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Suh Sorry! Ndamukong Suh meinte zunächst gar nichts falsch gemacht zu haben, fühlte sich medial verfolgt, sah das in der Wiederholung dann doch noch anders. Zwei Spiele wird er den Lions wohl fehlen.

Foto: REUTERS/Mike Segar

Hätten Sie letzthin einen Jaguar gebraucht? Es standen nämlich einige zum Verkauf. Gebraucht in Petrol (Männerübersetzung: Blaugrün), allesamt Unfallfahrzeuge, aber noch mit Pickerl bis Jahresende. Da der Vorbesitzer den Chauffeur feuerte, hätten Sie sich um einen Fahrer schon selber umsehen müssen.

Bei den Jacksonville Jaguars steht eine Zäsur an. Zuerst trennte man sich von Headcoach Jack Del Rio, danach kündigte Klubbesitzer Wayne Weaver an, das Team an den Unternehmer Shahid Khan zu verkaufen. Der gebürtige Pakistani handelt mit Autoteilen (kommt uns das bekannt vor?) und kündigte bereits an, dass er das Team nicht aus Florida abziehen möchte. Die NFL sucht ja nach wie vor jemanden, der sich Los Angeles annehmen würde.

Vorangegangen ist dem Ganzen eine veritable sportliche Talfahrt. Zwar hat Del Rio, immerhin seit 2003 im Amt, eine mittlerweile angesehene Defense in Jacksonville installiert (#4 der Liga), bei der Auswahl des Quarterbacks griff der 48-jährige ehemalige Linebacker heuer aber furchtbar tief ins Türkise. Zunächst entließ er vor Saisonbeginn David Garrard und ersetze ihn durch dessen ehemaligen Backup Luke McCown. Als der in zwei Spielen sechs Turnovers produzierte, stieß er den hilflos überforderten Rookie Blaine Gabbert ins kalte Wasser eines vertrackten Angriffs, der sich selbst kaum verstand, um ihn am Ende wieder zu benchen. Als Ergebnis dieser Schachzüge steht die schlechteste Offense der Liga am Papier. Dabei war man 2010 noch im Mittelfeld. Nach der sonntäglichen 13:20-Niederlage gegen Houston zog man dann den radikalen Schlussstrich. Zwar haben die Jaguars bei 3-8 noch immer theoretische Chancen auf eine Playoff-Teilnahme, praktisch sind sie aber erneut gescheitert. Der Rauswurf kommt insofern nicht überraschend. Schade wäre es um diese D, die sich nach Del Rio 2012 in alle Himmelsrichtungen auflösen könnte.

Wer hat hier Favre gesagt?

Apropos Houston (8-3 und #1 der AFC). Die haben den dritten Quarterback in zwei Partien gebraucht. Gegen Tampa verloren sie Matt Schaub, am Sonntag mussten sie Matt Leinart (Schulter) durch den Rookie T.Y. Yates ersetzen. Der behielt zumindest mal gegen die Jaguars den Überblick und brachte den Sieg in trockene Tücher. Danach wurde es einigermaßen paranormal. Der Name Brett Favre geisterte herum. Houston würde mit Opa F. Gespräche führen. Später wollte sich keiner mehr daran erinnern, nur jemand aus Houston, oder um Houston herum wäre das gewesen. Man ging aber nicht so weit, Whitney den Anruf in die Schuhe zu schieben. Jedenfalls kam der Schock dann mit anderem Namen daher: Jake Delhomme. Der führte ja schon die Carolina Panthers in eine Super Bowl. 2004 halt. Seit seiner Entlassung bei den Cleveland Browns im Juli 2011 ist er in erster Linie mit seinen Rennpferden beschäftigt gewesen. Ob Delhomme also spielen, oder Yates nur mit väterlichem Rat zur Seite stehen wird, das scheint offen zu sein.

Suhspendiert

Die Medien sind an allem Schuld. Mit diesem Satz läuft man bei Ndamukong Suh offene Türen ein. Der Defensive Tackle der Detroit Lions hat sich binnen kürzester Zeit den zweifelhaften Ruf „Schmutzigster Spieler der NFL" erarbeitet. Dabei wird er bloß missverstanden. In Wahrheit sei er ja einer, der Ärger stets aus dem Weg geht. Selbst nachdem er den Kopf von Evan Dietrich-Smith „behandelte", um danach am Versuch den Oberarm des Packers O-Liners mit einem gezielten Tritt zu brechen zu scheitern, war die Welt für den Suh noch immer ganz Honolulu-Blau. Die Medien hätten hier ein Hintreten interpretiert, wo doch in Wirklichkeit nur ein Aufstehen und Weggehen zu sehen war.

