Bei der Übernahme der Verlagssparte von Vivendi Universal stößt das französische Medienunternehmen Lagardere auf Widerstand aus Brüssel. Die Kommission, oberster Wettbewerbshüter des gemeinsamen Marktes, sieht bedenkliche Marktvorteile im Fall einer Übernahme, berichtet die "Financial Times" (FT). Demnach sei nicht nur in Frankreich ein wettbewerbsverzerrender Marktanteil zu erwarten, sondern auch in Belgien, Luxemburg und Spanien. Bis Oktober muss Lagardere der Kommission Vorschläge und Zugeständnisse vorlegen, die eine Übernahme ermöglichen.

Befürchtung

Die Einverleibung der Vivendi-Verlage würde der Lagardere-Tochter Hachette eine marktbeherrschende Stellung im französischen Buchmarkt verleihen, so die Befürchtung der Kommission. Laut "FT" nennen die Brüsseler Wettbewerbswächter beinahe 100 Teilmärkte, in denen Lagardere einen zu hohen Marktanteil erreichen würde. Vor allem im Bereich der Wörterbücher und Lexika, wo auch Vivendis Larousse einen großen Marktanteil besitzt, wird erwartet, dass Lagardere Zugeständnisse macht. Andere Teilbereiche könnten an die Wettbewerbsbehörden in Frankreich zurückverwiesen werden, so zum Beispiel der streng regulierte Markt für Schulbücher.

Vivendi hat den europäischen Teil seiner Verlagssparte (ohne das US-Verlagshaus Houghton Mifflin) im Zuge des Schuldenabbaus im vergangenen Jahr für 1,2 Milliarden Euro an Lagardere verkauft. Gegen den Deal hat sich aber bereits im Vorfeld Widerstand von unabhängigen Verlegern formiert, die auch in Brüssel massives Lobbying gegen die Übernahme betrieben haben. (pte)