"Ich richte einen eindringlichen Appell an den Konvent", betonte Prodi. Die Versammlung müsse einen klaren, "ausgewogenen Text ohne Alternative" vorlegen und dürfe sich nicht "verzetteln". Sollte dies nicht gelingen, wären die "Risiken enorm", warnte er. "Es geht um die Zukunft der EU." Abermals sprach sich Prodi dafür aus, die Zuständigkeit des geplanten hauptamtlichen EU-Präsidenten klar abzugrenzen. Dabei müsse es sich um einen "Vorsitzenden des Ministerrats" handeln, der vor allem dessen Arbeit koordiniere. Auch müsse sichergestellt sein, dass der EU-Präsident - wie die EU-Kommission und deren Präsident - der demokratischen Kontrolle des Europaparlaments unterstellt wird. Sonst werde es eine "asymmetrische Demokratie" geben. "Dies können wir nicht zulassen", betonte Prodi, dem das Parlament mit langem Applaus zustimmte.
Auch Vertreter der maßgeblichen Fraktionen appellierten an den Konvent, sich auf ein geschlossenes und konsensfähiges Konzept zu einigen. Der Vorsitzende der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP), Hans-Gert Pöttering, mahnte eine Stärkung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg an. Grundsätzlich müsse alles Handeln der EU der Rechtssprechung des EuGH unterliegen; es müsse sich "auf Recht stützen und nicht auf politischen Opportunismus".
Der Konvent müsse einen schlüssigen Verfassungsentwurf vorlegen und keine "Liste von Optionen", verlangte der Vorsitzende der sozialistischen Fraktion Enrique Baron Crespo. Der Chef der Liberalen, der Brite Graham Watson, forderte eine "ehrgeizige Verfassung". Die italienische Grüne Monica Frassoni erwartet deutliche "demokratische Signale". Die Kontrollfunktion des Europaparlaments müsse gestärkt werden, jeder Bürger müsse künftig direkten Zugang zum EuGH haben.