Bild nicht mehr verfügbar.

Das Bild vom vermeintlich tödlich getroffenen Regierungssoldaten im Spanischen Bürgerkrieg ist zum Mythos-Klassiker geworden, wie das T-Shirt dieses spanischen Betrachters zeigt.

Foto: APA/EPA/DAVID AGUILAR

Wien - "Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, bist du nicht nah genug dran." Robert Capa, von dem dieser Satz stammt, war immer ganz nah am Geschehen und wurde zu einem der berühmtesten Kriegsreporter des 20. Jahrhunderts. Eine Auswahl aus der Capa-Kollektion des Ungarischen Nationalmuseums ist noch bis 15. Dezember im Collegium Hungaricum Wien (1020, Hollandstraße 4) zu sehen.

Capa wurde 1913 als Endre Ernö Friedmann in Budapest geboren. In die Fotografie stieg er als Autodidakt ein. 1933 emigrierte er nach Paris und nahm den Namen Robert Capa an. 1936 ging er nach Spanien, um den Bürgerkrieg zu dokumentieren. Im Zweiten Weltkrieg fotografierte Capa fast an allen Fronten und war unter anderem bei der Landung der Alliierten in der Normandie dabei. 1947 gründete er die legendäre Bildagentur Magnum. Dann war Capa einmal zu nahe dran: Im Indochina-Krieg 1954 wurde er von einer Mine getötet.

Capas berühmtestes Bild stammt aus dem Spanischen Bürgerkrieg: der tödlich getroffene Regierungssoldat. Das Foto hatte starken Propagandaeffekt zugunsten der legitimen spanischen Regierung und wurde zum Mythos. Das ist es bis heute geblieben, um eine Dimension bereichert: die der bewussten Mythenbildung.

Vermutungen, Capa habe das Bild nachgestellt, bestätigten sich. Die Maxime, so nahe wie möglich dran zu sein, wurde dadurch doppeldeutig. Capas Biograf Richard Whelan versuchte eine Ehrenrettung: Die Wahrheit des Bildes sei "weder schwarz noch weiß. Es ist weder das Foto eines Mannes, der vorgibt, angeschossen worden zu sein, noch ein Bild, das während der Hitze des Gefechts aufgenommen wurde". Der Soldat habe sich für ein "heroisches Porträt" zur Verfügung gestellt. Daraus sei "völlig unerwartet das Bild eines Mannes geworden, der gerade tödlich verwundet wurde".

Wäre das Bild ohne die - lange unwidersprochene - Botschaft des Todes so bekannt geworden? Die Antwort bleibt offen. Die Auseinandersetzung mit Capas Schaffen ist dadurch jedenfalls noch spannender geworden. (jk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. November 2011)