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Über Kim Jong-un (rechts) ist wenig bekannt. Der jüngste Sohn Kim Jong-ils soll seinem Vater folgen.

Foto: REUTERS/Kyodo

Tokio – Die Welt weiß nicht viel über Nordkorea. Über seine Machthaber ist noch weniger bekannt. Selbst das Fotoalbum der Familie Kim gilt als Staatsgeheimnis. Deshalb ist auch der jüngste Sohn des verstorbenen Machthabers Kim Jong-il, Kim Jong-un, der laut Medienberichten die Nachfolge seines Vaters antreten soll, für die meisten ein unbeschriebenes Blatt. In der Schweiz gibt es eine handvoll Menschen, die mit dem rätselhaften jungen Mann mutmaßlich schon einmal zu tun hatten – sie glauben es jedenfalls.

Die japanische Zeitung "Mainichi Shimbun" veröffentlichte im Juni 2009 ein zehn Jahre altes Foto. Angeblich handelte es sich um ein Klassenfoto einer Privatschule in Bern von 1999, das Kim Jong-un zeigt. Der junge Kim sei dort von 1996 bis 2001 unter dem falschem Namen Pak-un als Sohn eines nordkoreanischen Botschaftsangehörigen angemeldet gewesen.

Recherchen unter ehemaligen Klassenkameraden förderten zutage, dass der Besagte dort Englisch, Französisch und Deutsch lernte. Er habe gerne Comics gezeichnet. Einem portugiesischen Mitschüler, Jocao Micaelo, soll er sich demnach in einem seltenen Moment der Offenheit einmal als Sohn Kim Jong-ils zu erkennen gegeben haben. Ein Familienfoto habe als Beweis gedient, zitierte das Blatt Micaelo, der auf Einladung des Mitschülers einmal über Nacht nach Paris zu einem Spiel eines Teams der US-National Basketball Association chauffiert wurde.

"Mit Hingabe alles bearbeitet"

Basketball sei eines der Hobbys jenes mysteriösen "Studenten" gewesen, sagte auch der Berner Bildungsdirektor Ueli Studer. Darüber hinaus wolle er sich jedoch nicht "an Spekulationen beteiligen", wehrte Studer ab. Die "Washington Post" wusste zudem zu berichten, dass der junge Kim gerne Ski fuhr und Belgiens Actionfilm-Held und Hollywood-Muskelprotz Jean-Claude Van Damme verehrte.

Schulleiter Peter Burri beschrieb seinen geheimnisvollen Schüler als sehr fleißig. Er habe "mit Hingabe alles bearbeitet" und gute Leistungen in Mathematik, Englisch und Deutsch erbracht. Als "geheimnisumwoben" hat ihn auch seine ehemalige Lehrerin Simone Kuhn in Erinnerung. Eines Tages habe er ihr kurz und knapp eröffnet, dass heute sein letzter Schultag sei. Dann war er weg.

Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap besuchte Kim Jong-un etwa zu jener Zeit die nach seinem Großvater Kim Il-sung benannte Militärakademie in Pjöngjang. Im Jahr 2007 schloss er dort mit einem Diplom ab.

Zweifel über Geburtsjahr

Darüber hinaus gibt es eigentlich nur noch die gesicherte Erkenntnis, dass Kim Jong-un der jüngste von drei Söhnen des verstorbenen Machthabers Kim Jong-ils ist. Er wurde von dessen dritter Frau, der japanisch-stämmigen Tänzerin Ko Jong-hi, geboren. Hi starb mutmaßlich vor etwa sechs Jahren an Brustkrebs. Kim Jong-uns Brüder sind der 30-jährige Kim Jong-chul und der 40-jährige Kim Jong-nam.

Laut Medienberichten soll Kim Jong-un – dessen genaues Alter nicht bekannt ist (er soll 1982, 1983 oder 1984 geboren sein, Anm.) – seit vergangenem Jahr die Geheimpolizei-Zentrale leiten und bereits Stellvertreter seines Vaters an der Spitze des nationalen Verteidigungsausschusses gewesen sein. Nach dem Tod seines exzentrischen Vaters soll sein Filius laut Medienberichten nun tatsächlich der neue "Geliebte Führer" werden. (APA/AFP)