Islamabad - Zwischen Pakistan und den USA herrscht nach dem NATO-Angriff auf einen pakistanischen Posten im Grenzgebiet zu Afghanistan mit 24 Toten politische Eiszeit. Der pakistanische Militärsprecher wies US-Berichte zurück, dem zufolge pakistanische Soldaten das Feuer zuerst eröffneten. "Dies ist falsch, sie suchen nur Ausreden", sagte Generalmajor Athar Abbas zur Nachrichtenagentur AFP. "Und übrigens: Was sind denn ihre Verluste?"

Das "Wall Street Journal" hatte zuvor unter Berufung auf drei afghanische und einen westlichen Verantwortlichen berichtet, Soldaten der afghanischen Armee und der ISAF-Truppe seien an der Grenze unter den Beschuss des pakistanischen Militärpostens geraten. Zudem seien die pakistanischen Behörden rechtzeitig informiert worden, dass die ISAF Luftunterstützung für einen Einsatz gegen die Taliban angefordert habe.

Zwar haben die USA eine eigene Untersuchung des Falles angekündigt, trotzdem demonstrierten zahlreiche Pakistaner am Sonntag gegen die Macht der USA. In der Hafenstadt Karachi versammelten sich vor dem US-Konsulat rund 700 Demonstranten mit Sprechchören wie "Nieder mit Amerika!" Sie verbrannten ein Bild von US-Präsident Barack Obama. In Multan wurden bei einer Demonstration mit mehr als 300 Teilnehmern US- und NATO-Flaggen verbrannt.

Beileidsschreiben aus Peking

Die pakistanische Verstimmung spielt China in die Karten, das in den letzten Monaten militärisch näher mit Pakistan zusammenrückte. Nun übermittelte China Pakistan ein Beileidsschreiben, wie das Außenministerium in Peking am Montag mitteilte. Man zeige sich schockiert über den folgenschweren NATO-Angriff. Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität Pakistans seien zu respektieren. Zudem müsse der Vorfall genau untersucht werden.

Bei dem ISAF-Luftangriff auf den Stützpunkt waren am Samstag 24 pakistanische Soldaten getötet worden. Es war der blutigste derartige Angriff seit dem Beginn des ISAF-Einsatzes vor zehn Jahren. Pakistans Regierung verurteilte die Attacke und kündigte eine Überprüfung ihrer Zusammenarbeit mit der NATO und den USA an. Die NATO sprach ihr Bedauern aus und sagte eine Untersuchung zu. Die Bergregion zwischen Pakistan und Afghanistan gilt als Hochburg der aufständischen Taliban. (red/derStandard.at, APA)