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Studenten enterten die britische Botschaft.

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Der Iran hatte zuvor beschlossen, den britischen Botschafter auszuweisen.

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Der Union Jack einmal anders.

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Das Areal der britischen Botschaft liegt in einem weitläufigen Parkgebiet im Stadtteil Jomhouri.

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Teheran/New York/Wien - Nach der Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran hält Großbritannien seine Vertretung in der Islamischen Republik Diplomaten zufolge vorerst geschlossen. In der Botschaft werde es am Mittwoch keinen Geschäftsverkehr geben, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen. Demnach wurde auch das gesamte britische Botschaftspersonal aus dem Iran ausgeflogen. Von der Regierung in London war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

UN-Sicherheitsrat verurteilt Angriff

Der UN-Sicherheitsrat hat den Angriff "auf das schärfste" verurteilt. Die 15 Mitglieder des obersten UN-Gremiums erinnerten in ihrer Erklärung am Dienstag daran, dass die Regierung eines Gastlandes verpflichtet sei, "alle nötigen Maßnahmen" zum Schutz der diplomatischen und konsularischen Einrichtungen auf ihrem Territorium zu treffen.

Die USA, die EU und Russland verurteilten die Gewalt in Teheran scharf und forderten den Iran auf, seinen internationalen Verpflichtungen "umgehend" nachzukommen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton nannte die Angriffe in einer Mitteilung in Brüssel "vollkommen inakzeptabel".

Großbritanniens Premierminister David Cameron nannte den Angriff auf die britische Botschaft "empörend und unentschuldbar". Der Iran müsse die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Außenminister William Hague machte die Führung in Teheran verantwortlich und drohte mit "ernsthaften Konsequenzen".

Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, forderte den Iran auf, "die Täter gerichtlich zur Rechenschaft zu ziehen und sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle weder an der britischen Botschaft oder anderen Missionen im Iran wiederholen".

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle bestellte den iranischen Botschafter ein. "Diese Erstürmung ist völkerrechtswidrig, sie ist in keiner Weise akzeptabel", sagte Westerwelle. Dem Auswärtigen Amt in Berlin zufolge war davon auch die Deutsche Schule betroffen.

Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) erklärte, der Iran drohe sich "nun völlig außerhalb des internationalen Rechtsrahmens zu stellen". Schon vor diesem Vorfall war der iranische Botschafter in Wien ins Außenministerium einbestellt worden.

Das iranische Außenministerium "bedauerte" die Erstürmung der britischen Botschaft und das "inakzeptable Verhalten einiger Demonstranten". Polizei und Sondereinsatzkräfte hätten versucht, den Angriff zu verhindern. Der Vorfall werde untersucht. Am Abend meldete die Nachrichtenagentur FARS, der Protest vor der Botschaft sei beendet.

 

Die Regierung in London hatte vor einigen Tagen im Atomstreit ihre Sanktionen gegen die iranische Regierung verschärft. Als Reaktion beschloss das Parlament in Teheran, die Beziehungen zu Großbritannien einzuschränken und den Botschafter auszuweisen. Während der Debatte am Sonntag hatte ein iranischer Abgeordneter davor gewarnt, wütende Bürger könnten die britische Botschaft stürmen wie sie es 1979 mit der US-Vertretung gemacht hatten.

Den Berichten zufolge lösten sich Dutzende Menschen aus einer Gruppe von einigen Hundert Demonstranten vor der britischen Botschaft. Sie seien über die Tore geklettert und in das Gebäude eingedrungen. Im Fernsehen war zu sehen, wie ein Demonstrant ein Porträt von Königin Elizabeth II. schwenkte. Andere trugen das königliche Wappen durch das Tor nach draußen, während Polizeibeamte tatenlos zuschauten. Später meldete die Nachrichtenagentur FARS, die Sicherheitskräfte hätten sich vor der Botschaft Straßenschlachten mit den Demonstranten geliefert. Auf beiden Seiten habe es Verletzte gegeben.

Vorübergehend Geiseln genommen

Nach iranischen Medien wurden vorübergehend sechs Briten als Geiseln gekommen, bevor die Sicherheitskräfte sie befreiten. Dagegen sagte der britische Außenminister Hague, die Lage sei zwar zwischenzeitlich unübersichtlich gewesen. Er würde den Begriff "Geisel" jedoch nicht benutzen. Aus britischen Regierungskreisen verlautete, es habe bei der Erstürmung der Botschaft keine Geiselnahme gegeben.

Der Westen wirft dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran weist dies zurück. Wegen des seit Jahren anhaltenden Streits ist der Iran mit mehreren Sanktionsrunden belegt worden. Am 4. November 1979 hatten iranische Studenten die US-Botschaft in Teheran gestürmt. Sie hielten 52 Mitarbeiter 444 Tage als Geiseln. (APA/Reuters)