"The Voice of Germany" auf ProSieben.

Foto: SAT.1/ProSieben/Richard Hübner

Es gibt ja Leute, die man derzeit Donnerstag- und Freitagabend schwer vor die Tür bekommt. Lieber sitzen sie zu dieser Zeit vor dem Fernseher und erzählen einem danach von Druckknöpfen, Drehstühlen, "I Want You" -Leuchtreklame und "un-fucking-fassbar" guter Stimmung im Wohnzimmer und auf dem Schirm.

The Voice of Germany heißt - und sucht - das Castingshow-Wunder, das als Joint Venture von ProSieben (Do) und Sat.1 (Fr) ausgestrahlt wird. Die erste Etappe der Talentauswahl ist abgeschlossen: Die vier Promi-Coaches Nena, Xavier Naidoo, das Duo Boss Hoss und Rea Garvey haben jeweils ein gutes Dutzend Sänger und Sängerinnen für ihre Teams nominiert. Aktuell ist das Ermittlungsverfahren ins Stadium von teaminternen Duettduellen, den sogenannten "Battles" eingetreten. Als letzte Phase werden im Jänner die Live-Shows gezündet, am Ende votet das Publikum.

Das Format kommt von den Programmentwicklern von Endemol (Big Brother, Wer wird Millionär? u. a.). 2010 als The Voice of Holland gestartet, überziehen nationale Ableger nun den Globus. Die deutsche Variante verfolgten in der Vorwoche knapp unter vier Millionen Zuschauer.

Der Erfolg könnte unter anderem mit der häufig schon auf Musicalbühnen oder als Backing Vocals erworbenen Professionalität zusammenhängen, mit der die altersmäßig doch deutlich jenseits des Teenageralters liegenden Teilnehmer an die Sache herangehen. Die Song-Auswahl unterscheidet sich immer wieder angenehm vom landläufigen Charts-Einerlei der Castingshow-Konkurrenz. Wäre es nicht ein Hochglanzindustrieprodukt, man müsste es fast schon ernsthaft gut finden. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 23.12.2011)