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Paolo Persichetti, früheres Mitglied der linksextremistischen Terrorgruppe "Rote Brigaden", eskortiert von italienischen Polizisten

Foto: EPA/Alessandro Contaldo
Rom - Die Staatsanwaltschaft Bologna hat Ermittlungen gegen ein früheres Mitglied der linksextremistischen Terrorgruppe "Rote Brigaden" (BR), Paolo Persichetti, wegen des Mordes am Arbeitsrechtsexperten Marco Biagi im März 2002 aufgenommen. Der 41-jährige Persichetti war im August des vergangenen Jahres in Frankreich verhaftet und nach Italien ausgeliefert worden.

Persichetti sei kurz vor dem Anschlag von einigen Zeugen in der Nähe der Wohnung Biagis in Bologna gesehen worden, berichteten italienische Medien am Mittwoch. Wegen der Beteiligung an der Ermordung von General Ligio Giorgieri 1987 in Rom hatte ein italienisches Gericht Persichetti zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt.

Regierung warnt vor weiteren Anschlägen

Seit dem Mord an Biagi und an seinem Kollegen Massimo D'Antona im Jahr 1999 warnt die italienische Regierung vor weiteren Anschlägen der Linksextremisten. Vor allem in den 70-er und 80-er Jahren hatten die BR, die eigenen Angaben zufolge gegen die Ausbeutung der Arbeiter kämpfen, Italien mit Terroranschlägen in Atem gehalten. Ihre Gründung im Jahr 1973 wird dem Soziologen Renato Curcio zugeschrieben und mit einer Radikalisierung linker Studentenkreise nach den Ereignissen vom Mai 1968 erklärt.

Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Desdemona Lioce

Wegen des Mordes an dem Regierungsberater Biagi ermittelt die Staatsanwältin von Bologna auch gegen die im März festgenommene Linksextremistin Desdemona Lioce. Sie war nach Ansicht der Staatsanwälte von Bologna ein Mitglied jenes Kommandos, das Biagi erschoss. Die Ermittler glauben, dass die 43-Jährige auch eine wichtige Rolle beim Attentat gegen den Arbeitsrechtsexperten D'Antona gespielt hat. Bei beiden Morden sei dieselbe Waffe verwendet worden. Die Staatsanwälte betonten, Lioce sei von mehreren Zeugen in der Nähe von Biagis Wohnung im März 2002 erkannt worden.

Lioce ist Mitglied einer neu gegründeten Zelle der linksextremistischen Terrorgruppe "Rote Brigaden". Die Extremistin war festgenommen worden, als sie mit ihrem Komplizen Mario Galesi in eine Schießerei im Regionalzug Rom-Florenz verwickelt wurde. Dabei waren ein Polizist und Galesi ums Leben gekommen.(APA)