Foto: Franko Petri
Foto: Franko Petri

Es gab nur wenig Schlaf gestern für viele aus unserer WWF-Delegation. Die Verhandlungen über das Weltklima dauerten die ganze Nacht von Freitag auf Samstag. Unsere Kollegen und Kolleginnen werden schon krank. Die Anstrengung ist für viele einfach zu groß. Am Morgen kam endlich ein besserer Vorschlag, über den wir uns freuten, weil wenigstens einige Lichtblicke drin waren. Das Zwei-Grad-Ziel war im Text, ein rechtliches Instrument wurde vorgeschlagen, das die Staaten an ihre Ziele binden soll. Leider waren keine Reduktionsziele von Treibhausgasen enthalten und auch keine Ziele, bis wann sie verwirklicht werden sollen. Leider wurde auch dieser Vorschlag von Japan und Australien abgelehnt. Wir steuern immer noch auf eine vier Grad heißere Welt zu, wenn hier in Durban nichts weitergeht. Wir verlieren wertvolle Zeit.

Beim Waldschutz gab es wenigstens ein Bekenntnis zum Waldschutzinstrument REDD+ (Reduktion der Treibhausgase durch Kampf gegen die Entwaldung). Zusagen zur Finanzierung blieben leider völlig offen und auch woher die Gelder kommen sollen - aus öffentlichen und privaten Geldern. Investoren haben keine Richtlinien. Bis zu 20 Prozent des CO2 stammen aus der Zerstörung unserer Wälder. Klar, dass unser internationaler Waldexperte aus Österreich, Geri Steindlegger, frustriert ist: "Wenn das so weitergeht in diesem Schneckentempo werden weiterhin Gebiete in der Größe von 30 Fußballfeldern jede Minute abgeholzt", warnt er. In einem Jahr macht das 130.000 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen.

Es ist schon abends und die Sonne geht unter. Seit sieben Stunden warten wir auf das Ende der Ministerverhandlungen, bevor die Abstimmungen beginnen - das hätte eigentlich gestern noch passieren sollen. Doch China und die USA legen sich noch immer quer zu den Vorschlägen. Die EU im Bunde mit den Inselstaaten und den Entwicklungsländern wollen ein weltweit verbindliches Abkommen, aber Staaten wie Indien, China, Japan, USA - die größten Produzenten von Treibhausgasen - wollen sich nicht verpflichten lassen. Die Verhandlungen drehen sich im Kreis. Schon werden hier die Zelte abgebaut, die Restaurants am UNO-Gelände schließen schon, es regnet in Strömen und alle warten - warten auf Entscheidungen, die die ganze Welt betreffen. Unsere WWF-Klimafachleute analysieren Texte, entwickeln Vorschläge und diskutieren mit den Experten und Politikern. Aber so wie es aussieht, wird es hier in Durban keine oder nur eine schwache Einigung geben - oder die Verhandlungen werden verschoben.

Das Warten ist zermürbend. Gerade erfahre ich, dass das Plenum begonnen hat. Also haben die endlosen Unterverhandlungen aufgehört. Aber auch die viel Runden im Plenum können noch viele Stunden dauern. Auch der österreichische Umweltminister Berlakovich, den ich gerade getroffen habe, musste mal aus dem Sitzungssaal rausgehen, weil sich die Diskussionen im Kreis drehen. Die südafrikanische Präsidentschaft will unbedingt ein Ergebnis sehen hier. Es ist fraglich, ob es wirklich dazu kommt - und das große Warten geht weiter, für uns und die Welt...