Endlich sind wir in Pakistan angelangt und die vielen Spekulationen, ob es hier nun gefährlich ist oder nicht, weichen den harten Fakten, dem tatsächlichen Erleben! An der Grenzstation zwischen Mirjave (Iran) und Taftan (Pakistan) springt gleich mal Sebastians KTM nicht mehr an. Nachdem Martin ihn dann anschleppt, bollert der Motor wie gewohnt. Es geht weiter zu der, auf dem Foto ersichtlichen, mit Stacheldraht umzäunte Polizeistation, die uns an Mad Max erinnert - vor dem Tor und sogar auf den Flachdächern des Vierkanthofes wurden Autowracks abgestellt. Freundlichkeit und ein Lächeln sind auch hier komplett normal.

Foto: Sebastian Gypser

Los geht's! Nachdem alle Zollangelegenheiten problemlos erledigt wurden, geht es ab durch die Wüste. Die erste, uns zur Verfügung gestellte Militäreskorte, bringen wir gleich mal zur Verzweiflung indem wir verweigern, ihr zu folgen. Der Herr erschien aus dem Nichts und erklärte uns, er würde uns zum nächsten Militärposten bringen. Keine Uniform, keine Waffe und auf einem kleinem Moped unterwegs - das konnte es doch nicht sein? War es aber.

Foto: Sebastian Gypser

Immer wieder tauchen mitten in der Wüste diese Häuser auf. Interessanterweise immer mit genau einem dieser schönen Bäume daneben - wahrscheinlich das Schattenplätzchen der Bewohner. Einen Schnappschuss war uns das wert. Wir haben nun übrigens festgestellt, dass unsere Militäreskorte oft aus zwei Soldaten auf einem Moped besteht. Einer fährt und einer hockt mit einem Maschinengewehr dahinter. So hatten wir uns das sicher nicht vorgestellt.

Foto: Sebastian Gypser

An einer der so zahlreichen Militärposten stand sich dieser fotogene ältere Herr die Beine geduldig in den Bauch. Unzählige Male müssen wir an solchen Posten stoppen und unsere Passnummern etc. in ein Buch eintragen. Scheinbar will man so den Überblick darüber bewahren, wer wie weit gekommen ist (und so den Sieger des Pakistan Race 2011 feststellen).

Foto: Sebastian Gypser

Got the message! Wieder einmal legen wir eine Pause ein. Wirklich faszinierend ist, dass man an diesen Stationen mitunter die besten Fotos schießen kann. Wir werden stehts freundlich empfangen und fühlen uns niemals unwohl! Interessanterweise lassen sich auch die Eskorten regelmäßig bis zu einen Kilometer zurückfallen. Wir fangen an zu bezweifeln, dass die Gegend tatsächlich gefährlich ist.

Foto: Sebastian Gypser

Unser erstes Kamel! Irgendwann musste es ja auftauchen. Vor Begeisterung provozieren wir beinahe einen Unfall, als wir beide am Straßenrand stehen bleiben. Einer links einer rechts, schön langsam bremsend - der Wagen hinter uns kommt nur mit Mühe zwischen uns durch und hupt uns fast von der Straße!

Foto: Sebastian Gypser

Gruppenfoto ist angesagt. Wie beim Klassentreffen stellen sich alle brav zusammen und lassen sich ablichten. Nicht ohne Stolz wird dabei ganz gerne die Waffe zur Schau gestellt.

Foto: Sebastian Gypser

Unser erster Zwischenstopp ist in Dalbandin angesagt. Während unserer Recherchen vor einem Jahr, wurde uns schon empfohlen im einzigen Hotel in dieser Stadt auf dem Dach zu schlafen, da die Zimmer bis zum Himmel stinken. Gesagt, getan. Neben uns liegt der Hotelmanager, der uns Fotos der beiden, Anfang Sommer 2011 entführten Schweizer zeigt, die ebenfalls hier nächtigten.

Das ist dann wieder so ein Moment, wo uns ein wenig mulmig wird, aber wir haben uns vorgenommen, nicht an die potentielle Gefahr zu denken und halten uns auch daran.

Foto: Sebastian Gypser

Der junge Mann mit dem Gewehr war nicht nur unsere Eskorte, sondern auch ein Rapper erster Güte. Zu unserem großen Staunen zögerte er nicht, uns mit seiner Kunst zu verwöhnen und wir sind begeistert!

-> Hier gibt's ein Video

Foto: Sebastian Gypser

Weiter geht es durch eine traumhafte Wüsten- und Berglandschaft. Die Fahrt verläuft (bis jetzt) problemlos und die Freundlichkeit der Leute lässt unsere Bedenken jede Minute weiter schwinden!

Foto: Sebastian Gypser

Ziegelbrennereien tauchen zeitweise wie aus dem Nichts auf.

Foto: Sebastian Gypser

Als wir am zweiten Tag vor den Toren Quettas stehen, erklärt man uns, dass die Stadt für uns zu gefährlich sei. Weiterfahrt Richtung Süden ist angesagt. Wenige Kilometer später bleibt Martin plötzlich stehen und überrascht alle anderen Fahrer der Gruppe (wir sind zu viert). Weshalb er raschest die Kamera auspackt wird Sebastian allerdings schnell klar. Am Straßenrand stehen die, wenige Tage zuvor in die Luft gesprengten, Tankwagen eines Nato Konvois, der von den Taliban attackiert wurde. Mit einem Schlag wird uns wieder bewusst, wo wir uns gerade befinden.

