Wien - Die Zeit der Holzklappstühle ist im Österreichischen Filmmuseum vorbei: Seit Dienstag heißt es: Umbauphase 2. Mit neuer Bestuhlung, einer größeren Leinwand, einer neuen Tribüne und einem umgestalteten Foyer wird das Filmmuseum nach der sommerlichen Umbaupause Anfang Oktober wiedereröffnet. Im Sommer zeigt man derweilen in Zusammenarbeit mit "Kino unter Sternen" ein besonderes Programm: "Zweigroschenzauber" (10. 7. bis 17. 8.) versammelt Beiträge zu einer "Parallel-Geschichte des Kinos".

Kurzfilme, Fragmente, experimentelle Filme oder Werbetrailer außerhalb des Kanons der Filmgeschichte aus der Sammlung des Filmmuseums werden im Augarten vor dem regulären Sommerkino-Programm gezeigt. Die Reihe soll den Blick weg von der Kino-Illusion hin zum Kino-Material selbst lenken und auf einen Widerspruch mit der Mainstream-Auffassung von Film verweisen: Zu kurz oder zu "wenig rund" für die herkömmliche Kanonisierungen sind die gezeigten Kurzstreifen, "schöne Materialschäden" oder Fragmente sind Teil des Programms.

Namhafte Vertreter des frühen oder zeitgenössischen Kurzfilmes, wie Georges Melies, Hans Richter oder Guy Maddin, sind ebenso Teil des Programms wie ausgesprochene Raritäten, darunter handkolorierte Minimärchen der Firma Pathe (wie "La Peine du Talion" von Gaston Velle aus dem Jahr 1906 zum Auftakt am 10. 7.), der "interaktive Preisrätselfilm" "Wo sind die Millionen?" von Robert Wohlmuth (Österreich, 1925) oder Found-Footage-Kino der Gegenwart. Europäische Trailer aus den Jahren 1960 bis 1973 gibt es etwa unter dem Titel "Kunst. Politik. Sex" (20. 7.), "Das Baby" (2. 8.) ist ein restauriertes Komödienfragment Hans-Karl Breslauers aus dem Jahr 1918 mit Hans Moser in einer Nebenrolle.

Der Titel des sommerlichen Sonderprogramms ist dem gleichnamigen Film von Hans Richter (1929) entliehen, der eine "rasende Folge von Schnitten und Assoziationen quer durch die Welt" zeigt: "Avantgarde - als Werbefilm", so das Filmmuseum. (APA)