New York/Berlin - Schwere Kriegsverbrechen der NATO in Libyen belegen jüngste Recherchen der US-Presse. Wie die "New York Times" (NYT) am Wochenende berichtete, kann sie nachweisen, dass bei diversen Angriffen westlicher Luftwaffen Dutzende von libyschen Zivilisten ums Leben kamen. Man müsse schon jetzt von "mindestens 40, vielleicht mehr als 70" Unbeteiligten sprechen, die bei den Bombardements umgekommen seien. Dabei sei diese Zahl wohl zu niedrig, weil nur ausgewählte Zielgebiete des NATO-Beschusses überhaupt hätten untersucht werden können.

Von der NATO wurde stets behauptet, sie habe beim Beschuss libyscher Ortschaften keine Zivilisten getötet. Dies stößt bei internationalen Menschenrechtsorganisationen auf scharfe Kritik. Die "ganze Kampagne" sei "in eine Atmosphäre der Straflosigkeit gehüllt", urteilte Human Rights Watch (HRW). Der international anerkannte Nationale Übergangsrat hat laut einer Analyse der International Crisis Group keineswegs die Kontrolle über das kriegszerstörte Land. Tatsächlich habe die NATO voneinander unabhängig operierende Milizen als Bodentruppen eingesetzt. Diese Milizen wurden laut der Analyse zum Teil vom Westen, zum Teil von anderen Staaten ausgerüstet und geführt, in hohem Maße von Katar. Mehr als 125.000 Libyer sollen unter Waffen stehen. (APA)