"Heraion 03" nennt Peter Holzinger seine Damenkollektion, die zugleich seine Diplomarbeit an der Modeklasse der Angewandten ist. Heraion, so wie jene der griechischen Göttin Hera - der "Kuhäugigen", wie Homer sie nannte - gewidmeten Heiligtümer. Die Idee, der Kollektion diesen Titel zu geben, entstand aufgrund eines Fotos, das ein Model mit großen, sanften Augen zeigt. Vorrangig inspiriert hat Peter Holzinger aber ein Roman, Thomas Manns "Zauberberg", dessen besondere Atmosphäre der Zeitlosigkeit und Abgehobenheit.

Foto: Jork Weismann

"Ich gehe von einem Ideal aus, von einem Bild, das ich vermitteln will", beschreibt der Designer seinen Zugang zum Modemachen. Ideale seien nicht als Vorbilder zu verstehen, meint er, sondern als Vorstellungen, mit denen man eine eigene Realität erschaffen könne.

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Für "Heraion 03" hat Holzinger ein Bild vor Augen gehabt, das er generell beim Entwerfen von Bekleidung für Frauen verfolgt: jenes der starken Frau. Ein Konzept, so erklärt er, das nicht das Geringste mit dem Klischeebild der so genannten "Powerfrau" zu tun hat. "Es ist eine Frau, die - so weit das überhaupt möglich ist - unabhängig ist, ihren eigenen Weg geht."

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Wobei das Bild, das er mit seiner Diplomkollektion zeigt, ein für seine sonstige Arbeit, die eher vom Einsatz fester, körperhafter Materialien wie etwa Denim geprägt ist, untypisches ist: fragile, transparente Materialien wie Mousseline, Chiffon und Seide, die Peter Holzinger zum Teil in zarten Tönen selbst gefärbt und bedruckt hat, mit Mustern, die spontan, ohne großes Nachdenken entstanden sind. Helles Grün, Lila, Grau, Gold, transparente Teile, die auch übereinander getragen werden und, ganz im Sinne des Designers, zum freien Kombinieren und Variieren einladen, Details aus Mohairstrick - und viel Weiß: "Mir war bei diesen Entwürfen die Leichtigkeit sehr wichtig, das ist eine Kollektion, mit der sich eine Frau auch zurückziehen kann."

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Peter Holzingers Weg zur Mode war einer mit Umwegen und Abzweigungen. Zwar habe er es sich bereits als Zwölfjähriger gut vorstellen können, Mode zu machen, mit 18 habe er die Idee dann aber - vorläufig - als zu oberflächlich verworfen. Er begann in Wien einen Lehrgang als Textilrestaurator, absolvierte Praktika im Kunsthistorischen Museum und am Völkerkundemuseum. "Ich habe dann aber gesehen, dass das nicht mein Metier ist, dass ich nicht ewig an der Vergangenheit arbeiten will."

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Es folgte ein Intermezzo als Ankleider am Theater und als Zivildiener. Die Arbeit als Behindertenbetreuer habe ihm sehr gut gefallen. "Aber nach einiger Zeit habe ich bemerkt, wie sehr mir das Kreative fehlt". Also doch die Mode. Der damalige Interims-Professor Paolo Piva nahm ihn an die Angewandte auf. Heuer ist sein Diplomjahr in der vom belgischen Designer Raf Simons geleiteten Modeklasse, und das Arbeiten mit Mode macht ihn, wie er selbst sagt, glücklich.

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Zukunftspläne nach dem Studium? Vorerst einmal Erfahrungen sammeln, im Ausland. Paris oder Antwerpen peilt Peter Holzinger an, die Arbeit für Designer wie Lutz, Dirk van Saene oder Stephan Schneider. Nicht Gucci oder Prada, auch wenn das vermutlich "klüger" wäre. In kleineren Teams erhofft sich der junge Designer, intensiver in die kreative Arbeit einbezogen zu werden.

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Und danach vielleicht doch wieder Wien. "Man kann ja auch in Wien arbeiten und sich international vermarkten", meint Holzinger und erinnert an Helga Schania und Hermann Fankhauser, die mit ihrem Label "Wendy & Jim" genau das geschafft haben. Wobei die Frage nach dem eigenen Label für Peter Holzinger noch nicht entschieden ist. Eigentlich mag er Labels nicht so gerne, den Kult, der um sie gemacht wird: "Das ist so ein Wirtschaftsding, ein starker Zwang, sich ein Image zu konstruieren." Bis dato hat er konsequenterweise keine Labelnamen in seine Kleider genäht, sondern nur die Titel der Kollektionen. (DER STANDARD/rondo/Margit Wiener/06/06/03)
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