Die öffentliche Wahrnehmung des Geeks an sich hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt. Einst gerade in jungen Jahren sozial geächtet, ist der Geek - samt zahlreicher Derivate - nach und nach in den Mainstream getröpfelt. Ein dezenter Overflow an Filmen und Serien hat dazu beigetragen, dass der Geek längst Bestandteil des popkulturellen Kanons geworden ist. Selbst der Geek-Look ist mittlerweile in Form der Hipster in gesellschaftliche Schichten vorgedrungen, die wohl noch nie einen ZX Spectrum von innen gesehen haben.

Und doch: Auch wenn sich mittlerweile ein gewisses neugieriges Interesse an den unterschiedlichen Ausprägungen des Geektums und sogar an dessen evolutionsgeschichtlicher Enwicklung (Achtung: coole Infografik hinter dem Link versteckt!) entwickelt hat, der eigentliche, der wahre, der - wenn man so will - Kern-Geek, der "Homus Geekus" also, er bleibt in so manchen Dingen für weite Schichten der Gesellschaft ein Mysterium. Ein Problem, das sich Jahr für Jahr gerade rund um festive Anlässe manifestiert, wenn es für "Normalos" gilt, passende Geschenke darzubringen.

Wie schon in den vergangen Jahren will der WebStandard entsprechend auch heuer wieder seiner sozialen Verpflichtung nachkommen, und in Folge ein paar Devotionalien präsentieren, die eigentlich in keinem gut sortieren Geek-Haushalt fehlen sollten dürfen. Anmerkung: NEU! TOLL! SUPER! Dieses mal nach thematischen Blöcken sortiert!

Grafik: Flowtown

Beginnen wir also mit einigen Geek-atmosphärischen Kleinigkeiten, nein eigentlich: Essentials. Einer der prägendsten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre ist bar jeglichen Zweifels Ridley Scotts "Blade Runner". Die Vision einer dystopischen Zukunft (?), in der wirklich jedes freie Stück Raum mit Leuchtwerbung zugepflastert ist. So zumindest die Beschreibung jemandes, der es noch nie geschafft, hat den gesamten Film in einem Rutsch zu schauen, weil das Geräusch des Dauerregens einfach so unfassbar beruhigend ist, und das irgendwie permanente Schlafdefizit dann erbarmungslos zuschlagen kann. (Anmerkung: Leider konnten an diesem Umstand auch die gefühlt unzähligen Neuschnitte des Films nichts ändern, das wär doch mal was: ein "Sleepless Cut").

Wo waren wir? Ach ja - Regen. Wer Regen sagt, muss natürlich auch Regenschirm sagen, und da sind wir auch schon wieder bei Blade Runner, weil dort gibt es die fraglos coolsten Regenschirme der Filmgeschichte zu bewundern. Mit ihrem heimeligen Neon-Glühen ausgestattet, leuchten sie den Weg durch noch die dunkelste Nacht, und sind somit so etwas wie die pazifistische Alternative zum Star-Wars-Lichtschwert. Also: Zuschlagen, Lichtschwert hat ja ohnehin schon jeder und jede, ist somit irgendwie voll 2010.

Foto: Warner Home Video

Wer liebt sie nicht: Ansteckende Krankheiten! Gut, das mag jetzt etwas übertrieben sein, aber ich wollte einfach immer schon mal so einen Absatz beginnen, also ... ähm... ja. Weiter im Text: Der "Infectious Disease Stress Ball" erweist sich als perfekte Symbiose zweierlei jedem Menschen inhärenter Grundbedürfnisse: Dem Drang tief sitzende Aggressionen an einem unschuldigen Objekt abzureagieren sowie dem Ansinnen, Ekel bei anderen auszulösen. Zwischen die Finger kommt einem der etwas speziellere Ball in so schönen Geschmacksrichtungen wie "Zombie Virus", "Smallpox" oder "Bubonic Plague". Nicht überliefert ist allerdings, mithilfe welcher wissenschaftlicher Kriterien die Zuordnung einzelner Krankheiten zu einer farblichen Ausführung vorgenommen wurde.

Foto: Thinkgeek

Die bislang genannten Geekitäten sind am Rande erwähnt allesamt über Thinkgeek erhältlich, das ja in solchen Fragen so etwas wie die "Homebase" darstellt. So gibt es etwa eine "Minecraft Pixfoam Axe", also eine zum Kultspiel passend Axt im schicken Pixel-Design - alternativ dazu kann man sich auch ein Schwert zulegen, um sich Low-Res-Gefilde zu kämpfen. Etwas Befremden löst hingen der Enterprise Pizza-Schneider aus, für wahre Trekkies eigentlich ein Sakrileg, die NCC-1701 für solch niedere Aufgaben zweckzuentfremden. Andererseits - wenn man bedenkt, was Kirk mit der so alles angestellt hat...