Foto: Sebastian Gypser

Als uns kurz darauf auch die Militäreskorte alleine lässt, werden wir schon etwas unruhig. Es ist 18 Uhr, es wird bald dunkel und wir müssen noch über 100 Kilomenter in Richtung Süden fahren. Als ein paar Militärwagen an uns vorbeifahren, fahren sofort nach. Wir fragen, ob sie denselben Weg wie wir hätten und haben Glück! Wenige Momente später finden wir uns als das "Fleisch" in einem Militärsandwich wieder.

Foto: Sebastian Gypser

Vor uns fährt ein schwarzer, großer Jeep mit verdunkelten Scheiben und gibt ein Wahnsinnstempo vor. Hinter uns ein Militärjeep mit schwerem, bemannten Geschütz auf der Ladefläche. Die Fahrt entwickelt sich zu einem unglaublichen, Hollywoodfilmen ähnlichem Spektakel. Wir fühlen uns wie eine Gruppe von Menschen, die unbedingt in Sicherheit gebracht werden muss! Unser Adrenalinlevel ist jenseits von Gut und Böse und wahrscheinlich halten wir genau deshalb das Tempo auch bei Dunkelheit problemlos - man muss nur das Hirn abschalten.

Foto: Sebastian Gypser

Wir kommen heil in Sibi an und werden dort in einer Polizeistation untergebracht. Es gibt seit einer Woche kein Wasser und die ganze Hütte stinkt nach ...,  ihr könnt es euch sicher vorstellen. Wir kochen im Innenhof und schlafen am Boden im stechenden Gestank. Noch am Abend vernehmen wir Schläge und das Schreien des/der Geschlagenen. Am nächsten Morgen ist dann auch die Zelle, die noch am Vortag leer war, "besetzt". Wir zählen dies zu einer der intensiveren Erfahrung der bisherigen Reise.

Foto: Sebastian Gypser

Auf der Weiterreise passieren wir eines dieser Zelte, welche nach den verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2010 für Obdachlose aufgebaut wurde und leider noch immer als Unterkunft dient.

Foto: Sebastian Gypser

Die zweite Nacht verbringen wir in einem Guesthouse, zu dem uns im strömenden Regen ein Polizeiwagen führt. Wir erleben die Gastfreundschaft der Pakistani hautnah und verbringen einen wunderschönen Abend bei herrlichem, hausgemachtem Essen. Während der angeregten Gespräche mit einem jungen Lehrer aus Karachi lernen wir überdies aus erster Hand viel über die pakistanische Kultur sowie über die derzeitige Situation.

Foto: Sebastian Gypser

Ein kleiner Zwischenstopp zur Stärkung.

Foto: Sebastian Gypser

Wo auch immer wir unterwegs sind, die Leute lachen und winken uns zu. Auf ein Motorrad passen hier übrigens mindestens drei Personen - das kann sich bis zu einer fünf- bis sechsköpfigen Familie auswachsen

Foto: Sebastian Gypser

In Lahore, wo wir auch wieder ein Kinderdorf besucht haben, werden wir von der Leiterin und einige Kindern durch die Stadt geführt und besuchen unter anderem die berühmte Badshahi Moschee (zweitgrößte Moschee Pakistans). Lahore ist übrigens eine beeindruckend schöne Stadt mit viel Geschichte und Charme. Wer Pakistan als Urlaubsziel nicht scheut, sollte es unbedingt besuchen!

Foto: Sebastian Gypser

Die Wasserbüffel haben es Sebastian angetan! Seit wir aus der Wüstenregion vor Quetta in den klimatisch feuchteren Süden gefahren sind, laufen diese beeindruckenden Viecher überall in stoischer Ruhe herum und schauen einen mit durchdringendem Blick an.

Foto: Sebastian Gypser

Da wir um fünf Minuten die Grenzüberquerung verpassen, genehmigen wir uns das Grenzschließungsspektakel zwischen Pakistan und Indien auf der pakistanischen Seite (geplant war die indische). Wir sind beeindruckt! Es herrscht eine Stimmung,  wie wir sie nur aus einem gut gefüllten Fußballstadion kennen.

Foto: Sebastian Gypser

Ein letzter gut gemeinter Tipp bevor es für diesen Burschen los geht. Wir lesen Lippen: "Huach guad Zua Burli, ...!"

Foto: Sebastian Gypser

Das nenne ich patriotischer Fan-Anhang! Einer der offiziellen Fahnenschwenker hat sich die pakistanische Flagge in die Haare färben lassen. We like!

Foto: Sebastian Gypser

Eine letzte heroische Siegespose bevor die Tore für diesen Tag endgültig geschlossen werden. Hurr Hurr, Whooo's your daddy!!?? (Lippenlesen von hinten ist nicht so einfach!)

Foto: Sebastian Gypser

Man mag sich wundern, ob dieser große Bursche Pakistani ist, wo die männliche Bevölkerung im Schnitt doch sicher um einiges kleiner ausfällt als Sebastian (196 Zentimeter). Auf Nachfrage erfahren wir, dass für diese Parade sowohl in Pakistan als auch in Indien nur die größten Hünen des Landes rekrutiert werden. Um so mehr ist dieser hier erstaunt, dass sich da einfach jemand noch größerer neben ihn stellt und frech in die Kamera grins.

Weitere Infos unter www.eastbound.at

Foto: Sebastian Gypser