Bild nicht mehr verfügbar.

Mehr als 55 Prozent der Rückmeldungen zeugten von Unzufriedenheit mit den Fahrradabstellplätzen, ganze 15 Prozent gaben den Mangel an Abstellplätzen als Grund an, nicht mit dem Rad zu fahren.

Foto: APA/Uli Deck

Leerstehende Ladenlokale oder Erdgeschoßwohnungen bieten sich als Fahrradgaragen an.

Foto: stadtland

Aber auch für freie Flächen in der Stadt wurden Modelle entwickelt.

Foto: stadtland

Das Problem ist bekannt: Gerade in Altbauten findet sich oft kein Platz zum Abstellen von Fahrrädern. Das Rad muss auf der Straße geparkt werden, wo es Vandalismus, Diebstahl und Wettereinflüssen ausgeliefert ist. Der chronische Mangel an Abstellplätzen - sei es am Wohn- oder am Arbeitsort - hat Alltagsradler Herbert Bork und seine Kollegen vom Raumplanungsbüro stadtland auf eine Idee gebracht: die Entwicklung einer Wiener Fahrradgarage.

Gemeinsam mit den Architekten Halbritter & Hillerbrand und dem Fachbereich Soziologie an der Technischen Universität Wien entwickelte man ein Konzept, das urbanen Radlern gesicherte "Parkplätze" gewährleisten soll. Dieses wurde mit dem zweiten Platz "Die Stadt 2020″ der Technologieagentur der Stadt Wien sowie einem Budget zur Weiterentwicklung honoriert. Das Forschungsprojekt "Fahrradgaragen in dicht bebauten Stadtvierteln" war geboren.

Verhinderte Radfahrer durch Mangel an Abstellplätzen

Eine Bedarfsermittlung im 6. Bezirk brachte folgendes Ergebnis: Mehr als 55 Prozent der Rückmeldungen zeugten von Unzufriedenheit mit den Fahrradabstellplätzen, 60 Prozent vom Interesse an der Nutzung einer Fahrradgarage. Ganze 15 Prozent gaben den Mangel an Abstellplätzen als Grund an, nicht mit dem Rad zu fahren. Was die Radoffensive in Wien betrifft, könnten Radabstellanlagen also einen wesentlichen Beitrag für die Erhöhung des Radverkehrsanteils leisten.

"Einen ähnliche Projektvorschlag hatten wir bereits Stadtrat Rudi Schicker vorgelegt", erzählt Alec Hager von der IG-Fahrrad (IGF), die das Projekt mit inhaltlichem Input unterstützt hat und auch künftig Mithilfe bei der Umsetzung anbietet. "Für die tägliche Radnutzung ist es wichtig, dass das Rad sicher und nahe steht, ohne dass man Kellerstiegen als Hürden oder die Furcht vor Diebstahl ertragen muss."

Niedrige Nutzungsgebühr - aber nicht gratis

"Bei entsprechender niedriger Nutzungsgebühr, praxisnaher Ausgestaltung und guter Betreuung, werden Radgaragen in Wien sicher angenommen, ist Alec Hager überzeugt: Den Bedarf zeigen alleine schon die dauer-zugeparkten Radbügel und Blumenrabattengeländer in den Innenstadtbezirken."

Zwischen zehn und 15 Euro im Monat kann sich der Großteil der befragten Anrainer vorstellen, für die Abstellmöglichkeit aufzuwenden. Kostenlos gibt es die Fahrradgarage nicht, gilt es doch, solange keine finanzielle Förderung seitens der Stadt Wien hereinkommt, die Miet- und Nebenkosten abzudecken. Projektleiter Herbert Bork. "Es geht vorerst auch weniger um das kurzfristige Abstellen des Fahrrades, etwa während des Einkaufens, sondern um das längerfristige Abstellen, über Nacht oder während der Arbeit". 

Schwierige Suche nach Mietobjekt

"Je mehr man sich in Richtung Innenstadt bewegt, umso dichter verbaut ist der öffentliche Raum. Es gibt weniger freie Innenhöfe, mehr Stufen und weniger Abstellmöglichkeiten", stellt Bork fest. Weshalb der 6. Bezirk für das Pilotprojekt bestens geeignet ist. Auch wenn sich dieser mittlerweile als schwieriger Bezirk herausgestellt hat.

Leer stehende Ladenlokale und Erdgeschoßwohnungen wären ideale Standorte für Fahrradgaragen. Hohe Mietkosten und geringe Verfügbarkeit gestalten die Suche allerdings schwierig. "Ohne öffentliche Förderung wird daher ein flächendeckendes Angebot an sicheren Radabstellanlagen nur schwer umsetzbar sein", weiß Bork. Dennoch, bis Anfang 2012 soll eine erste Radgarage in Mariahilf entstehen, in der Anrainer ihren Radabstellplatz anmieten können.

Nutzung zukünftiger Radgaragen

Aber nicht nur in Häusern, sondern auch auf freien Flächen in der Stadt sollen Radgaragen entstehen und nicht nur den Radlern sondern auch der Stadt längerfristig einen Mehrwert bieten.

Und wie schaut es mit Abstellmöglichkeiten für kürzere Aufenthalte unterwegs aus? "Längerfristig sollen in den zukünftigen Radgaragen auch Abstellplätze für kurze Aufenthalte angeboten werden, die für alle Mieter über eine universale Zugangsberechtigung benutzbar sind", plant Bork. "Dafür braucht es ein Netz, das ohne Stadt Wien nicht möglich ist, aber beim Carsharing hat es ja auch funktioniert."

Dass Fahrradgaragen auch in Wien funktionieren können, belegt Alec Hager von der IGF anhand seiner eigenen Erfahrungen: "Radgaragen oder -stationen gibt es in verschiedensten Varianten weltweit. Persönlich kenne ich viele große Radstationen in Radländern wie den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark oder Deutschland. Darüber hinaus bewachte Radgaragen in Kuba, oder betreute strohgedeckte Radparkplätze vor marokkanischen Schulen. Mit einem Netz von geförderten Anrainer-Radgaragen im Altbau könnte Wien zum vielbeachteten Vorreiter werden." (Eva Tinsobin, derStandard.at)