Der deutsche Kabarettist Eckart von Hirschhausen weiß, welche Prüfung man bestehen muss, ehe man sich rechtens als Wissenschaftsjournalist bezeichnen darf. "Wer einmal für Kinder geschrieben hat, wer einmal vor ihnen aufgetreten ist und dabei Erfolg hatte, ist dafür geeignet." Kinder seien das strengste Publikum, das man sich vorstellen könne, sagte er vergangene Woche auf der "WissensWerte", dem Bremer Forum für Wissenschaftsjournalismus.

Hirschhausen, selbst Arzt, gab auch Ratschläge, wie man journalistische Beiträge, insbesondere jene zum Thema Medizin, gestalten sollte. Ein schräger Zugang, Humor in kleinen Dosen, das ist für ihn trotz aller Sachlichkeit Pflicht. Sein Beispiel für den in diesem Bereich weit verbreiteten Ratgeber-Journalismus: "Niemals einem Jugendlichen sagen, dass Rauchen ungesund ist. Das nützt absolut nichts. Man müsste dann schon zeigen, dass Rauchen total uncool ist, indem man unbeliebte Politiker mit Zigarette zeigt." Das Publikum bedankte sich mit Gelächter, als Hirschhausen den Namen Angela Merkel murmelte.

Die Realität des Wissenschaftsjournalismus in Deutschland wurde bei der "WissensWerte" freilich auch besprochen: Weniger oder gleich viel Geld für mehr Arbeit und dafür weniger Zeit sei der Normalfall, beklagten die meist freiberuflich tätigen Journalisten und Journalistinnen. Wo bleibt da die Seriosität? Diese Frage stellte man sich in einer eigenen Session. Und was bedeutet in diesem Zusammenhang dann noch "sauber recherchieren"?

Simone Humml, Leiterin der Wissenschaftsredaktion der Deutschen Presse Agentur (dpa), sagte, bei medizinischen Studien, die eventuell von einem Pharmakonzern finanziert wurden, sei es Pflicht der Journalisten, trotz Zeitnot noch eine zweite Stimme einzuholen. Bei Studien, die durch ein Peer-Review-Verfahren anderer Experten gingen und erst danach in Journals wie Nature veröffentlicht wurden, müsse sie aber auf zusätzliche Stimmen verzichten.

Für Diskussionsstoff sorgte schließlich die "WissensWerte" selbst. Ihre Zukunft ist ungewiss: Als Bestandteil der nun auslaufenden "Initiative Wissenschaftsjournalismus" ist auch ihre Finanzierung beendet. Die Initiatoren des Qualifizierungsprogramms, Holger Hettwer und Franco Zotta, suchen nun schon seit einiger Zeit einen Financier für die Zukunft. Ihre Bedingung: Die Programmplanung muss in ihren Händen bleiben. Zuletzt hat man mit "Wissenschaft im Dialog", einer Plattform der deutschen Forschungseinrichtungen, verhandelt.

Hettwer und Zotta haben in den insgesamt neun Jahren des Qualifizierungsprogramms Seminare, Summer Schools und Mentoringprogramme durchgeführt und einige Recherchestipendien vergeben. Seit 2004 wurde die "WissensWerte" veranstaltet - mit etwa 500 Besuchern jährlich. Vergleichbare Initiativen gibt es in Österreich keine. Die "SciCom", ein Forum für Journalisten und PR, pausiert heuer. Im nächsten Jahr will man wieder Fördergeld für die Tagung beantragen. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2011)