Der TV-Auftritt nach dem Ausschluss war skurril und ließ selbst Freunde von Suh ratlos zurück. Nicht er habe ein Wahrnehmungsdefizit, sondern „die da draußen". Oh-oh. Das lässt in der Tat Interpretationsspielraum offen. Nicht darüber, was er getan hat, denn das ist klar zu sehen, sondern warum er sein Handeln ausblendet. So viele Möglichkeiten bieten sich nicht an. Entweder Suh ist dumm und streitet es einfach ab, in der Hoffnung, dass es im TV nicht so wild aussieht, oder er kann sich tatsächlich nicht mehr daran erinnern. Für zweites spricht sein Statement tags darauf, als er sein Handeln immerhin als unakzeptabel beurteilte. Offenbar sah er die TV-Bilder und wurde von ihnen überrascht. Oh-oh². Football und Blackouts gehen halt nur schwer zusammen. Es ist generell ein Problem, wenn einem Menschen mit einem Körper als Waffe, hie und da mal eine Minute seines Lebens fehlt. Wer? Ich? Oh je! Und das wäre natürlich dann auch ein Krankheitsbild. Suh kam mit zwei Spielen Sperre davon und legte mittlerweile (I'm Suh Sorry) Einspruch ein. Besser wäre ein umfangreicher Drogen- und Dopingtest und die Einbringung eines psychiatrischen Gutachtens gewesen, aber dagegen spreizt sich ja noch die Spielergewerkschaft. Sie wird wohl wissen, warum. Dafür darf man aber mutmaßen, dass Delhommes' Rennpferde und Ndamukong Suh ein ähnliches Frühstückchen zu sich nehmen und daher auch ähnlich gut drauf sind.

Nicht schon wedow!

Der Versuch, Tim Tebow eine Spielwoche nicht zu erwähnen (ich hatte es mir ganz ehrlich fest vorgenommen), scheitert an der großen Thanksgiving-Langeweile, wenn nicht die Suh-Sache gewesen und Houston mit Brett Favre in Verbindung gebracht worden wäre.

Weil the Wortwitz ja never stops. Tebowned werden sie alle seine Gegner zur Zeit und gegen San Degow gab es fast ein Tiebow. Ich mache es kurz. Ja, er hat es wieder getan. Er selbst sagt, die Defense war es. Stimmt auch. Mit den Chargers (4-7) kann man das ja machen. Das Match im Q wirkte wie der Film der Vorwoche gegen die Jets auf Mile High, nur etwas andersrum entwickelt. Die Broncos (6-5) hielten die Partie bis zum Ende offen, Matt Prater kickte sein Team in die Overtime und dort dann zum 16:13-Sieg, nachdem Nick Novak das zuvor auf Seiten der Chargers nicht schaffte. Tebow mit 143 Passing Yards und einem Touchdown kann sich mit den Zahlen fast schon mit Philip Rivers messen (188/TD). Dafür lief er noch 22 Mal für 67 Yards, was Rivers bekanntlich eher unterlässt. Die 22 Laufversuche sind laut Adam Schefter auch NFL Rekord (nach dem Merger).

Ansonsten, vielleicht ging es da ja nur mir so und eventuell war ich auch bei den falschen Kirtagen, langweilten mich die Darbietungen in Woche 12 häufig. Das begann schon am Donnerstag.

Detroit (7-4) versuchte sich an Green Bay (11-0) und wo ein Versuch ist, da ist auch ein Irrtum. In dem Fall jener, dass die Packers Defense hinten herum Lücken hat und daher für Big Plays anfällig ist. Allerdings macht die #30 Defense diese Big Plays auch: 22 Interceptions = #1 der Liga. Selbstverständlich hat sie diese Lücken - bewiesen, nur das half Matthew Stafford am Feiertag wenig, der diese zwar später fand, aber eben auch drei Mal von den Packers gepickt wurde. Zur Halbzeit stand es 24:0 und ich widmete mich den Resten des Truthahns von vor dem Spiel (Danke Doris und Franz), in der Hoffnung, dass Dallas (7-4) gegen Miami (3-8) dann mit mehr Spannung durch den Beamer kommt. Spannend war es dann in jedem Fall, nur irgendwie wollte auch da bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Die Boys nach wie vor schwach, gewinnen aber nach wie vor die knappen Spiele. Miami agierte durchsichtig und war mit einem mühseligen Tic-Tac-Toe-Spielwitz nach Texas gekommen, verlor die Sache mit einem Punkt. Dallas behauptete damit seinen Playoffplatz in der NFC, Detroit flog vorerst raus, Miami wird nie reinkommen.

