Wien - Wenn Österreich im Herbst nächsten Jahres mit dem Bioethanolkraftstoff E10 startet, sollte es möglichst nicht zu dem Chaos kommen, das es bei der Einführung des Sprits in Deutschland gab. Dort hat das E10-Benzin, bei dem zehn Prozent aus Bioethanol bestehen, zu breiter Verunsicherung bei den Autofahrern geführt. In der Befürchtung, das E10 könnte etwa Plastikteile aufweichen, sind viele Fahrer auf altbewährte Spritsorten ausgewichen.

Max Lang vom Autofahrerclub ÖAMTC prescht deshalb mit einem Vorschlag vor, der zu vermeiden helfen könnte, dass in Österreich Ähnliches passiert: Das Kfz-Pickerl, das sich der österreichische Autofahrer in der Regel sowieso jedes Jahr für seinen fahrbaren Untersatz holen muss, sollte um eine Kennzeichnung der E10-Tauglichkeit oder -Nichttauglichkeit des Fahrzeugmotors erweitert werden. Dieses erweiterte Pickerl sollte eingebettet werden in ein Maßnahmenpaket zur breiten Information der Autofahrer.

In Anlehnung an die deutschen Erfahrungen, wo das E10 Anfang 2010 eingeführt wurde, geht Johann Marihart vom Bioethanolkonzern Agrana davon aus, dass aktuell bereits 93 Prozent des Fahrzeugbestands für den Einsatz von E10 geeignet sind; bei den Modellen deutscher Hersteller seien es sogar 99 Prozent. Agrana stellt in Pischelsdorf, Niederösterreich, Bioethanol her.

Umstellungschaos

Doch sind die Chancen gut, dass es in Österreich zu einem ähnlichen Umstellungschaos kommt wie in Deutschland: So ist die Kraftstoffverordnung, mit der die von der EU vorgegebene Beimischungsverpflichtung geregelt wird, noch immer nicht ausgefertigt, wahrscheinlich weil sich die befassten Ministerien - Verkehr, Gesundheit, Wirtschaft unter der Federführung des Lebensministeriums - nicht einigen können. Außerdem gibt es noch immer keine offizielle Liste aller E10-tauglichen Fahrzeuge in Österreich.

Diese Mankos nähren neuerlich die Spekulation, dass die verpflichtende Einführung des E10 um ein, zwei Jahre verschoben werden könnte und das bereits am Markt befindliche Benzin E5 (fünf Prozent Bioethanolbeimischung) sowie das neue E10 parallel angeboten werden. "Die Infrastruktur an den Tankstellen wäre durch das aufgelassene Normalbenzin ja vorhanden", so Kraftstoffexperte Walter Tauscher. (ruz, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.12.2011)