Erneuerbare Energieversorgung auf lokaler Basis könnte eine wirtschaftlich gesunde Entwicklung begünstigen.

Foto: Erwin Wodicka,Energie AG

Österreich gab im Jahr 2008 vierzehn Milliarden Euro für fossile Energie aus und das, obwohl Österreich mit seinen Wasserressourcen bereits einen relativ hohen regenerativen Energieanteil im EU-Vergleich ausweist.

1,4 Milliarden Euro Einsparungsvolumen

Volkswirtschaftlich betrachtet, bedeutet diese Zahl, dass bei einer Senkung von einem Prozent des fossilen Energiebedarfs, etwa 140 Millionen Euro jährlich an Mittel eingespart werden könnten. Das bedeutet, dass sich über zehn Jahre, selbst bei gleichbleibenden Erdöl-, Erdgas- und Kohlepreisen, eine Einsparungssumme von 1,4 Milliarden Euro sich ergeben würde.

Diese Logik führt dazu, dass für ein zehn Jahresprogramm zur Reduktion von nur einem Prozent fossiler Energie eine nationale Fördersumme von 1,4 Milliarden Euro aufgelegt werden kann, um eine äquivalente Menge Energie von einer regionalen und regenerativen Energiewirtschaft bereitzustellen. Der volkswirtschaftliche Effekt ist natürlich ein noch vielfach stärkerer. Werden durch den Aufbau einer dezentralen Strom- und Wärmeversorgung, die lokale Nachfrage und Beschäftigung unverzüglich und direkt gesteigert, fließen die Mittel bei Import von fossilen Energien aus einer Region endgültig ab und können nur über den Umweg einer Exportwirtschaft, wieder in die Region zurück fließen.

Lokale Einkommen stärken

Eine regionale Energieversorgung, stärkt die lokalen Einkommen und die Kaufkraft einer Region und dadurch natürlich die Nachfrage nach weiteren Gütern und Dienstleistungen der Bevölkerung, welche wiederum einen Beschäftigungseffekt auslösen. Dieses Phänomen wird unter den so genannter Multiplikator- oder Sekundäreffekten in der Volkswirtschaft beschrieben. Dieses Art volkswirtschaftliche Denken, führt zu der Einsicht, dass nur eine erneuerbare Energieversorgung auf lokaler Basis eine wirtschaftlich gesunde Entwicklung dauerhaft zulässt, da diese regionale Wertschöpfungskaskaden anstößt, die über Jahrzehnte Bestand haben können.

Energiewirtschaftliche Ökonomen, die Energiequellen bloß auf einen eindimensionalen Strompreis reduzieren, verleugnen den massiven qualitativen Unterschied zwischen den beiden Gestaltungsmodellen. Eine lokale Energiewirtschaft baut auf vielfältige Weise regionale Strukturen auf und festigt Wertschöpfungsströme vor Ort. Die fossile Energiewirtschaft und deren Ökonomen zeichnen sich dadurch verantwortlich, ganzen Regionen dauerhaft die Lebensgrundlage zu entziehen, oder sie sogar im Hinblick auf noch steigende Primärenergiekosten gänzlich zu verarmen.

In manchen afrikanischen Ländern, ist diese prekäre Situation bereits eingetreten, dort übersteigen fossile Primärenergieimporte bereits deren Gesamtnettoexporte. Die Wahl zwischen den beiden Energiesystemen lässt sich daher nur bedingt, auf eine reine Preisdiskussion reduzieren. Es ist vielmehr eine Entscheidung über den Grad der wirtschaftlichen und kulturellen Selbstständigkeit, welchen man in Zukunft einnehmen will. Die viel diskutierte Leistbarkeit dürfte nach dem eingangs durchgeführten Rechenmodell, wohl auch für radikale Verweigerer von erneuerbaren Energien nachvollziehbar geworden sein. (Alexander Staufer, derStandard.at, 15.12.2011)