Gleichermaßen formvollendet und lehrreich ist der Duschvorhang mit Periodensystem, ein Objekt das direkt dem Set der "Big Bang Theory" entsprungen ist, aber das muss wohl in diesem Rahmen ohnehin nicht dazugesagt werden. Und wenn wir schon bei Einschlägigem wären, noch kurz der Hinweis auf einen Klassiker: Bei "Sheldon Shirts" lässt sich beinahe allen in der TV-Serie getragenen T-Shirts nachspüren - ein Quell an Inspiration zur stilvollen Oberkörperverhüllung.

Foto: Thinkgeek

Die schönsten Geschenke sind gerüchteweise die selbstgebastelten, bei Geeks ist das tatsächlich so - nur umgekehrt: Ein Präsent, aus dem der Beschenkte in Folge etwa eigenes formen kann, ist eigentlich nie verkehrt. Gerade elektronische Basteleien aller Art wissen immer zu erfreuen. Der ungekrönte König dieser Sparte - der aus offener Hardware und Software bestehende Arduino - sei nur am Rande erwähnt, weil schon mal in früheren Jahren empfohlen (und wir wollen doch keine inhaltlichen Dopplungen, nicht wahr). Wer gern in etwas klarer vorgezeichneten Bahnen bastelt (bzw. basteln lässt), kann zur "Vibrati Punk Console" greifen, einem Selbstbau-Kit aus dem sich ein Mini-Synthesizer mit bestem Retro-Sound kreieren lässt. Ein besonderer Clou: Das ganze passt optimal in eine Kaffedose, womit auch der stylische Aufbewahrungsort gesichert wäre.

Foto: Make

Wer selbst gern Hand anlegt, dem sei die Anleitung zum Bau eines "Privacy Monitors" empfohlen: Darin beschreibt ein findiger Hacker, wie sich aus einem handelsüblichen LCD-Monitor ein mittlerer Geheimnisträger machen lässt. Durch die Veränderung der Polarisierung erscheint in Folge all das Geschehen zunächst einmal als reine weiße Oberfläche. Erst durch die Zuhilfename einer 3D-Brille - oder auch einer polarisierten Sonnenbrille - wird der eigentliche Inhalt einsichtig. Womit der Nasenschmuck eigentlich zu etwas ähnlichem wie Röntgenblickbrillen avancieren - nur eben in "funktionierend". Bleibt zu hoffen, dass sich die Technik durchsetzt, damit man sich künftig bei Vorlesungen und Konferenzen nicht mehr über die mangelnden Solitaire-Fähigkeiten der vor einem sitzenden Person ärgern muss.

Foto: Hackaday

Nicht zuletzt für seine vom Wind angetriebenen "kinetischen Kunstobjekte" ist der Niederländer Theo Jansen bekannt, die es übrigens vor einigen Jahren schon auf der Ars Electronica zu bestaunen gab. Allein von der Größe her sind diese "Strandbeests" nicht wirklich eigenheimtauglich, allerdings gibt es mittlerweile in Zusammenarbeit mit dem japanischen Spezialisten für robotische Wunderlichkeiten aller Art - Gakken - eine Mini-Ausgabe davon. Einmal zusammengebaut, setzt es sich auf seine wirklich sehr eigene Art in Bewegung - so denn Wind vorhanden ist. Und da hätten wir auch schon die Achillesferse gefunden: Im Gegensatz zu den großen Gebilden von Jansen bleiben diese bei Windstille auch wirklich umgehend stehen. Freilich lässt sich diese Beschränkung mit dem einen oder anderen Hack aufheben, nach eingängiger Prüfung aller eingereichten Projekte, sieht der Autor jedenfalls die Zukunft der Robotik beim Hamster-Antrieb gelegen.

Foto: Gakken

Während all das bisher Genannte in einem durchaus massenverträglichen Budgetrahmen zu liegen kam, kann man das von den nun folgenden Einträgen nur schwerlich behaupten. Wir sind also bei der "Wos-kost-die-Wöd?"-Kategorie angekommen. Was man sich etwa für schlappe 55.000 US-Dollar anschaffen kann, demonstriert "Evolve Motorcycle": Unter dem Namen "Xenon" gibt es ein Motorrad, dessen Design unübersehbar dem Tron-(Legacy)-Universum entsprungen ist. Der Fiberglass-Rahmen samt OLED-Highlights verfehlt in freier Wildbahn zweifelsfrei seine Wirkung nicht. All das übrigens weitgehend geräuschlos, wird das "Xenon" doch per Strom betrieben.

Wahlweise 70 oder doch 100 mph (113/161 km/h) schnell soll das Gefährt durch die nicht-virtuelle Realität brausen - so ganz scheint der Hersteller noch nicht mit der eigenen Produktseite im Reinen zu sein. Die Reichweite hält sich mit angegebenen ca. 160 Kilometern ebenfalls im überschaubaren Rahmen, aber für den einen oder anderen Showdown am Grid sollte das schon reichen.

