"Die Erwartungshaltung seitens der Medien, Fans und Klubverantwortlichen war wohl zu groß"

Foto: Harald Saller

derStandard.at: Sie hatten mit Anif einen großartigen Herbst und lagen nur drei Punkte hinter Wattens auf dem zweiten Platz. Wie schwierig war für Sie schlussendlich die Entscheidung, das Angebot der Austria anzunehmen?

Thomas Hofer: Es war mir immer klar, dass ich spätestens im Sommer des kommenden Jahres entweder eine kleine Pause einlege oder einen neue Herausforderung suche. In Anif war immer die Ungewissheit dabei, ob wir um einen Lizenz für die zweite Liga ansuchen oder nicht. Und bei einem Aufstieg durch die Hilfe des Kooperationspartners Red Bull hätte ohnehin Gerald Baumgartner (derzeitiger Trainer der Red Bull Juniors, Anmerkung) das Traineramt in Anif übernommen. Das muss man akzeptieren.

derStandard.at: Die Austria blieb im Herbst weit hinter den Erwartungen und liegt abgeschlagen auf dem zehnten Rang. Woran lag das schlechte Abschneiden Ihres Erachtens? 

Hofer: Einerseits hatte die Austria großes Verletzungspech und musste zahlreiche Ausfälle hinnehmen. Andererseits war die Erwartungshaltung seitens der Medien, Fans und Klubverantwortlichen wohl zu groß, dadurch hat sich ein extremer Druck aufgebaut. Die Austria hatte vor allem im Frühjahr dieses Jahres ein paar knappe Siege, die wohl ein wenig über spielerische Mängel hinweggetäuscht haben.

derStandard.at: Wie sieht Ihr Konzept aus, mit dem Sie die Austria wieder auf die Erfolgsspur zurückbringen wollen? 

Hofer: Ich denke, dass ich ein sehr modern denkender Trainer bin. Ich werde daher sehr auf Videoanalysen setzen und gemeinsam mit unserem Individual-Trainer Herbert Laux werden wir in den kommenden Tagen Leistungsdiagnostik-Tests durchführen, um zu sehen, wie die Spieler in Form sind und wo sie noch Defizite haben. Ich will eine junge, offensiv ausgerichtete Mannschaft mit zahlreichen hungrigen Talenten formen. Dabei werde ich eng mit meinem Co-Trainer Christian Schaider zusammenarbeiten. Das Ziel muss in Zukunft natürlich der Aufstieg in den Profibereich sein, dazu werde ich in den kommenden Wochen Einzelgespräche führen, um zu sehen, wer von den Spielern dafür bereit ist und wer nicht.

derStandard.at: Ihr Vorgänger bei der Salzburger Austria, Didi Emich, begründete seinen Rücktritt unter anderem damit, dass er seinen Beruf und die Aufgabe des Trainers nicht unter einen Hut bringen konnte. Haben Sie ebenfalls Bedenken, dass das gesamte Projekt ein wenig zu stressig werden könnte? 

Hofer: In der Regionalliga West gibt es wohl bis auf die Red Bull Juniors keinen Verein, wo der Trainer nicht einen Job abseits des Rasens hat. Ich werde weiterhin meiner Arbeit nachgehen. Zum Glück kommt mir mein Arbeitgeber sehr entgegen und ich kann meine Stunden flexibel einteilen. Der Aufwand wird nicht größer sein als in Anif. Meine Familie steht ebenfalls hinter mir.

derStandard.at: Werden mit Ihnen auch Spieler von Anif nach Salzburg wechseln? 

Hofer: Es gibt die Abmachung, dass vorerst kein Spieler von Anif zur Austria wechseln wird. Daran werden wir uns auch halten, denn die Anifer haben ja noch Chancen, den Aufstieg in die zweite Liga zu schaffen. Was im Sommer passieren wird, kann ich jetzt noch nicht sagen.

derStandard.at: Wie sieht Ihr Wunsch ans Christkind aus?

Hofer: Ich wünsche mir, dass die derzeit verletzten Spieler zum offiziellen Trainingsauftakt am 10. Jänner wieder fit sind. Dann wäre ich wirklich glücklich. (derStandard.at; 12. Dezember 2011)