Egal wie einfach die diversen Smartphone-Betriebssysteme die Administration entsprechender Geräte mittlerweile machen, und wie sehr man sich auch bemüht den Datenabgleich zu automatisieren, braucht es doch immer wieder einmal das manuelle Zusammenspiel mit klassischen Desktop-Rechnern. Wie einfach das gehen kann - und dass das Zusammenspiel dabei noch lange nicht endet - verdeutlicht das seit wenigen Wochen im Android Market verfügbare Airdroid.
Setup
In wenigen Schritten werden dabei Desktop-Browser und Smartphone miteinander verbunden, das mobile Gerät lässt sich in Folge über eine Art virtuellen Desktop direkt aus dem Browser-Fenster heraus "fernsteuern". Um dies zu ermöglichen, müssen beide Geräte mit dem selben WLAN verbunden sind. Ist diese Voraussetzung erfüllt, reicht es Airdroid zu starten, und die von der App gelieferten Adress- und Passwort-Informationen am Desktop in den Browser einzutragen
Sicherheitsfragen
Das genutzte Passwort wird bei jedem Start automatisch neu erstellt, wer will kann optional aber auch eine fixe Zeichenkombination wählen. Der Port, über den der Zugriff erfolgt, darf ebenso frei definiert werden. Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Derzeit unterstützt Airdroid noch keine vollständig verschlüsselten Verbindungen. Wer die Software einsetzt, sollte dies aus Sicherheitsgründen also nur in wirklich vertrauenswürdigen Netzen tun. Zumindest der Austausch der Login-Daten erfolgt aber verschlüsselt, so dass keine Passwörter im Klartext übertragen werden. Als weitere Sicherheitsmaßnahme verweist der Hersteller darauf, dass gleichzeitig maximal ein Client mit Airdroid verbunden sein kann. Auch wird über die Aufnahme einer Verbindung mit der App per Benachrichtigung informiert.
SMS und Kontakte
Im Browser präsentiert sich das Smartphone anhand einer Desktop-ähnlichen Oberfläche samt Launcher-Icons, Systeminformationen und einem kleinen Dock. Über den Punkt "Messaging" können die am Gerät abgespeicherten SMS eingesehen und verwaltet werden, auch das Verschicken und Empfangen von neuen Nachrichten ist möglich. Zu diesem Zweck hat Airdroid vollen Zugriff auf das Adressbuch von Android, die Suche nach Kontakten funktioniert erfreulich flott. In einer getrennten "Anwendung" lassen sich die Kontakte verwalten, neue Einträge hinzufügen oder bestehende modifizieren.
App-Managememt
Die App-Verwaltung bietet zunächst mal einen Blick auf alle installierten Anwendungen, egal ob von Haus aus installiert oder nachträglich von den NutzerInnen hinzugefügt. Letztere können an dieser Stelle auch gleich entfernt werden. Der wirkliche Clou ist aber woanders versteckt: Auf Wunsch können die zugehörigen Pakete auf den Desktop-Rechner transferiert werden. Umgekehrt ist es möglich solche APKs auf das Smartphone / Tablet hochzuladen und dort gleich zu installieren. Damit erleichtert man die Installation von Software jenseits des Markets doch deutlich. Für alle Installations- oder Entfernungsaufgaben wird am Android-Gerät allerdings aus Sicherheitsgründen noch eine Bestätigung verlangt.
File Manager
Eine der wichtigsten Alltagsaufgaben im Zusammenspiel zwischen Desktop und Smartphone (oder Tablet) ist wohl der Transfer von Inhalten und Dateien aller Art. Für diese Aufgabe bietet AirDroid einen File-Manager, der die Daten - natürlich abhängig von der WLAN-Qualität - recht flott in beide Richtung transferieren kann. Eine Empfehlung ist dies übrigens auch für alle, die bei neueren Android-Geräten, etwa dem Galaxy Nexus oder diversen Tablets, ohne USB-Mass-Storage-Modus auskommen müssen. Ist der Transfer per WLAN hier doch schon mal schneller als das doch recht gemächliche PTP oder MTP. Werden gleichzeitig mehrere Dateien von Android auf den Desktop übertragen, packt Airdroid diese selbsttätig in eine Zip-Datei.
Fotos und Musik
Eine Sonderform des Dateimanagers stellt die Foto-Anwendung dar, die gleich auch eine Diashow-Ansicht integriert hat. Zudem können Bilder mit einem Klick auf den Desktop transferiert oder zum Wallpaper gemacht werden. Ähnlich verhält es sich mit der Musik-Anwendung, vom Desktop hochgeladene Songs landen praktischerweise gleich im richtigen Ordner am Android-Gerät. Umgekehrt kann am Smartphone oder Tablet abgelagerte Musik direkt aus dem Browser heraus abgespielt werden. Ähnliche Spezialansichten sind in Zukunft übrigens auch für Bücher und Videos geplant, derzeit hat man aber beide Punkte noch nicht implementiert.
Austausch
Eines der Highlights von Airdroid ist die Möglichkeit die Zwischenablage von Desktop und Android miteinander zu verbinden. Dies erleichtert so manch alltägliche Aufgabe, etwa wenn man schnell mal Passwörter oder WLAN-Keys auf dem mobilen Gerät benötigt. Ebenfalls sehr nett ist die Möglichkeit die diversen Klingeltöne eines Smartphones über das Web anzupassen - samt Preview-Funktion, versteht sich.
Vermischtes
Einsicht
Über das Call Log kann im Browser eingesehen werden, welche Telefonnummern als letztes angerufen wurden, dies nach "Eingehend", "Ausgehend" und "Verpasst" übersichtlich sortiert. Zudem gibt es eine eigene Ansicht für Systeminformationen, die auch den Speicherplatzverbrauch nach unterschiedlichen Dateitypen aufschlüsselt. Ebenfalls ganz nützlich ist es die Qualität der Netzverbindung und den aktuellen Akku-Ladestand im Browser im Auge behalten zu können.
App-Spezialitäten
Am Rande erwähnt sei, dass die Airdroid-App auch direkt am Smartphone selbst noch das eine oder anderer zusätzliche "Goodie" bietet. Dazu gehören simple File- und Task-Manager, eine App-Verwaltung sowie der Blick auf zentrale Geräte-Infos - samt der Möglichkeit schnell den Speicher aufzuräumen. Alles irgendwie "nett" zu haben, aber nichts was sonderlich herausstechen würde - vor allem im Vergleich zu auf diese Aufgaben spezialisierte Apps.
Ausblick
Angesichts des Umstands, dass es sich bei Airdroid noch um eine recht junges Stück Software handelt - die erste Version wurde gerade mal in der zweiten November-Hälfte veröffentlicht - darf man gespannt sein, was den EntwicklerInnen künftig noch so alles an neuen Funktionen einfallen wird. Der Test bezieht sich auf die Version 1.0.4 der App, die kostenlos aus dem Android Market bezogen werden kann. Als Mindestanforderung gibt man Android 2.1 an, eine kleine Einschränkung gibt es für die frühen NutzerInnen von Android 4.0, das noch nicht vollständig unterstützt wird (was sich beispielsweise an Problemen mit dem Adressbuch bemerkbar macht).
Alternativen
Wie einleitend schon erwähnt, ist Airdroid zwar ein besonders einfach zu nutzendes aber nicht das einzige Tool seiner Art. Stellvertretend sei "Remote Web Desktop" als Alternative genannt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 27.12.11)