Bild nicht mehr verfügbar.

Der neue Austria-Trainer Joachim Löw, Austria Mäzen Frank Stronach und der neue Sportdirektor Günter Kronsteiner.

Foto: APA/EPA/Artinger

Trainerkarussell bei Austria Wien.

Oberwaltersdorf/NÖ – Nur 49 Stunden nach dem Abgang von Christoph Daum ist am Mittwoch Vormittag in der Magna-Zentrale in Oberwaltersdorf wie erwartet dessen Landsmann Joachim Löw als neuer Trainer des österreichischen Fußball-Double-Gewinners Austria Wien von Mäzen Frank Stronach inthronisiert worden. Der 49-Jährige, der als 19. Feldherr seit 1990 auf dem violetten Schleuderstuhl Platz nimmt, erhielt einen Zwei-Jahres-Vertrag. Im zur Seite gestellt wurde Günter Kronsteiner, der nach dem Rücktritt von Peter Svetits als neuer Sportdirektor fungiert.

Mit "Tatkraft und Energie"

Auf dem "Trainerfriedhof" wolle er nicht landen, dazu fühle er sich noch zu jung, bemerkte Löw zu dem Schicksal einiger seiner Vorgänger scherzhaft, um gleich wieder Ernst zu werden. "Ich freue mich auf diese Aufgabe, es ist eine Herausforderung, für einen Traditionsverein wie die Austria zu arbeiten. Ich gehe mit großer Tatkraft und Energie heran", sagte Löw an seinem ersten Arbeitstag. Der Verein besitze großes Potenzial und Möglichkeiten in der Zukunft, daher werde er mit voller Konzentration und Power versuchen, die Austria wieder einen entscheidenden Schritt nach vorne zu bringen.

Spielkultur als Ziel

Mit dem Double hat Daum seinem Landsmann, der FC Tirol 2002 zum Meister gemacht hat, die Latte hoch gelegt. "Wir gehen als Favorit in die neue Bundesliga-Saison und wollen den Titel bestätigen, müssen uns auf das tägliche Brot konzentrieren. Mein Ziel Nummer eins lautet aber: Verbesserung des Fußballs. Denn ohne Spielkultur gibt es keinen Erfolg", meint Löw. Dass die Veilchen im Frühjahr nicht aufblühten und daher nur Vierter der Teilwertung waren, sieht er als Ansatzpunkt.

Zur CL: "Es wird nicht einfach"

Natürlich werde er mit seinen Mitarbeitern alles in die Waagschale werden, um die Austria auch in Europa zu etablieren. Und für die kommende Champions-League-Qualifikation legte der Daum-Nachfolger das Versprechen ab, alles zu tun, um diese große Chance zu nutzen. "Es wird aber nicht einfach, weil die Austria nicht gesetzt ist und die Auslosung einen starken Gegner bringen könnte.

Spieler mit Persönlichkeit

Löw, ein Freund des 4-4-2- und 4-3-3-Systems, stellte während seiner internationalen Beobachtungen fest, dass das Tempo, die Athletik und die Dynamik zugenommen habe, hohe Anforderungen an die Aktiven stelle. Taktisch habe sich hingegen nicht so viel verändert. Kronsteiner und er werden in der Einkaufspolitik größten Wert auf die Persönlichkeit und den Charakter legen. Über einzelne Austria-Spieler möchte Löw zu diesem Zeitpunkt noch nicht urteilen, sondern sich erst ein genaues Bild machen.

Transfers noch kein Thema

Der neue Austria-Trainer, der Werner Leuthard als Kondi-Trainer mitbringt und am bisherigen Co-Betreuer Hans Dihanich festhält, sucht nach dem Abgang von Eike Immel nur noch einen Tormann-Trainer. Die Transferaktivitäten wurden von Löw vorerst auf Eis gelegt. "Kronsteiner und ich werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und darüber sprechen", so der neue Trainer. Sein Kader wird 20 bis 23 Mann plus drei Torhüter umfassen, wobei von den 23 Feldspielern drei Talente sein sollen.

Hoffen auf Ruhe

Mit Löw lotste Stronach einen seiner Wunschtrainer nach Wien-Favoriten. "Ich habe ihn schon im März 2001 als Noachfolger von Heinz Hochhauser im Auge und kontaktiert gehabt. Für mich stellte sich damals die Frage, ihn oder Arie Haan. Leider habe ich mich nicht schon damals für Löw entschieden", verriet der Austro-Kanadier, der mit der neuen Sportlichen Führung hofft, dass endlich Ruhe und Harmonie in seinen Klub einkehrt. (APA)

  • Steckbrief von Joachim Löw, des neuen Trainers von Österreichs Fußball-Double-Gewinner Austria Wien:

    Geburtsdatum:
    3.2.1960

    Stationen als Spieler:
    FC Schönau, Eintracht Freiburg, SC Freiburg, VfB Stuttgart, Eintracht, Frankfurt, Karlsruher SC, FC Schaffhausen, FC Winterthur, FC Frauenfeld – 52 Einsätze in der deutschen Bundesliga

    Stationen als Trainer:
    1994/95 Spielertrainer FC Frauenfeld (Schweiz)
    95/96 Cotrainer VfB Stuttgart
    96 – 1998 Cheftrainer VfB Stuttgart
    Juni 98 – Mai 99: Fenerbahe Istanbul
    Oktober 99 – April 2000: Karlsruher SC
    Sommer 2000 – März 2001: Adanaspor (Türkei)
    Oktober 2001 – Sommer 2002: FC Tirol

    Erfolge:
    Meister mit FC Tirol 2001/02 (trotz Finanzkrise und anschließendem Bankrott), Cupsieger mit VfB Stuttgart 1997, Finale Europacup der Cupsieger mit Stuttgart 1998 (0:1 gegen Chelsea)