Einkommenstransparenz

Am 1. März 2011 trat das novellierte Gleichbehandlungsgesetz in Kraft. Die prominenteste Neuerung war die Verpflichtung für Betriebe, Einkommensberichte vorzulegen. In diesen muss angegeben werden, wie viele Frauen und Männer in einer kollektivvertraglichen Verwendungsgruppe eingestuft sind, sowie das arbeitszeitbereinigte Durchschnittseinkommen in der jeweiligen Gruppe. Ab 2011 müssen Firmen mit mehr als 1.000 ArbeitnehmerInnen einen Bericht erstellen, nächstes Jahr jene mit mehr als 500 Beschäftigten, ab 2013 Betriebe mit 250 ArbeitnehmerInnen. Kritisiert wurde an dieser Regelung vor allem, dass Betrieben keine Sanktionen drohen, wenn sie den Bericht nicht vorlegen, von "Verpflichtung" kann also nur eingeschränkt die Rede sein, einmal mehr handelt es sich bei einem Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit um eine "Selbstverpflichtung". Strafen können allerdings für ArbeitnehmerInnen drohen, die über die offengelegten Zahlen des Unternehmens zu offenherzig plaudern.

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Gehaltstransparenz: Unternehmensberichte von 90 Prozent-erwartet

Jobausschreibungen: Viele Firmen halten sich nicht ans Gesetz

Das Bka über das Gleichbehandlungsgesetz

Foto: dieStandard.at/Tombor

100 Jahre Frauentag: Es wurde ein schönes Jubiläum

2011 wurde der Frauentag gleich zweimal gefeiert. Zum traditionellen 8. März kam heuer auch das große 100-jährige Frauentagsjubiläum hinzu, das auf den 19. März fiel. 1911 demonstrierten an diesem Datum 20.000 Menschen auf der Wiener Ringstraße für die Rechte von Frauen. Hundert Jahre später wurden es laut Veranstalterinnen ("20000frauen") etwa 15.000, die wieder auf die Straße gingen. Wie damals waren es vorwiegend Frauen, aber auch solidarische Männer schlossen sich an.

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Historischer Hintergrund: "Es war eine Grenzueberschreitung, die Wirbel verursachte"

Ansichtssache: Tausende demonstrieren für Frauenrechte – "Es geht um eure Interessen!"

Foto: dieStandard.at

100 Jahre Frauentag

Die Künstlerinnen und Aktivistinnen von "KnitHerStory" hatten den Weg der Jubiläumsdemonstration vom Schwarzenberplatz bis zum Parlament mit kunstvollen Strickereien verschönert. Die Kunstwerke wurden allerdings entgegen einer Abmachung mit dem Magistrat unmittelbar nach der Demonstration entfernt bzw. zerstört.

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KnitHerStory: Kunstwerke zur Frauendemo entfernt

100 Jahre Frauentag: Sichtbar gestrickt

Foto: dieStandard.at

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Stalking-Gesetz: Fanatische AbtreibungsgegnerInnen verurteilt

In Graz kam das Stalkinggesetz zum Einsatz. Aber nicht gegen einen zudringlichen Ex-Partner oder eine glühende Verehrerin, an die wir vielleicht zuallererst bei dem Wort "Stalking" denken.

Ein Urteil wegen "Stalking" ereilte im April radikale AbtreibungsgegnerInnen. Der Spruch wurde auch in zweiter Instanz im Oktober bestätigt. "Politische Aktionen sind zulässig, aber nicht eine Hexenjagd auf einzelne", so Richterin Carolin List. Die vier Verurteilten demonstrierten monatelang vor der Praxis eines Grazer Gynäkologen und belästigten Frauen auf dem Weg zu ihrem Arzt mit Plastikembryos und Rosenkränzen. Der Mediziner berichtete auch, dass die "LebensschützerInnen" sich schließlich eine Wohnung oberhalb der Praxis gekauft hätten, da sei ihm "mulmig" geworden.

Strafrechtliche Konsequenzen aufgrund beharrlicher Verfolgung gab es für AbtreibungsgegnerInnen bisher keine. Nur in Wien sind Wegweisungen möglich, in Graz gibt es diese Option, gegen belästigende AbtreibungsgegnerInnen vorzugehen, nicht. Das Urteil des Oberlandesgerichts in Graz stellt somit einen Präzedenzfall dar.

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Auch in zweiter Instanz: AbtreibungsgegnerInnen verurteilt

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

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Nafissatou Diallo und Tristane Banon werfen Dominique Strauss-Kahn sexuelle Gewalt vor

Die 32-jährige Hotelangestellte Nafissatou Diallo wirft dem Chef des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn (62) sexuelle Gewalt vor. Bei seiner Verhaftung im Mai bestreitet Strauss-Kahn, Diallo überhaupt zu kennen. Ende August wurde das Strafverfahren gegen den mittlerweile zurückgetretene IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung in New York eingestellt. Grund für die Entscheidung waren Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers Nafissatou Diallo. Später gibt Strauss-Kahn "einen sexuellen Kontakt" zu, er nennt ihn eine "einvernehmliche, aber eine dumme Geschichte."

