Willi Bründlmayer betreibt das Weingut Bründlmayer in Langenlois, Christian Schrödl führt die Kaffeerösterei Alt Wien in Wien, Sohyi Kim ist preisgekrönte Asia-Köchin und Yogesh Kumar betreibt Das Parfum in Wien. 

Lancôme - Tresor Midnight Rose
"Furchtzwerg" ist die erste amüsante Assoziation unserer vier Tester: Ananas, Zitrone, Erdbeeren, Himbeeren, Grapefruit machen sie als Gerüche aus. Wie eines dieser künstlichen Zuckerln, das man als Kind bekommen hat, befindet Kaffeeröster Christian Schrödl: picksüß und synthetisch. "Als Duschgel könnte ich mir den Duft durchaus vorstellen", befindet Köchin Sohyi Kim, "ich würde ihn nicht selbst verwenden, aber gerne riechen." Er ist etwas morbid, ist die Meinung von Winzer Willi Bründlmayer, ein Daphne-du-Maurier-Duft. Stark verdünnt wäre er vielleicht erträglich, aber so? Das Fruchtjogurtmäßige verschwinde aber mit der Zeit. Eine positive Seite des Dufts glaubt Parfümeur Yogesh Kumar zu erkennen: Er spricht das Herz an, allerdings nur jenes des Trägers. Ein guter Duft für eine Frau mit Depressionen, wirft Kim ein. "Wobei diese vor meinem inneren Auge ziemlich füllig ist", meint Schrödl. Kim: "Der Duft würde auch zum Wiener Bürgermeister passen!"

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Acqua di Parma - Gelsomino Nobile
"So extrem floral kriege ich keinen Wein hin", eröffnet Willi Bründlmayr die Diskussion. Jasmin, Rosen, Lilien, das sind die Blumen, die die vier Tester benennen. Das Parfum erinnere sie an stark duftende Blumen in einem geschlossenen Raum, meint Kim. Oder, wie sie sich ausdrückt: "Ein richtiges Stinkerl." Kein Winterduft, ein Parfum für März, April, meint Yogesh Kumar, "ein Duft, der einen richtiggehend begrüßt". Aber ist das ein Duft für Männer oder für Frauen, fragt sich Christian Schrödl: "Der Jasmin deutet auf ein Frauenparfum hin, aber ich erkenne darin auch etwas Männliches. Der Duft entwickelt nämlich eine herbe Note." Aber darf ein Herrenparfum so floral sein? Warum nicht, fragt Kumar. Je länger die Diskussion geht, umso positiver äußern sich die Diskutanten. Wow, ist der einhellige Tenor, als das Geheimnis gelüftet wird. Für eine Marke, die für ihre Männerdüfte berühmt ist, sei das Parfum eine tolle Ergänzung.

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Tom Ford - Violet Blonde
"Er erinnert mich an einen Lehrer, der zu viel Aftershave aufgetragen hat", prescht Christian Schrödl vor: "Das ist keine positive Assoziation." Sehr hart, sehr stechend, befindet Yogesh Kumar. Und sehr flüchtig, bemerkt Schrödl, "nach ein paar Sekunden ist der Duft wieder verschwunden". Er rieche nach Ouzo, dem griechischen Schnaps, behauptet Kim. "Der Duft passt zu jemandem, der einen dominanten Anspruch erhebt", weiß Bründlmayer. "Für eine Frau in Herrenkleidung, für jemanden in gehobener Managementposition." Auch Kim kann mit dem Parfum wenig anfangen: "Ranzig" ist das Wort, das ihr über die Lippen kommt. Sie assoziiert damit einen Italiener im Nadelstreif und zurückgeschleckten Haaren, Ende 30 bis Ende 40. "Der Duft hat zwei Nuancen", erklärt schließlich Kumar: "Zuerst ist er stechend, die zweite Note schmeichelt der Nase, sie ist aber sofort verschwunden. Der Duft hat etwas stark Aldehydisches." Nein, so wirklich erwärmen kann sich keiner der Diskutanten dafür.

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Versace - Yellow Diamond
"So riecht die französische Provence", legt Kumar los. "Blumig, erfrischend, reduziert", sagt Kim. "Freundlich und nicht zu ambitioniert", meint Bründlmayer. Der Geruch habe etwas Gurkiges, Meloniges, so die einhellige Meinung. Wenn man böse sei, könne man ihn als fad bezeichnen, unsere Tester mögen ihn aber. Auch Yogesh Kumar: "Für mich ist das ein Raumduft, ich verbinde ihn nicht mit einem Menschen, sondern mit einer bestimmten Umgebung." Kim hat ihn sogar als ihren Lieblingsduft ausgemacht: "Er hat etwas von einer warmen Sommernacht!" Bründlmayer: "Der Duft ist auf jeden Fall sozial verträglich." Was als Kompliment zu verstehen ist.

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Estée Lauder - Sensuous Nude
Ein Duft wie ein Rumtopf, meinen die Tester: zum Abschlecken. Schoko, Kokos, Creme, Rosinen, Vanille. So richtig begeistert ist die Runde aber nicht. "Der Duft ist zu betulich", bringt es Bründlmayer auf den Punkt. "Etwas zu kitschig", ergänzt Kumar "wenn jemand allerdings nur einen leichten eigenen Körperduft hat, dann kann ich ihn mir gut vorstellen." Seine Mitdiskutanten sind da etwas skeptischer: "Tantenhaft" ist das Wort, das öfter fällt: Kim assoziiert mit dem Geruch eine sehr dicke Frau. Eine Frau mit viel Oberweite, witzelt die Runde, die die Adventbäckerei bringt.

