100 Millionen Euro stellt der Bund jährlich für thermische Sanierungen zur Verfügung. Die "Baupakt-Partner" wollen aber dreimal so viel.

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Wien - Die Bauwirtschaft appelliert an die Regierung, verstärkt in leistbares Wohnen, thermische Sanierung und Infrastruktur zu investieren. Das sichere Beschäftigung und halte die Wirtschaft dank zusätzlicher Steuereinnahmen in Schwung, betonten die "Baupaktpartner", bestehend aus der Bundesinnung Bau, der Gewerkschaft Bau-Holz, dem Fachverband Steine-Keramik und der Umweltorganisation Global 2000 am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Mit Beschäftigung, Kaufkraft und Konsum werde in Österreich ein Gutteil des BIP lukriert, betonte der Abgeordnete Josef Muchitsch von der Gewerkschaft Bau-Holz. Mit ihren 342.000 Beschäftigten sei die Baubranche ein Konjunkturmotor.

Zweckbindung für CO2-Zertifikate-Verkaufserlöse

Die Baupaktpartner haben ein 7-Punkte-Programm erarbeitet, mit dem die Beschäftigung als "wichtigster Bestandteil der Schuldenbremse" gesichert werden könnte. Die Wohnbaufördermittel, die Landessache sind, sollen demnach wieder für den Wohnbau zweckgebunden werden. Eine Zweckbindung wünscht sich die Branche auch für die Einnahmen aus dem Emissionshandel - die beim Verkauf von CO2-Zertifikaten erlösten Mittel müssten in die thermische Sanierung, den öffentlichen Regionalverkehr und die Umstellung auf erneuerbare Energien fließen.

Die Mittel für die thermische oder seniorengerechte Sanierung von Gebäuden oder Wohnungen sollen auf 300 Millionen Euro jährlich massiv angehoben werden, steht weiters auf dem Wunschzettel. Derzeit stellt der Bund bis inklusive 2014 jährlich 100 Millionen Euro an Förderungen ("Sanierungsscheck") zur Verfügung.

"Thermische Sanierung schafft Arbeitsplätze, entlastet die Umwelt und fördert die Wirtschaft", sagte der Geschäftsführer von Global 2000, Klaus Kastenhofer. "Wir steckten 100 Mio. Euro rein und haben ein Investitionsvolumen von 700 Mio. Euro ausgelöst - die 20 Prozent Bundesförderung ist durch die Mehrwertsteuer locker wieder hereingekommen." Diese 100 Mio. Euro hätten über 10.000 Arbeitsplätze geschaffen und vier Millionen Tonnen CO2 eingespart.

"Ein Vielfaches an Einnahmen"

Ein weiteres Anliegen der Baupaktpartner ist es, die Anhebung der thermischen Sanierungsrate bei öffentlichen Gebäuden von 1 auf 3 Prozent pro Jahr im Energieeffizienzgesetz zu verankern. "Wir brauchen eine Verdreifachung der Sanierungsrate", so der Geschäftsführer des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Carl Hennrich. Die EU-Richtlinie zur Energieeffizienz werde voraussichtlich spätestens im Herbst vom Europäischen Parlament und im Rat verabschiedet.

Darüber hinaus müsse kräftig in die Infrastruktur investiert werden, um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen und die Umwelt zu schonen. Weiters sollen die Programme im Bereich erneuerbare Energien beibehalten und ausgebaut werden.

Die Mittel aus dem EU-Kohäsions- und Strukturfonds sollen für Innovationsförderung, die Verminderung von Emissionen, die Entwicklung von Energie-, öffentlichen Verkehrs- und Telekomnetzen sowie Investitionen in Forschungsinfrastrukturen im Inland genützt werden. Österreichische Unternehmen, die Vorreiter im Bereich erneuerbare Energien seien, sollten verstärkt Zugang zu geförderten Projekten bekommen.

Investitionen in Umwelt und Bauen seien kein Widerspruch zur Budgetkonsolidierung. "Wir sind überzeugt, dass die Investitionen dem Staat ein Vielfaches an Einnahmen zurückgeben", so Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel. Sie hätten eine "erhebliche Hebelwirkung" via Steuerrückflüsse, Sozialabgaben und Einsparungen beim Arbeitsmarktservice. (APA)