Im Zuge des Aufsehen erregenden Falles meldet sich in Frankreich auch die Journalistin Tristane Banon zu Wort und wirft Strauss-Kahn vor, er habe sie 2003 bei einem Interview versucht zu vergewaltigen. Im Oktober gab die Staatsanwaltschaft bekannt, aus Mangel an Beweisen auf ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsversuchs zu verzichten, bestätigte aber einen sexuellen Angriff auf die junge Frau.

Kommentare zum Fall Strauss-Kahn

DSK-Prozess: Niemand ist perfekt

Sexualdelikte im medialen Sumpf

Foto: REUTERS/Brendan McDermid, EPA/Ian Langsdon

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Ende Juni wurde für Wien ein neues Prostitutionsgesetz beschlossen, das am 1. November in Kraft getreten ist. Kernstücke der Novelle sind das Verbot der Straßenprostitution in Wohngebieten mit Ausnahme von Erlaubniszonen, die Bewilligungspflicht für Bordelle und Laufhäuser sowie Strafmöglichkeiten für Freier. "Entflechtung der Straßenprostitution vom Wohngebiet" – mit diesem Vokabular machte die SPÖ für das ausgeweitete Verbot für Straßenprostitution Werbung. Für viele Sexarbeiterinnen bedeutet das weniger Flexibilität und höhere Kosten, z.B. weil sie ein Zimmer in einem Laufhaus mieten müssen, kritisierten ExpertInnen und Sexarbeiterinnen.

Im September tagte erstmals eine eingerichtete Steuerungsgruppe, um die Auswirkungen des Gesetzes zu beobachten.

Auch international scheint sich der Umgang mit Sexarbeit mehr in Richtung Verbot zu entwickeln. Die französische Nationalversammlung hat Anfang Dezember in seltener Einigkeit eine Resolution angenommen, die "Frankreichs Politik der Abschaffung der Prostitution bekräftigt". Als Vorbild dafür wurden die skandinavischen Länder genannt, wo die Freier von Sexarbeiterinnen bestraft werden.

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Streitgespräch: Zuhälterei wird vom Staat gefördert

Foto: REUTERS/ Paolo Cocco

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Ausverkaufte Stadien und enormes mediales Echo: Die Frauenfußball-WM

"Es ist die beste Frauenfußball-WM der FIFA seit Bestehen", meinte FIFA-Frauenfußball-Abteilungsleiterin Tatjana Haenni über die WM, die von 26. Juni bis 17. Juli in Deutschland stattfand. Dieser Meinung waren auch ein paar andere: Die Live-Übertragung des Endspiels zwischen den USA und Japan war mit 15,34 Millionen ZuschauerInnen ein Straßenfeger, was einem Marktanteil von 46,6 Prozent entspricht. Das Finalspiel Japan gegen USA fand im ausverkauften Stadion in Frankfurt am Main statt. Auch die Spiele um Platz eins bis drei hatten schon 771.419 ZuschauerInnen vor Ort, im Schnitt 25.714.

Gewonnen haben bekanntlich die Japanerinnen und bekamen ein Preisgeld, das mit dem ihrer männlichen Kollegen nicht annähernd vergleichbar ist. Für das Weltmeisterinnen-Team gab es eine Million Dollar, die Vizeweltmeisterinnen bekamen 800.000. Zum Vergleich: Die Fußball-Weltmeister erhielten 2010 30 Millionen Dollar, die Zweitplazierten 24 Millionen.

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Medienrückschau: WM-Methadonprogramm für Männer auf Fussball Entzug

Foto: AP/Thomas Lohnes

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Es regnet Rektorinnen: Von null auf 19 Prozent

Heuer wurden gleich drei neue Rektorinnen angelobt. Nachdem Ingela Bruner, die erste Rektorin in Österreich, ihr Amt an der Spitze für Bodenkultur 2009 niederlegte (nachdem sie erst 2007 Rektorin wurde) folgte Sonja Hammerschmid als zweite Rektorin. Die Molekularbiologin ist seit 2010 Chefin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Und heuer folgten drei weitere Rektorinnen: Die Historikerin Eva Bliminger wurde im November als Rektorin der Akademie der bildenden Künste in Wien inauguriert. Auch im November fand die feierliche Amtseinführung der ersten Rektorin an der Technischen Universität Wien statt: Sabine Seidler (Fachgebiet Werkstoffwissenschaft). Im Dezember wurde die Gehirnforscherin Christa Neuper als erste Frau an der Spitze der Universität Graz angelobt.

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Akademie der bildenden Künste: Inaugurierte Kämpferin Eva Blimlinger

Sabine Seidler: Erste Rektorin der TU Wien inauguriert

Premiere in Graz: Christa Neuper inauguriert

Foto: APA/Georg Hochmuth, APA/Andreas Pessenlehner, APA/Markus Leodolter

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Land der Töchter: Überparteilicher Schulterschluss der Frauen im Parlament

Anfang Dezember war es endlich soweit: Der Nationalrat beschloss am 7. Dezember ein Bundesgesetz zur geschlechtergerechten Änderung der Österreichischen Bundeshymne. Das Gesetz wurde mit 112 Ja-Stimmen und 39 Nein-Stimmen verabschiedet. Für die praktische Umsetzung heißt das: In der Bundeshymne werden künftig auch die "großen Töchter" Österreichs besungen. Die "Brüderchöre" werden im Text durch die geschlechtsneutralen "Jubelchöre" ersetzt.

