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Blix präsentierte dem Weltsicherheitsrat am Donnerstag seinen letzten Bericht. Der Chefinspektor geht am 30. Juni in den Ruhestand.

Foto: REUTERS/Chip East
Washington - Das Geheimdienstmaterial über die angeblichen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein war nach Ansicht von UNO-Chefinspektor Hans Blix weitgehend unbrauchbar. "Wir haben sehr zahlreiche Anlagen im Irak untersucht, die uns von Geheimdiensten genannt wurden. Und nur in Dreien davon fanden wir überhaupt etwas. Und auch das hatte nichts mit Massenvernichtungswaffen zu tun", sagte er am Donnerstagabend dem britischen Sender BBC .

Dabei hätte die US-Regierung zugesagt, die besten Geheimdienstinformationen weiterzugeben. "Wenn das das Beste war, und wir haben nichts gefunden - was war dann erst mit ihren restlichen Informationen?"

Zweifel an Kriegsgrund

Blix bezweifelt außerdem, dass irakische Massenvernichtungswaffen der Hauptgrund für den Irak-Krieg waren. Neben den "Sorgen um die Bio- und Chemiewaffen" hätten auf Seiten der USA und Großbritanniens noch "viele andere Motivationen" bestanden, sagte Blix in einem am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC.

"Da stellt man sich Fragen über die wirkliche Bedeutung der Waffen", fügte der schwedische Diplomat hinzu. Zugleich zeigte er sich enttäuscht über die Informationen der britischen und US-Geheimdienste, die seine Mission vor dem Krieg erhalten habe. In keinem der Fälle hätten seine Inspektoren eine Spur der gesuchten Waffen gefunden, betonte Blix.

Umstrittenes Geheimdienstdossier mehrmals nachgebessert

Premierminister Tony Blair und seine Vertrauten hätten ein umstrittenes Geheimdienstdossier über irakische Waffenprogramme vor der Veröffentlichung im September "sechs bis acht Mal" nachbessern lassen, berichtete die BBC unter Berufung auf einen nicht genannten Geheimdienstler. In der Endfassung hieß es, der Irak könne binnen 45 Minuten Bio- und Chemiewaffen einsetzen.

Nach der Vorlage seines vermutlich letzten Berichts vor dem UN-Sicherheitsrats hatte Blix am Vortag die Glaubwürdigkeit von Waffeninspektionen durch die britischen und US-Streitkräfte bezweifelt. Die Rückkehr der UN-Inspektoren hatten die Alliierten nach dem Krieg verhindert. Am Freitag wurden Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Irak erwartet, die Berichten über die Plünderung von irakischen Atomanlagen nachgehen sollen.(APA)