Naturschützer versuchen seit Monaten, Stimmung gegen das Kraftwerksprojekt einer Staustufe mitten in der Landeshauptstadt Graz zu mobilisieren - aber mit überschaubarem Erfolg. Die Mehrheit der Grazer Bevölkerung ist laut Umfragen für das Kraftwerk.

Der Landeskonzern Energie Steiermark AG hat gutes Lobbying betrieben. Die Staustufe werde nicht nur 20.000 Haushalten mit Strom, sondern auch attraktive Freizeitareale am Wasser bieten: Promenaden zum Flanieren, Strandcafés zum Verweilen, Badeteiche zur Kühlung. Natur- und Tierschützer, die um den Huchen in der Mur bangen, waren dabei argumentativ nicht ganz auf Augenhöhe mit der Konzern-PR-Abteilung.

Das könnte sich jetzt ändern, denn die Bedenken der Umweltschützer werden von den Wasserwirtschaftsexperten des Landes bestätigt: Das Stauprojekt gefährde das Grundwasser in Graz. Was die Frage aufwirft: Weiß man das erst jetzt? Gutachter über Gutachter wurden teuer bezahlt, das zentrale Thema der Lebensgrundlage Trinkwasser sparte der Konzern aber weitgehend aus - zumindest in der Öffentlichkeit. Das riecht streng nach Verschleierung und könnte die Stimmung in Graz jetzt kippen lassen.

Natürlich ist es mühsam, aber derart sensible Bauprojekte heute ohne volle Transparenz der drohenden Gefahren durchziehen zu wollen, ist naiv oder überheblich. Beides kann in der Konsequenz mit einem teuren Flop enden. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2011)