Im Oktober wurde aufgrund eines Antrags von SPÖ, Grünen und ÖVP-Frauen die Textänderung in Erster Lesung besprochen. Dies sollte eigentlich schon vor der Sommerpause passiere, wurde aber von ÖVP-Politikern durch Dauerreden verhindert. Genützt hat das aber letztendlich nichts.

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Österreich endlich auch Heimat grosser Töchter

Foto: APA/Hans Klaus Techt

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Friedensnobelpreis für drei Frauen

Zum ersten Mal wurde der seit 110 Jahren verliehene Friedensnobelpreis an drei Frauen vergeben: Er wurde am 10. Dezember in Oslo an die Präsidentin von Liberiern Ellen Johnson-Sirleaf (rechts), an die liberische Bürgerrechtlerin und Politikerin Leymah Gbowee (links) und an Tawakkul Karman verliehen. Karman ist eine jemenitische Journalistin, Politikerin und Menschenrechtsaktivistin, sie ist bis dato die jüngste Friedensnobelpreisträgerin.

Johnson-Sirleaf und Gbowee wurden für ihr Engagement zur Beendigung des Bürgerkrieges in Liberia geehrt. In diesem Konflikt wurden auch Vergewaltigungen als systematische "Waffe" gegen Frauen eingesetzt. Karman wurde für ihr Engagement bei dem monatelangen Volksaufstand im Jemen gegen das Regime des nunmehr abgelösten Präsidenten Ali Abdallah Saleh ausgezeichnet.

Die drei Frauen teilen sich die Dotierung von umgerechnet 1,1 Millionen Euro.

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Friedensnobelpreis: "Meine Schwestern, meine Freundinnen, findet eure Stimme"

Foto: AP/Lisa Poole/Hani Mohammed/Olivier Asselin

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Feministischer Aktivismus I: "Femen“ – nackt macht mobil

2011 machte eine Gruppe ukrainischer Feministinnen auf sich aufmerksam. "Femen" besteht aus etwa 20 Aktivistinnen, die von weiteren 300 Frauen aktiv unterstützt werden. Dass es einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Aktivistinnen gelang, so oft und prominent in den Medien vorzukommen, hat wohl mit ihrem Auftritt während ihrer Protestaktionen zu tun: Mit langen blonden Haare, in die Blumen geflochten sind, Highheels und vorzugsweise barbusig treten sie in Aktion ...

Foto: EPA/Sergey Dolzhenko

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... gegen die Schlechterstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt oder gegen sexuelle Belästigung. "Femen" demonstrierte auch gegen eine Legalisierung der Prostitution während der Fußball-Europameisterschaft, die 2012 in der Ukraine ausgetragen wird. Zahlreiche Aktionen der "Femen"-Gruppe endeten mit Festnahmen. Zuletzt ging man gegen "Femen" brutal vor, als sie in einer Demonstration ihre Solidarität mit der gegen die Parlamentswahl protestierenden russischen Opposition bekundeten.

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Feministischer Aktivismus: Femen protestiert gegen die russische Wahl

Vor der Fussball-EM 2012: Femen Proteste gegen Prostitution

Foto: Reuters/Gleb Garanich

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Feministischer Aktivismus II: Die "SlutWalks"

Ein kanadischer Polizist gab bei einem Vortrag Frauen den Rat, sich nicht wie "Schlampen" anzuziehen, wenn sie nicht Opfer von sexueller Gewalt werden wollen. Diese Vorgeschichte haben wir heuer auf dieStandard.at für unsere LeserInnen aufgrund der vielen Berichte über die "SlutWalks" sehr oft wiederholt. Denn diese Aussage des Polizisten war der Auslöser der größten globalen feministischen Bewegung der vergangen Jahre – oder gar Jahrzente – mit einer gemeinsamen Botschaft: Egal, wie ich herumlaufe, egal, wo ich mich nachts herumtreibe, egal, wie betrunken ich bin – mir angetane sexuelle Gewalt ist nicht meine Schuld. Die ständige Kritik am Verhalten von Frauen, nachdem sie Opfer von sexueller Gewalt wurden, muss ein Ende haben. Es sollten endlich die Täter in den Fokus der Kritik und der Verurteilung geraten. "Schluss mit der Schuldumkehr" – dafür gingen Frauen und solidarische Männer weltweit in hunderten Städten auf die Straße. Beeindruckend.

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Kommentar: Böses Wort bleibt böses Wort

SlutWalk Vienna: SlutWalk der Botschaften

(beaha, dieStandard.at, 29. Dezember 2011)

Foto: AP/Joseph Kaczmarek