Das Bruderduell, die Harbaugh-Bowl, die sollte also herhalten und mein Thanksgiving retten. Bei Baltimore (8-3) gegen San Francisco (9-2) entschlief ich dann aber sanft, mit dem iPad im iBett auf meiner iWampe liegend, nachdem ich zuvor noch einige Fieldgoals bei vollem Bewusstsein erlebte und mir einredete, das wäre zum einen hohe Kunst und zum anderen gehört es sich so bei Geschwisterduellen, dass man nicht gleich mit der vollen Offensive durch die Tür des Bruderherzhauses rauscht. Trotz maximaler Game Pass-Lautstärke In Ear erwachte ich erst frühmorgens, rechtzeitig zum Kasperl auf ORF 1, der in der Folge „Schwein gehabt" den Rest des Spiels für mich zusammenfasste: »Kasperl und Hopsi helfen der Huber-Bäuerin bei der Arbeit. Als der Räuber Schlauklau ihr liebes Schwein Jolanthe stiehlt, um Schweinsbraten aus diesem zu machen, schmiedet Kasperl sofort einen Plan, wie er Jolanthe retten und dem Räuber einen Streich spielen kann.« Baltimore gewann 16 zu gähn. Joe Flacco und Alex Smith warfen zusammen für so viele Yards wie am Sonntag dann Jay Cutler Ersatzmann Caleb Hanie während der Niederlage der Chicago Bears (7-4) bei den Oakland Raiders (7-4). Gut, dass ich das verschlafen habe und gut, dass es noch den Kasperl gibt.

An ihren leisen Sohlen sollt ihr sie erkennen

Ein Team fliegt seit ein paar Wochen unter dem Radar und das womöglich zurecht. Atlanta (7-4) hat fünf seiner vergangenen sechs Spiele gewonnen und schlich sich diese Woche leise aber doch bemerkt an Detroit vorbei auf einen Playoffplatz. Die Gegenwehr war dabei allerdings zumeist übersichtlich: Indianapolis (0-11) und Minnesota (2-9) dürfen sich seit Sonntag auch ganz offiziell als eliminiert bezeichnen, Carolina (3-8) darf das sehr bald schon und auch Tennessee (6-5), auf das noch Buffalo, New Orleans und Houston wartet, hängt schon am Strohhalm. Richtig überzeugend waren die Falcons heuer... ...noch gar nie. Das 23:16 gegen Detroit vielleicht? Die knappe Niederlage gegen New Orleans? Das 12:30 gegen Chicago kann es allerdings ebenso wenig gewesen sein wie die 13:16-Schlappe gegen Tampa. Was mich an Atlanta überzeugt, das ist ihr Restprogramm: @Houston, @Carolina, Jacksonville, @New Orleans, Tampa Bay. Man kann den Falcons ein 10-6 zutrauen. Das könnte gegen Detroit, die noch nach New Orleans, nach Oakland und nach Green Bay müssen, reichen. Und es gibt mit Dallas und Chicago noch zwei weitere fesche Wackelkandidaten in der NFC.

NFL Playoff Race 2011/2012
AFC
Seed
Team
Division
Record
1.
Houston
South
8-3
2.
New England
East
8-3
3.
Baltimore
North
8-3
4.
Oakland
West
7-4
5.
Pittsburgh
North
8-3
6.
Cincinnati
North
7-4
Auf der Lauer
7.
Denver
West
6-5
8.
New York Jets
East
6-5
9.
Tennessee
South
6-5
10.
Buffalo
East
5-6
11.
Cleveland
North
4-7
12.
Kansas City
West
4-7
13.
San Diego
West
4-7
14.
Jacksonville
South
3-8
15.
Miami
East
3-8
Eliminiert
16
Indianapolis
South
0-11

 

NFC
Seed
Team
Division
Record
1.
Green Bay
North
11-0
2.
San Francisco
West
9-2
3.
New Orleans
South
8-3
4.
Dallas
East
7-4
5.
Chicago
North
7-4
6.
Atlanta
South
7-4
Auf der Lauer
7.
Detroit
North
7-4
8.
New York Giants
East
6-5
9.
Philadelphia
East
4-7
10.
Washington
East
4-7
11.
Seattle
West
4-7
12.
Arizona
West
4-7
13.
Tampa Bay
South
4-7
14.
Carolina
South
3-8
Eliminiert
15.
Minnesota
North
2-9
16.
St. Louis
West
2-9

Stats für Nerds

Historische Ereignisse - manche ein wenig im Abseits.

Beim Spiel St. Louis Rams vs. Arizona Cardinals gab es zum ersten Mal in der NFL-Geschichte zwei 80 Yards+ Punt-Return Touchdowns. Nick Miller retournierte für 88 bei St. Louis, Patrick Peterson für 80 bei Arizona. Peterson ist damit auch der einzige Spieler, dem es bisher gelang, vier Punt Return-Touchdowns über 80 Yards in einer Saison zu erzielen.

