Tansania weiter. Im Osten von Tansania verbringe ich eine wunderbare Zeit in einem großartigen Naturschutzpark: Ruaha. Dort schlafe ich seit langem wieder "wild" in meinem Zelt auf dem Dach.

Wie wunderschön sind die Geräusche, die Lichter, die einem da in der Nacht zu Gehör kommen. Vom Zwitschern der Vögel, dem Rauschen des Windes in den Bäumen über dem Zelt, oder einfach nur, wenn der Wind am Zelt rüttelt. Auch hört man, wie die Hippos am Auto vorbei kommen, man kann sie riechen, fast spüren durch ihre mächtige Präsenz. Ihr schmatzen ist wie das eines kleinen Kindes, welches beim Essen den Mund nicht zu macht.

Elefanten wandern vorbei. Die Tiere selber hört man nicht, doch ihre Nahrungsaufnahme ist von Geräuschen wie dem Brechen von Zweigen begleitet.

Da ich gleich neben einem fast vertrockneten Fluss campiere, sind auch jede Menge Vögel und Paviane neben mir am Wasser zu Besuch. Die Paviane sind, trotz der Größe der Gruppe, recht leise. Auch wenn sie mit einander streiten, balgen, sich anspringen und verfolgen, gibt es nur kurze Momente in denen sie laut kreischend und schreiend auf sich aufmerksam machen.

Die Löwen sind wohl nach ihrem Frühstück etwas müde und lassen sich in keinster Weise durch meine Anwesenheit stören. Majestätisch liegen sie vor mir im Gras, bewegen sich kaum, geben keine Laute von sich. Auch als ich den Motor wieder anlasse zeigen sie kein wie immer geartetes Interesse an mir.

Einzig das Hippo, welches ich unter Tags auf meiner Fahrt durch den Park sehe, ist durch meine Präsenz beeindruckt. Später wird mir gesagt, dass Hippos die gefährlichsten Tiere an Land sein können. Da sich die männlichen Hippos manchmal von der Mutterherde trennen, können sie sich, während man die Mutter mit den kleinen beobachtet, von hinten nähern und mit einer Geschwindigkeit von annähernd 45 km/h auf einen zu laufen. Dieser Aufprall, mit anschließendem sich auf den Menschen legen, ihn mit den großen Hauern (Zähnen) zerfleischen, ist so gut wie immer tödlich. Wie gut also, dass ich nicht aus dem Auto ausgestiegen bin, oder mich, wenn ich draußen war, nicht zu weit von meinem Auto entfernt habe. Auch Elefantenbullen, die auf einen zu kommen und mit den Lauschern (Ohren) flattern, sind ein Zeichen der Irritation und Aggression. Auch hier heißt es: so schnell wie möglich ab ins Auto. Daher sollte man besser nie das Auto verlassen, wenn sich große Tiere in der Nähe befinden.

Faszinierend, schön – und manchmal tötlich. Die Tierwelt im Nationalpark Ruaha. Bilder gibt es in dieser Ansichtssache.
Foto: Benedikt Loebell

In Ruaha gibt es auch die schwarze Mamba. Wenn man von dieser gebissen wird und es sich um die Hand oder den Arm handelt, muss man sofort amputieren. Alles andere wäre tödlich. Wie gut, dass diese Schlange gerade noch nicht aktiv ist, da die Regenzeit gerade erst beginnt und diese Tiere sich erst dann aus dem kühlen Bereich zwischen den Felsen heraus begeben.

Ein Visum für Malawi

Meine Reise führt mich weiter in Richtung Malawi. An der Grenze wird mir gesagt, ich brauche ein Visum, welches ich hier am Grenzposten nicht bekommen könne, ich daher nach Dar es Salam fahren müsste um es dort zu beantragen! Wie bitte? Ich bin 1.500 Kilometer umsonst gefahren?

Nach dem ich mit dem Grenzpostenkommandaten gesprochen habe, darf ich ohne Visum einreisen, unter der Voraussetzung, dass ich mich in den kommenden vier Tagen in Muzuzu einfinde und mir beim Immigration Office ein Visum im Nachhinein besorge. Bereitwillig stimme ich dem zu, es verändert zwar alle meine Pläne, es ist aber definitiv besser als 3000 Kilometer zusätzlich zu fahren.

Ich bleibe die erste Nacht in einem tollen, naturbelassenen Camp in der Nähe von Livingstonia. Ein traumhaftes Camp, mit Blick auf den Malawi See. Es heißt "Mashrum Wild Camp" – der Name erklärt sich daraus, dass man Massen an Pilzen in der Nähe findet. Von dort geht es über eine abenteuerliche Straße runter an den See. Dort campe ich im Hakuna Matata Camp bei einem sehr netten südafrikanischen Ehepaar.

Beinahe wäre ich am in Malawi geblieben. Aber ich muss weiter nach Kapstadt. Bilder von Malawi gibt's in dieser Ansichtssache.
Foto: Benedikt Loebell

Weiter geht es am Montagmorgen nach Muzuzu. Dort, im überfüllten Warteraum vom Immigration Office, lerne ich Björn kennen. Er ist Südafrikaner und versucht seit kurzer Zeit ein Camp am Malawi See aufzubauen. Er begleitet mich, nach dem ich mein Visum in Muzuzu nicht bekomme – der Mann, der die Visa ausstellt, ist Stunden lang nicht erreichbar, es wird mir jedoch versichert, ich könne das Visum auch in Blantyre erhalten -, nach Nkhata Bay.

Björns Arbeit ist es, in einer verlassenen Bucht an einem wunderschönen kleinen Strand ein Camp auf zubauen. Ich bleibe zwei Nächte und spiele sehr mit dem Gedanken, dort zu bleiben, um mit ihm dieses Business aufzubauen.

Schweren Herzens (will da bleiben und mit ihm hier arbeiten...) und mit einem verdorbenen Magen (wir beide hatten uns in Muzuzu auf dem Markt etwas zum Essen gekauft und uns den Magen verdorben) verlasse ich dann aber Nkhata Bay Richtung Blantyre. Dort erhalte ich recht zügig mein Visum für die schon verstrichenen Tage und weiter geht es Richtung Mozambique.

Da ich ja ursprünglich Anfang Dezember in Cape Town sein wollte, um dort Arbeit zu finden, bin ich zeitlich etwas unter Druck. Werde ich Arbeit finden? Wie schnell? Und viel wichtiger: reicht mein eingeplantes Geld aus, um in Cape Town anzukommen?