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Todd Stern, Chefverhandler der USA beim Klimagipfel.

Foto: REUTERS/Henry Romero

Mit dem graumelierten Haar, der randlosen Brille und der rhetorischen Brillanz eines Spitzenanwalts lässt Todd Stern (60) an die Eliteschmieden der amerikanischen Ostküste denken - Harvard, Princeton und Yale. Tatsächlich stammt er aus Chicago, einer Stadt, die sich als Synonym für die Bodenständigkeit des Mittleren Westens versteht. Der Mann weiß zu variieren. Mal hält er aus dem Stegreif so beeindruckende Monologe, dass sich Bill Clintons alter Vertrauter Vernon Jordan einmal tief vor ihm verbeugte: "Todd kann dir auf eine Art sagen, du sollst zur Hölle fahren, dass du dich auf die Reise freust." Aber wenn es sein muss, lässt Stern alle Redekunst fahren und beschränkt sich - ganz die Chicagoer Art - auf lakonische Kürze.

"Das Klima ist ein klassisches Gemeinschaftsproblem", sagt er mit Blick auf den Klimagipfel in Durban. "Jedes Land muss die Gewissheit haben, dass auch andere handeln." So treffend die Sätze klingen, so markant stehen sie doch auch für das Zaudern der Amerikaner. Solange sich China zu nichts verpflichtet, wollen auch die USA kein Klimapapier unterschreiben.

In Washington kennt man ihn als "Captain Planet". Bereits 1997 war er dabei, als das Kioto-Protokoll ausgehandelt wurde. Die Erfahrung steckt ihm bis heute in den Knochen. Damals beschloss der US-Senat mit 95 zu null Stimmen, die Abmachungen zu blockieren, falls nicht auch Staaten wie China und Indien eine Reduzierung der Kohlendioxidemissionen zusagen. Es war eine Schlappe für die Regierung Clinton, in deren Reihen Stern eine wichtige Beraterrolle spielte. Heute spricht er nur in Molltönen über Klimaverträge. "Ich bin weder Optimist noch Pessimist", so sein Mantra.

Ausgebildet an der prestigeträchtigen Harvard Law School, war er Anwalt, bevor er in die Politik wechselte. Clinton holte ihn 1992 in sein Team, weil er Sparringspartner für seine Debattenduelle mit George Bush senior brauchte. Der Jurist erledigte den Job mit Bravour, zog unter Clinton als Assistent in Weiße Haus und wurde Chefunterhändler der Kioto-Runde, bevor er ins Finanzministerium wechselte. Die Ära George W. Bush hat er in einem Thinktank ausgesessen, im Center for American Progress. Geradezu aufrüttelnd schrieb Stern dort über schmelzende Gletscher und steigende Meeresspiegel und zog ein alarmierendes Fazit: "Der Kanarienvogel in der Kohlegrube singt, so laut er nur kann". Sieben Jahre ist das jetzt her. (Frank Herrmann, DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2011)