Die Belegschaft eines berühmten und beliebten Restaurants in Kunming erhält eine Hygiene-Unterweisung.

Foto: An Yan

Gastronomie-Betriebe wie dieses günstiges Imbisslokal in der Innenstadt von Kunming sind in Verruf geraten.

Foto: An Yan

Erfahrene Asienreisende können die Regeln für hygienisch einwandfreies und somit vermeintlich gesundes Essen im Schlaf herunterbeten: Nichts Rohes oder Ungeschältes, Wasser nur aus verschlossenen Flaschen, kein Eis, keine Straßenstände ... Diese Regeln machen das Reisen in China einerseits zu einem recht humorlosen Unternehmen, denn Essen und vor allem die wildesten Gerichte an den wildesten Orten probieren ist eines der Highlights eines Aufenthaltes in diesem Land. Andererseits lassen einen in letzter Zeit auch immer mehr Lebensmittelskandale den Sinn dieser wohlgemeinten, aber etwas naiven Regeln zweifeln. Denn immer wieder muss man erkennen, dass die Lebensmittel selbst bedenklicher sind als ihre mehr der weniger hygienische Zubereitung.

In den letzten Monaten tauchten nun in Yunnan immer wieder schockierende Nachrichten über "Fake Food" und "Recycling Food" auf. Mittlerweile sind die meisten Anwohner unsicher, was sie überhaupt noch essen können und wo.

Recycling-Öl

Ein ernster Skandal machte im September dieses Jahres Schlagzeilen in allen Zeitungen: In der Umgebung von Kunming wurden einige Fabriken aufgedeckt, die Recycling-Öl herstellen. Was sich an sich sehr umweltbewusst anhört, will wirklich niemand auf seinem Teller haben: Aus Küchen- und Schlachtabfällen und im schlimmsten Fall sogar aus Abflüssen wird Öl gepresst, das anschließend gebleicht und mit Geruchsstoffen versetzt wird. Dieses "Abfluss-Öl" ist geschmacklich angeblich nicht von "wirklichem" Öl zu unterscheiden, aber für den Produzenten extrem billig herzustellen. Xinhua, die staatliche Nachrichtenagentur, schätzt, dass einige Millionen Tonnen dieses Öls produziert und verwendet wurden. Lokale Medien vermuten, dass die Mehrzahl der Restaurants in Kunming dieses Öl regelmäßig verwendete bzw. immer noch verwendet. Eine dieser Fabriken in Anning, die modellhaft in den Medien vorgeführt und dann geschlossen wurde, versorgte ganz Kunming mit ihren Produkten. Obwohl die Regierung ankündigte, gegen die Betreiber vorzugehen, gab es nach dem Skandal selbst - abgesehen von einigen Fabrikschließungen - keine wirklichen Entwarnungen.

Falsche Eier

Ein weiterer, recht dubios-erscheinender Skandal betrifft "gefälschte Eier". Die chinesische "Tradition" des Kopierens von Produkten beschränkt sich nämlich nicht auf Elektronikartikel, auch Eier scheinen davor nicht sicher zu sein. Die künstliche Eierschale besteht aus Kalzium, während das Innere aus Gelatine, Lebensmittelfarbe und anderen Zutaten hergestellt wird. Anscheinend können diese Eier jedoch kaum von wirklichen unterschieden werden; angeblich sehen sie appetitlicher aus und schmecken sogar besser als echte! Davon abgesehen, dass alleine der Gedanke an gefälschte Lebensmittel befremdlich ist, sind diese Eier voller Zusatz- und Farbstoffe, die auf Dauer schädlich sind und langfristig zum gesundheitlichen Risiko werden können. Zumindest eine gute Seite haben sie allerdings: Vor Salmonellen muss man sich nicht mehr fürchten.

Schadet es?

Weitere Lebensmittel, die regelmäßig gefälscht oder mit teilweise gefährlichen Zusatzstoffen hergestellt oder versetzt werden, sind u.a. Alkohol, Milch, Reis, Backwaren und Fisch. Das gilt sowohl für billige Waren als auch für Markenlebensmittel, die von ausländischen Supermarktketten vertrieben werden. An und für sich gibt es also wenige Möglichkeiten, sich vor ungesundem Essen zu schützen, und man kann auch nicht auf alle potentiell gefährlichen Lebensmittel gänzlich verzichten.

Nachrichten wie diese versetzten dem Restaurantgewerbe in der Stadt einen herben Schlag, denn monatelang ging man mit Freunden nicht mehr auswärts essen, sondern kochte lieber zu Hause, mit importiertem Öl. Nach einiger Zeit kehrte jedoch wieder der Alltag ein, und resigniert argumentieren die Kunminger, "naja es hat uns auch nicht geschadet, als wir noch nichts davon wussten." (An Yan, 21. Dezember 2011, daStandard.at)