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Brüssel/Turin - Der Krisenfonds EFSF soll Anleihen hoch verschuldeter Euro-Länder künftig bis zu 30 Prozent absichern. Nach Angaben von EU-Diplomaten wollen die Euro-Finanzminister bei ihrem Treffen an diesem Dienstag (29.) in Brüssel entsprechende Leitlinien verabschieden, die einen Kreditausfallschutz bis zu dieser Höhe vorsehen. Eine solche Teilkaskoversicherung macht Schuldscheine kriselnder Länder für private Investoren wieder interessant.

Mit Hilfe des privaten Kapitals soll das verbliebene EFSF-Kreditvolumen von 250 Milliarden Euro auf "bis zu eine Billion Euro" aufgestockt stocken, verlautete aus EU-Kreisen. Diese Zielgröße hatten die Staats- und Regierungschefs bereits vorgegeben. Damit dementierten Diplomaten einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel", wonach die "Hebelung" der EFSF-Mittel kleiner ausfällt und die Summe nur noch verdoppelt oder verdreifacht werden kann.

Aufstockung zur Beruhigung

EU-Kreise gehen davon aus, dass wegen der Unruhe an den Finanzmärkten eine Aufstockung um das drei- bis vierfache realistisch ist. Das würde einer Absicherung von 25 bis 30 Prozent entsprechen. Die Höhe hänge auch von den Marktbedingungen ab. Bis zum Jahresanfang sollen die Kredithebel einsatzbereit sein. "Wir werden die technischen Arbeiten am Dienstag abschließen", sagte ein EU-Diplomat.

Verfolgt werden nach wie vor zwei Modelle: So soll der EFSF Staatsanleihen von bestimmten Euro-Ländern durch eine Art Versicherung für Anleger attraktiver machen. Zum anderen sollen Sondertöpfe (Co-Investment Funds CIF) eingerichtet werden, in die auch Staatsfonds anderer Staaten - beispielsweise China - investieren könnten. Welche Instrumente eingesetzt werden, hängt vom Ergebnis der Verhandlungen ab. Ein kriselnder Euro-Staat muss dann um Hilfe nachfragen. "Bis Jahresende gibt es wenig Finanzbedarf, deshalb erwarten wir keine sofortigen Anträge", sagte ein Diplomat.

Die von den Staats- und Regierungschefs im Grundsatz gebilligten Hebelmodelle stoßen bisher bei den Investoren auf begrenztes Interesse. Potenzielle Anleger wie asiatische Staatsfonds wollen erst wissen, welche Länder genau Hilfe brauchen. Beschlossen wurde die Vermehrung der Summe durch Fremdkapital als Schutzwall, um zu verhindern, dass die Krise auf größere Länder wie Italien oder Spanien übergreift. Nach der Erweiterung wäre der EFSF stark genug, um im Notfall auch größeren Ländern unter die Arme zu greifen.

Treffen der Finanzminister

Die Finanzminister werden bei ihrem Treffen am Dienstag voraussichtlich auch die nächste Kredittranche von acht Milliarden Euro für Griechenland freigeben. Das Geld stammt aus dem alten Hilfspaket für Athen von 110 Milliarden Euro. Die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten diese - bereits von den Finanzministern gebilligte - Auszahlung Anfang November auf Eis gelegt, nachdem der scheidende Ministerpräsident Giorgos Papandreou eine Volksabstimmung über das Paket angekündigt hatte, die inzwischen aber wieder vom Tisch ist. Inzwischen haben sich alle griechischen Spitzenpolitiker verbindlich zu dem Spar- und Reformpaket des Landes bekannt, so dass diese Hürde genommen ist.

Die Minister werden auch den nächsten Hilfskredit für Irland freigeben, dabei geht es um 4,2 Milliarden Euro. Irland war vor einem Jahr als erstes der 17 Euro-Länder unter den Rettungsschirm geschlüpft, später kam Portugal dazu. Die internationalen Experten der Troika von EU, Europäischer Zentralbank und IWF hatten der irischen Regierung zuletzt eine solide Haushaltspolitik bescheinigt.

Italienischen Medienberichten zufolge will der Internationale Währungsfonds (IWF) dem hoch verschuldeten Eurokrisenland Italien mit einem Milliarden-Programm unter die Arme greifen. Wie die Turiner Tageszeitung "La Stampa" am Sonntag mit Bezug auf informierte Kreise in Washington berichtete, könnte der IWF Rom mit einem Volumen von bis zu 600 Milliarden Euro unterstützen, um die neue Regierung von Mario Monti bei der Durchsetzung der notwendigen Reformen mit einer stabileren Finanzlage zu entlasten. (APA)