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Penhaligon - Juniper Sling
Dezent, fein, subtil, zurückhaltend, sind die ersten Begriffe, die in dieser Runde fallen: Zimt, Nelke, Fenchel, Weihnachten. Die Würze dieses Parfums gefällt den Testern, länger als sonst wägen sie ihre Worte ab. "Das ist ein gefährlicher Duft", behauptet Kim, "einer für gewisse Momente." Der erste wirklich geheimnisvolle, sinnliche Duft in der Runde, befindet auch Yogesh Kumar. "Er passt wunderbar zur momentanen Herbststimmung", weiß Bründlmayer. Ob ihn ein Mann oder eine Frau tragen solle, darauf wollen sich die Tester nicht festlegen. Ein Unisex-Duft. Wobei: "Ich sehe ihn an einer Frau", sagt Bründlmayer: "An einer Psychoanalytikerin." Schrödl dagegen an einem jungen Burschen. "Aber nur an einem, der keine Mädels mag", sagt Kim. Bründlmayer: "Einigen wir uns darauf, dass der Duft androgyn ist." Fazit: Der eindeutige Testsieger, am Ende werden sich die Teilnehmer alle seinen Namen notieren.

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Sisley - Eau de Soir
Eindeutig männlich, befinden die Tester unisono: Die Farbe hellgrün, der Geruch moosig. Der Duft rieche sehr beißend, meint Kim. Bründlmayer relativiert. "Ein aktivierender Duft", sagt Yogesh Kumar, "auch wenn ich nach dem Sport nicht dusche, glaube ich, ich hätte es gemacht." "Pfeffrig und zitronig" ist das Urteil der Fachleute. Aber kein Drogeriemarktduft, dafür sei er zu komplex. "Was für ihn spricht, ist, dass er sich mit der Zeit doch recht gut entwickelt", schlägt Bründlmayer für ihn in die Bresche: "Ein Frischekick, ein Sportstudioduft." Auf jeden Fall ein Duft, der polarisiert.

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Serge Lutens - Vitriol d'oeillet
Penetrant: Die ersten Worte, die die Tester bei diesem Duft in den Mund nehmen, sind alles andere als schmeichelhaft. Ein ledriger Geruch, minzig, Zedernholz, mit viel weißem Pfeffer. "Zu süß" findet ihn Bründlmayer. Doch dann ändert sich das Bild. "Ich denke an Orangen, in die man Gewürznelken gesteckt hat", sagt Schrödl. "Diesen Duft kauft jemand für sich selbst, nicht für jemand anderen", meint Kumar. Dass es ein Herrenduft ist, darüber herrscht Einigkeit. Die Zielgruppe: ein Mann, der sich etwas traut, nicht mehr ganz jung. Auf einen grünen Zweig kommen die Tester bei diesem Duft aber nicht: Schrödl und Kumar mögen ihn, Kim und Bründlmayer können sich nicht erwärmen.

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Diesel - Loverdose
"Eine schlanke Blondine!" Das ist die erste Assoziation, die Sohyi Kim zu diesem Duft hat. "Ich sehe etwas vor mir, das ich selbst nicht gerne produziere, das ist aromatisierter Caffè Latte", sagt dagegen Christian Schrödl. Einen Chardonnay Auslese, meint Willi Bründlmayer zu erkennen. Dafür sei das Parfum aber zu blumig, zu süß, wirft Kim ein. Vielleicht sei es ja einer aus Baden, schmunzelt Bründlmayer. "Das ist ein gut komponierter Duft", befindet Parfümeur Yogesh Kumar, "allerdings entwickelt er nach einer Weile eine ziemliche Opulenz." Kim macht Nelken, Zimt, Papaya und einen leichten Rosenduft aus. Ein Duft für ein 14- bis 15-jähriges Mädel, darauf können sich alle einigen. Wobei: Ein, zwei Liebhaber sollte das Mädchen schon hinter sich haben, scherzt Bründlmayer.

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Biehl - Parfumkunstwerke gs01
Urlaubsgefühle kommen beim letzten Duft unseres Tests auf: "Er riecht wie das blaue Meer", stellt Bründlmayer fest. "Eigenartig", sagt Schrödl, "dieser Duft entwickelt sich nicht, er riecht am Anfang gleich wie später." Vielleicht weil er so viel Alkohol enthält? "Wenn der weg ist, dann bleibt die pure Emotion", benennt es Yogesh Kumar. Kim fühlt sich dagegen an Staub und Wind erinnert. Dieser Duft fällt aus dem Rahmen, befinden alle in der Runde, für Kumar aktiviere er den Gaumen, Schrödl sieht eine Terrasse mit Springbrunnen vor seinem inneren Auge. Begeistert sind sie - bis auf Kim ("zu synthetisch") - aber alle. Ein absolut moderner Duft, ob für einen Mann oder eine Frau, das bleibt dahingestellt. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/09/12/2011)

Das Parfum Biehl gs01 ist bei Natural Cosmetics in der Postgasse 1-3 in 1010 Wien erhältlich, Penhaligon, Sisley, Acqua di Parma und Serge Lutens nur in exklusiven Parfümerien. Gute Adressen in Wien sind etwa: Le Parfum (Petersplatz 3), Duft und Kultur (Tuchlauben 14), Nägele & Strubell und J.B.Filz & Sohn (beide am Graben) oder Topsi Parfümerien.

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