Doch wie gesagt: Einige bleiben zurück. Und um die geht es in dieser Dokumentation, für die Regisseur Jochen Hick heuer mit dem Teddy Award, dem "schwul-lesbisch-transidentischen" Preis der Berlinale, ausgezeichnet wurde.
Porträts
Da ist zum Beispiel der 26-jährige Forstwirt Stefan, der noch bei seiner Mutter lebt (siehe Bild) und sich im Kreise seiner Arbeitskollegen im Wald outete. Oder Hartmut, HIV-positiv und passionierter Thailand-Flieger, der zuhause am Stammtisch mit seinen Dorfnachbarn übers Schwulsein fachsimpelt.
Richard, 78 und damit von einer Zeit geprägt, in der Schwulsein ein Todesurteil bedeuten konnte, freut sich, dass er sein Leben über die Runden bekommen hat, ohne jemals anzuecken ("Man blieb im Hintergrund ..."). Der unverwüstlich gutgelaunte Uniform-Liebhaber Uwe schließlich wird auf einem Wochenendausflug nach Berlin begleitet, der abwechselnd mit dem Durchforsten von Darkroom-Annoncen und der Suche nach Souvenirs für die Mutter verbracht wird.
Leben in der Provinz
Dazwischen glänzt Hicks Doku mit Szenen einer CSD-Parade im biederen Ravensburg, die von "Jesus liebt dich - kehr um"-Schilder hochhaltenden Bürgerinnen flankiert wird ("Kennen Sie Homosexuelle? - "Nein." - "Möchten Sie welche kennenlernen? - "Nicht unbedingt.") und angepasste Mitglieder der Zielgruppe eher abschreckt als animiert ("Die sind nicht homosexuell, die sind wahnsinnig! Die guten Homosexuellen, die sieht man gar nicht mehr.")
Keiner der vier Interviewten lebt in einer festen Beziehung. Allen gemeinsam scheint aber eine positive Grundeinstellung eigen: Passend zum Ton des Films, der - mit schunkeligen Easy Listening-Klängen unterlegt - das schwule Landleben als etwas durchaus Machbares zeigt. Hartmut meint am Ende, wenn er gewusst hätte, wie einfach es sein wird, hätte er sich schon viel früher geoutet.
Im Dunkel
Nur einmal blitzt erschreckend auf, dass die dunkle Vergangenheit noch nicht so weit zurück liegt: Dann nämlich, wenn Mitglieder einer Selbsthilfegruppe von Eltern homosexueller Kinder schildern, wie sie lernen mussten, die ihnen kulturell eingetrichterten Aggressionen ("Unterm Adolf wärn die zerhackt worden") abzubauen.