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Stuttgart/New York - Der deutsch- amerikanische Autobauer DaimlerChrysler rechnet wegen des anhaltenden Preiskampfs in den USA im laufenden Jahr mit einem Gewinnrückgang aus dem operativen Geschäft. Die US-Tochter Chrysler werde allein im zweiten Quartal 2003 einen operativen Verlust von ungefähr einer Milliarde Euro hinnehmen müssen, teilte DaimlerChrysler am späten Dienstagabend nach einer Vorstandssitzung mit. Der operative Gewinn im Konzern werde sich 2003 daher nur auf rund fünf (2002: 5,8) Milliarden Euro belaufen.

Geringerer Gewinn

Bisher hatte DaimlerChrysler erwartet, dass der operative Gewinn gegenüber dem Vorjahr nochmals zulegen werde. Chrysler werde statt des erhofften, zuletzt wegen der Flaute in den USA aber bereits mit einem Fragezeichen versehenen Gewinns von zwei Milliarden Euro vor Restrukturierungskosten nur einen "leicht positiven" Operating Profit ausweisen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte als Reaktion den Ausblick für die Bewertung von DaimlerChrysler.

"Die Preisnachlässe sind dramatisch gestiegen", erläuterte ein DaimlerChrysler-Sprecher die reduzierten Erwartungen. Die hohen Kaufanreize hätten eine Neubewertung der Händlerbestände und der Restwerte von Leasingfahrzeugen nach sich gezogen, die maßgeblich zu dem erwarteten Verlust beigetragen habe, sagte er. Dies sei zunächst ein einmaliger Effekt, der ich aber bei weiter steigenden Rabatten in den Folgequartalen wiederholen könne.

Rabatt-Aktion verlängert

Chrysler hatte erst am Montag angekündigt, seine Rabatte von bis zu 4500 Dollar und die zinsfreien Finanzierungen über den 2. September hinaus zu verlängern, um nicht weitere Marktanteile in den USA zu verlieren. Im Mai gingen die Verkaufszahlen dort, um Verkaufstage bereinigt, um drei Prozent zurück. Seit Anfang 2003 hat Chrysler 6,3 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als ein Jahr zuvor. Zuvor hatten die beiden größten Konkurrenten Ford und GM und ihre Kaufanreize noch einmal ausgeweitet, um den schleppenden Absatz anzukurbeln.

Der Ausblick werde auf "negativ" von zuvor "stabil" reduziert, teilte S&P mit. Zugleich bestätigte die Agentur jedoch den aktuellen Rating des Autokonzerns mit "BBB+". Die Verluste von Chrysler im zweiten Quartal bezeichnete die Agentur als "atemberaubend". Chrysler leide an dem intensiven Preiskampf in der nordamerikanischen Autoindustrie. Die Ratings "könnten in den nächsten Quartalen gesenkt werden", sollte das Management nicht die Wettbewerbsposition verbessern, hieß es.

Vertriebschef wird abgelöst

Chrysler-Vertriebschef Jim Schroer war Ende vergangener Woche abgelöst und durch den Deutschen Joe Eberhardt ersetzt worden. Im zweiten Quartal 2002 hatte Chrysler noch 788 Millionen Euro Gewinn eingefahren, im ersten Quartal 2003 verbuchte die Tochter operativ 152 Millionen Euro Gewinn. Chrysler werde seine bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen nun noch beschleunigen, hieß es. Der US-Autobauer will unter anderem seine Materialkosten senken. Vor kurzem hatte Chrysler Pläne für ein neues Werk in Kanada zu den Akten gelegt.

Die drei übrigen Konzernsparten - die deutsche Mercedes Car Group, das Nutzfahrzeug- und das Dienstleistungsgeschäft - sollen trotz der Konjunkturflaute ihre Ziele erreichen, teilte DaimlerChrysler weiter mit. Mercedes werde bei Absatz, Umsatz und Gewinn an das Vorjahr anknüpfen, Lastwagen und Busse sollen ihre 2002 nur operativ positiven Ergebnisse weiter steigern. Auch das Dienstleistungsgeschäft werde im operativen Ertrag zulegen. In den USA wurden im Mai 2,1 Prozent mehr Mercedes verkauft als im gleichen Monat 2002.

Kostensparprogramm verstärkt

DaimlerChrysler drückt nun in den USA noch stärker auf die Kostenbremse. Der Sanierungsrückschlag habe Chrysler-Chef Dieter Zetsche zu einem Einstellungsstopp bewogen, sagte ein Sprecher in Stuttgart. Das Unternehmen hatte am späten Dienstagabend für das zweite Quartal überraschend einen operativen Verlust von rund einer Milliarde Euro bei Chrysler angekündigt und die Prognose für das operative Ergebnis 2003 im Gesamtkonzern von 5,8 Mrd. Euro auf 5 Mrd. Euro gesenkt. Die DaimlerChrysler-Aktie fiel bis Mittwochnachmittag um vier Prozent auf 25,70 Euro.

Bei Chrysler sei nach der Schließung von sechs Fabriken und der Streichung von 26.000 Stellen in den vergangenen zweieinhalb Jahren aber kein weiterer Abbau geplant, hieß es weiter. Angesichts der durch Konsumflaute und Rabattschlachten in den USA verursachten Ertragsprobleme werde das Sparprogramm bei Material-, Betriebs- und Verwaltungskosten nochmals intensiviert.

(APA/Reuters)