Die große Nähe zum Clan des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi hat der London School of Economics (LSE) "erheblichen Schaden" zugefügt. Zu diesem Schluss kommt der 179-seitige Bericht des früheren englischen Lordrichters Harry Woolf. Unter der Ägide des mittlerweile zurückgetretenen Direktors Howard Davies habe die LSE "einen Katalog von Fehlern begangen" , darunter die Annahme einer Millionenspende, womöglich aus Gaddafi-Bestechungsgeldern.

Die Verbindungen mit den Gaddafis begannen 2002, dazu gehörte auch ein Studienplatz für den angeblich reformfreudigen Saif al-Islam. Durch "institutionalisierte Habgier" habe die LSE ihren Ruf ruiniert, beklagt die Labour-Abgeordnete Margaret Hodge, Ex-Gouverneurin der Hochschule.

Tatsächlich ließ sich die LSE offenbar von der Aussicht auf gute Einnahmen blenden. Jahrelang wurden Gaddafis Getreue ausgebildet. Mindestens eine Million Pfund (1,17 Mio. Euro) stellte die Universität dafür in Rechnung.

Saifs Doktorvater David Held lobte den Diktatoren-Sohn, dieser sehe "Demokratie, Zivilgesellschaft und tiefverwurzelte liberale Werte als Kern seiner Inspiration" . Zuletzt drohte dieser den Rebellen aber mit "Strömen von Blut" .

Muammar al-Gaddafi selbst durfte noch im Dezember 2010 per Videolink zur LSE-Studentenschaft sprechen, von der Terror-Forscherin Alia Brahimi einleitend als "Bruder Führer" begrüßt. (DER STANDARD Printausgabe, 2.12.2011)