 

Foto: Evolve Motorcycle

Was Marty McFly schon mal getragen hat, kann auch heute nicht ganz verkehrt sein - so oder so ähnlich hat sich das wohl unlängst der Sportartikelhersteller Nike gedacht. Also hat man sich mit "Zurück in die Zukunft II" DEN Klassiker des nicht gar so dezenten Product Placements noch mal näher angekuckt und eine limitierte Neuauflage des darin vom Protagonisten getragenen "Nike Mag" produziert. LED-Panels! Beleuchtetes Logo!! - Alles mit dabei. Eigentlich wurde bereits die gesamte Auflage vor einigen Monaten per eBay versteigert, einige davon haben es aber genau an diesen Ort zurück geschafft. Wer also das Kleingeld von 5.000+ US-Dollar übrig hat, darf schon mal das Hoverboard vorwärmen - und natürlich den Fluxkompensator anwerfen.

Und da hätten wir jetzt auch die p.e.r.f.e.k.t.e. Überleitung zum letzten großen Block in dieser Geschichte gefunden: Für diesen benötigen wir nämlich nichts weniger als eine Zeitmaschine. Oder auch Geduld, aber für die zeitgerechte Lieferung zu den anstehenden Festivitäten wäre zweifelsfrei eine Zeitmaschine besser. Heißt: Die folgenden Gerätschaften sind derzeit noch gar nicht am Markt verfügbar. Freilich - wer lässt sich schon von solch profanen Dingen wie der Realität von den eigenen Geschenkeambitionen abhalten lässt... Also, nichts wie ab in den Zeittunnel, immer auf die Morlocks aufpassen und los kann es gehen.

Foto: Nike

Mit starken Begriffen wie "Revolution" soll man bekanntlich vorsichtig sein, ein guter Grund ihn gleich postwendend anzuwenden: Nichts weniger als eine solche soll nämlich die Lytro Camera für die Fotografie werden, das kleine Gerät unterscheidet sich dabei grundlegend von konventionellen Fotoapparaten. Mittels eines neuen Sensors werden hier vollständige "Lichtfelder" aufgenommen, vereinfacht gesagt werden dabei Farbe, Intensität und Richtung jedes Lichtstrahls in einem Bild erfasst. Dies eröffnet eine Fülle von spannenden Möglichkeiten, eine der wohl verblüffendsten: Bei mit der Lytro Camera aufgenommenen Bildern kann der Fokus auch später noch nach Belieben verändert werden. Das heißt auch, dass es bei einer solchen Kamera keinen Autofokus gibt und keine der damit verbundenen Verzögerungen mehr auftreten, Bilder sind wirklich umgehend "im Kasten". Zu den weiteren Möglichkeiten gehören Parallax-Verschiebungen und 3D-Aufnahmen. Die grundlegende Technik ist übrigens schon gute 15 Jahre alt, damals waren aber noch Supercomputer für die zugehörigen Berechnungen nötig, jetzt passt dies alles in eine kleine Box.

Der zeitliche Sprung, der für den Erwerb eine Lytro Camera vonnöten ist, hält sich übrigens in Grenzen, Anfang 2012 soll es bereits soweit sein. Dafür muss man noch einen kleinen Kontinentaldrift vornehmen - vorerst ist nämlich die USA exklusiver Vertriebsmarkt. Für die zugehörige Software wird zudem Mac OS X benötigt - bei der Zielgruppe aber wohl die geringste Hürde, eine Windows-Version soll folgen, Linux mögen die Kamera-Geeks offenbar nicht (buhhhhh!). Der preisliche Rahmen bewegt sich übrigens - je nach integriertem Speicherplatz von 8 oder 16 GByte - mit 400 bzw. 500 US-Dollar im relativ erträglichen Rahmen.

Foto: Lytro

Kommt zum Abschluss noch ein richtiger Herzensbrecher: Der "Bergcloud Little Printer", ist ein kleiner Würfel, der bedrucktes Papier im Rechnungsstyle ausgibt, der Clou ist allerdings die Verbindung mit dem Web. Holt sich der - hab ich das schon gesagt? - herzzerreißend süße Drucker doch die Informationen aus unterschiedlichsten Online-Quellen um seine Zettelchen zu kombinieren. So lässt sich der "Little Printer" als eine Art "realer "Nachrichtenticker verwenden, er kann Foursquare-Updates ausgeben, kleine Rätsel liefern oder das Bild des Tage mit auf den Weg geben.

Denn genau darum geht es auch bei dem Konzept: Die solcherart erstellen Zettel können einfach ins Geldbörsl gepackt und unterwegs genutzt werden, etwa also TODO-Liste oder eben für das Sudoku zwischendurch. Der Content wird über eine Smartphone-App ausgewählt, vom Start weg gibt es eine Reihe von Partnerschaften mit Firmen wie Google bis zum britischen Guardian oder (schon wieder ^^) Nike. Hinter dem Konzept steckt übrigens eine Londoner Design-Firma, die in Zukunft noch weitere solcher "Cloud-connected-Devices" plant. Und ach ja: Er macht immer so ein süßes Gesicht, wenn er grad nichts macht. Und ausdrucken tut er's auch noch. Süß, oder? Oder?. (, derStandard.at, 11.12.11)

Foto: Bergcloud