Wien - Die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) sorgt für Streit in der Ärzteschaft. Wegen des Stimmverhaltens von Walter Dorner, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, in der Bundesgesundheitskommission am vergangenen Freitag, forderte die niederösterreichische Ärztevertretung nun dessen Rücktritt. Dorner habe in der Kommission für die ELGA-Einführung gestimmt, obwohl sich sämtliche Mediziner dagegen ausgesprochen hätten, erklärte Christoph Reisner, Präsident der NÖ Ärztekammer, am Mittwoch in einer Aussendung.

Weil Dorner damit gegen die Linie sämtlicher Bundesländer gestimmt habe, sei der Ärzteschaft "ein nicht wieder gut zu machender Schaden" zugefügt worden. Zudem handle es sich um eine "Verhöhnung unserer Mitglieder", zumal mit deren Kammerumlagen "deutliche Inserate gegen ELGA um sechsstellige Eurobeträge geschaltet" worden seien, erläuterte er. Als Konsequenz daraus habe man in der Vollversammlung "mit großer Mehrheit" die Rücktrittsaufforderung beschlossen.

Ärztekammer: Elga ist "Debakel in Skylink-Größenordnung"

Dorner selbst erklärte nach der Abstimmung, er habe zwar grundsätzlich für ELGA gestimmt, den vorliegenden Gesetzesentwurf des Gesundheitsministeriums aber abgelehnt. Eine Systemfestlegung sei in dem Beschluss nicht enthalten gewesen, die Ablehnung der Österreichischen Ärztekammer habe er ebenfalls in der Sitzung betont.

Bei einer Pressekonferenz in Wien rechnete die Ärztekammer vor, welche Kosten mit ELGA auf die Ärzteschaft und das Gesundheitswesen zukommen könnten. Die Studie, die Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart präsentierte, geht von Kosten im ersten Jahr von mehr als 420 Millionen Euro aus, das Gesundheitsministerium setzt die Kosten deutlich niedriger mit Gesamtkosten von 150 Millionen Euro an. Die Ärztekammer bezeichnet ELGA als "Debakel in Skylink-Größenordnung". (red, APA, derStandard.at, 30.11.2011)