Terrakottakopf, der 2010 freigelegt wurde.

Foto: Peter Breunig, Goethe-Universität Frankfurt

Frankfurt - Die Nok-Kultur zählt zu jenen Kulturen, von denen außer einer bestimmten Art von Artefakten - in diesem Fall Terrakotten - so gut wie nichts erhalten geblieben und auch nichts aus historischen Quellen überliefert ist. Beheimatet war sie im Gebiet des heutigen Nigeria, (wieder-)entdeckt wurden ihre erste Hinterlassenschaften Mitte des 20. Jahrhunderts. Zunächst ging man davon aus, dass diese Kultur etwa um 500 vor unserer Zeitrechnung auflebte und sich für etwa 700 Jahre hielt. Inzwischen werden die Anfänge der Nok-Kultur deutlich weiter zurück datiert, wie die Goethe-Universität Frankfurt am Main berichtet.

Wissenschafter der Goethe-Universität sind seit 2005 mit der Erforschung der Nok-Kultur beschäftigt. Durch neue Fördergelder der Deutschen Forschungsgemeinschaft geht diese Arbeit nun in die zweite Phase des bis 2020 konzipierten Langzeitprojekts. Zu den bisher gemachten Funden gehören Keramikgefäße, Steingeräte, Eisenobjekte, pflanzliche Reste und Terrakotten. "Eisen ist selten, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Produktion des neuen Werkstoffes gerade erst erfunden wurde. Viel häufiger begegnen uns Keramikgefäße", berichtet Forschungsleiter Peter Breunig. Und fügt hinzu, warum die Zeit drängt: "Der Hunger des internationalen Kunstmarktes nach früher afrikanischer Kunst löst schon seit einigen Jahren Raubgrabungen aus, wir müssen die wissenschaftlichen Zusammenhänge unbedingt weiter sichern, bevor es zu spät ist."

Erkenntnisse

Die Terrakotten spielen eine besondere Rolle, weil sie eine Entwicklung zeigen, die man als Chronologie der Nok-Kultur verwenden könnte. Die bisher gewonnenen Daten deuten darauf hin, dass sich die Kultur bereits zwishen 1500 und 900 vor unserer Zeitrechnung entwickelt hat. Danach erlebte sie offenbar ihre Blüte, denn fast alle Terrakotten stammen aus dieser Phase. Diese Blütezeit brach aus bisher ungeklärten Gründen zwischen 400 und 300 vor unserer Zeitrechnung abrupt ab, aus späterer Zeit sind nur noch kärgliche Spuren erkennbar.

In der zweiten Projektphase werden sich die Archäologen darauf konzentrieren, mehr über die räumliche Verteilung von Fundstellen im Gelände zu erfahren: "Wir gehen von der Hypothese aus, dass das Siedlungsgebiet nicht mit Dörfern oder Städten, sondern mit Streusiedlungen und Einzelgehöften überzogen war." Ein eigener Projektteil widmet sich überdies den pflanzlichen Resten, die zwischen den diversen Funden zu Tage getreten sind. Sie liefern Hinweise auf die Umwelt und die Wirtschaftsweise der versunkenen Kultur. (red)