Was Anbieter von Pensionsvorsorgeprodukten, wie die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, die die Umfrage präsentierte, freuen mag, alarmiert die Konjunkturforscher. Immerhin werden die Geldmittel beider Bevölkerungsgruppen dem Konsum entzogen. Der Begriff "Angstsparen" geistert wieder durch die ökonomische Diskussion.
Angstsparen
Der Chefvolkswirt der Oesterreichischen Nationalbank, Peter Mooslechner, sagte zum STANDARD: "In der jetzigen Konjunktursituation, die angesichts negativer Investitionsraten und rückläufiger Exportwerte derart von der Inlandsnachfrage abhängt, bedeutet ein mögliches Angstsparen der Bevölkerung das größte Konjunkturrisiko." Dem langfristigen Trend folgend, ging die Notenbank bisher auch für heuer von einem weiteren Absinken der Sparquote in Österreich aus. Diese Quote misst das Sparverhalten an der Summe aller verfügbaren Einkommen.
Steigt nun die Sparquote, die sich seit Anfang der 90er Jahre von damals rund 15 Prozent auf 7,0 bis 7,5 Prozent (je nach Quelle) halbiert hat, wieder an, droht das minimale Wirtschaftswachstum endgültig zum Erliegen zu kommen.
Auch Markus Marterbauer, Konjunkturexperte am Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), hält die drohende Konsumzurückhaltung der Bevölkerung gemeinsam mit dem Höhenflug des Euro derzeit für die "zwei zentralen Risiken".
Paradigmenwechsel
Historisch gesehen, so Marterbauer, hätten die Österreicher auf Konjunkturflauten stets mit einer Zurücknahme des Sparverhaltens reagiert, also im richtigen Moment mehr konsumiert, und so die Kaufkraft aus Eigenantrieb gestützt. Nur das untere Einkommensdrittel habe seit jeher eine Sparquote von null, da vom verfügbaren Einkommen schlicht nichts für die hohe Kante bleibt. RLB NÖ-Wien- Chef Peter Püspök schätzt, dass sich rund ein Drittel der Bevölkerung aus der individuellen Einkommenssituation heraus, keine private Pensionsvorsorge leisten kann.