Cardinals Runningback Beanie Wells lief dabei zu einem Franchise-Rekord von 228 Yards (8.4 pro Laufversuch). Tennessee Runningback Chris Johnson verzeichnete am selben Tag 190 Yards und 8.3 pro Laufversuch. Es war das erst fünfte Mal in der NFL-Geschichte, dass zwei Runningbacks an einem Spieltag über 8 Yards Schnitt pro Lauf kamen. Die anderen Duos: Tom Wilson/Rick Casares (16.12.1956), Bobby Mitchell/Johnny Olszewski (15.11.1959), Adrian Peterson/LaDainian Tomlinson (14.10.2007) und Chris Johnson/Frank Gore (20.9.2009).

Die Cincinnati Bengals wandelten einen 7:17 Rückstand zur Pause gegen Cleveland noch in einen 23:20-Erfolg um. Es ist heuer bereits das dritte Mal, dass die Bengals einen Halbzeitrückstand von mindestens zehn Punkten wettmachen können. Das ist geteilter NFL-Rekord mit den Kansas City Chiefs (1980), New England Patriots (1984), Indinapolis Colts (1986) und Detroit Lions (heuer!).

Patriots Quarterback Tom Brady feierte seinen 119. Sieg als Starter. Damit rückt er auf Platz 6 der ewigen Statistiken vor, den er sich mit Johnny Unitas noch teilen muss.
Houston Receiver Andre Johnson brauchte 120 Spiele, um seinen 700. Pass zu fangen. Schneller war bisher nur Marvin Harrison (114 Spiele).

Carolina Quarterback Cam Newton erzielte beim 27:19-Erfolg der Panthers über Indianapolis seinen zehnten Rushing-Touchdown und ist damit der erste Rookie QB, dem das gelingt. Überhaupt haben nur drei QBs vor ihm zehn oder mehr TDs durch den Lauf in einer Saison erzielt. Steve Grogan (1976, 12), Kordell Stewart (1997, 11) und Daunte Cuplpepper (2002, 10).

Und immer wieder Green Bay

Am Donnerstag geht es bereits mit einem Spiel der Woche 12 weiter. Philadelphia@Seattle *** (2:30, ESPN America) hört sich uninteressanter an, als es das ist, denn eigentlich ist Seattle hier der Favorit und das könnte, wenn schon nicht ein gutes, dann wenigstens ein lustiges Spielchen werden. Beide Teams stehen mit 4-7 bereits auf verlorenem Posten, nämlich drei Siege hinter einem Playoff-Platz. Die Seahawks befinden sich wenigstens auf Platz 2 der (bis auf SF) nach wie vor grottenschlechten NFC West, wofür sie am Ende aber auch maximal nur einen Schönheitspreis bekommen werden.

Am Sonntag zeigt ESPN America das AFC North-Duell Cincinnati@Pittsburgh***** (Pflicht! 19:00), in dem es für die Bengals um Sein oder Schein geht, gefolgt von Green Bay@New York****. Die Giants am Weg nach unten, verloren ihre letzten drei Spiele, Green Bay ist seit 17 Partien ungeschlagen. Der Sunday Night-Kracher folgt um 2:20 mit Detroit@New Orleans*****. Fast schon eine Shootout-Garantie. Wer Montag frei hat: Espressomaschine anwerfen. Für alle nicht ESPNler: Puls 4 zeigt ab 23:20 den Versuch der Giants, ihren schwarzen November vergessen zu machen, indem sie Green Bay ihre erste Saisonniederlage zufügen werden. Oder auch nicht. Michael Eschlböck und meine Wenigkeit werden das beobachten.

NFL-Ergebnisse Woche 11: 

Detroit Lions - Green Bay Packers 15:27
Dallas Cowboys - Miami Dolphins 20:19
Baltimore Ravens - San Francisco 49ers 16:6
Cincinnati Bengals - Cleveland Browns 23:20
New York Jets - Buffalo Bills 28:24
St. Louis Rams - Arizona Cardinals 20:23
Tennessee Titans - Tampa Bay Buccaneers 23:17
Jacksonville Jaguars - Houston Texans 13:20
Atlanta Falcons - Minnesota Vikings 24:14
Indianapolis Colts - Carolina Panthers 19:27
Seattle Seahawks - Washington Redskins 17:23
Oakland Raiders - Chicago Bears 25:20
Philadelphia Eagles - New England Patriots 20:38
San Diego Chargers - Denver Broncos 13:16
Kansas City Chiefs - Pittsburgh Steelers 9:13
New Orleans Saints - New York Giants 49:24

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