Rom - Es ist die Zeit der großen Ankündigungen und raschen Dementis. Dieses Mal geht es um Italien. Der Internationale Währungsfonds beeilt sich, Spekulationen über ein Milliarden-Hilfspaket für Italien zurückzuweisen. "Es gibt keine Gespräche mit den italienischen Behörden über ein Programm für eine IWF-Finanzierung", sagte ein Sprecher des Währungsfonds am Montag. Davor hatte es geheißen, der IWF bereite ein Hilfsprogramm für das hoch verschuldete Italien mit einem Volumen von bis zu 600 Milliarden Euro vor. Entsprechende Kredite könnten mit einer Laufzeit von zwölf bis 18 Monaten vergeben werden, um die Finanzlage des Landes zu stabilisieren, berichtete die italienische Tageszeitung "La Stampa" am Sonntag unter Berufung auf IWF-Vertreter. Mit Zinsen zwischen vier und sechs Prozent sollten sie wesentlich günstiger sein als derzeitige Zwei- und Fünfjahresanleihen mit Zinssätzen von mehr als sieben Prozent.

Finanzierung noch fraglich

Dem Bericht zufolge könnte der IWF jedoch nicht in der Lage sein, die Hilfskredite aus seinen aktuellen Mitteln zu bewältigen, weshalb verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung geprüft würden. Demnach sind beispielsweise Zahlungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Gespräch, für die der IWF garantieren könnte. Mit einer Unterstellung der EZB-Hilfen unter die Kontrolle des IWF solle auch Deutschland beruhigt werden, das eine stärkere Einbindung der EZB in die Eurorettung ablehnt und auf eine möglichst große Unabhängigkeit der Notenbank dringt, zitierte die Zeitung einen IWF-Vertreter.

Europäische Union und EZB hatten kürzlich bereits Experten zur Prüfung der italienischen Staatsfinanzen nach Rom entsandt. Auch der IWF will eigene Prüfer schicken. Auf Italien lasten Schulden in Höhe von rund 1,9 Billionen Euro. Zudem leidet das Land derzeit unter einem schwachen Wirtschaftswachstum. Dies ließ an den Finanzmärkten in den vergangenen Wochen die Sorge aufkommen, dass Italien ebenso wie bereits Griechenland, Irland und Portugal Finanzhilfen brauchen könnte. Der neue Ministerpräsident Mario Monti steht unter starken Spardruck, um Versäumnisse seines zurückgetretenen Vorgängers Silvio Berlusconi aufzuholen. Die Märkte reagieren auf die Spekulationen am Montag mit guter Laune (siehe Marktberichte) und sorgen für neuen Optimismus in der Euroschuldenkrise.

Sorgen für Italien bleiben

Die Zinsen für italienische Staatsanleihen hielten sich auch zu Beginn der neuen Woche über sieben Prozent - ein Niveau, bei dem Griechenland, Irland und Portugal Hilfen von EU und IWF in Anspruch nehmen mussten. Italien bekommt noch Geld von Investoren, muss diese aber mit sehr hohen Zinsen locken. Das Finanzministerium platzierte eine an die Inflation gekoppelte Anleihen mit Laufzeit bis September 2023 im Volumen von 567 Mio. Euro. Den Anlegern musste eine Bruttorendite von 7,3 Prozent geboten werden. Der nächste Test für das Vertrauen der Investoren in die Sparpläne der neuen Regierung von Mario Monti folgt aber bereits am Dienstag: Dann sollen Staatsanleihen von bis zu 8 Mrd. Euro begeben werden.

Konjunkturell trübt sich die Lage immer mehr ein. Die OECD geht davon aus, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpft und 2013 um magere 0,5 Prozent zulegt. Die Stimmung der italienischen Unternehmen hellte sich im November zwar überraschend etwas auf. Der saisonbereinigte Index stieg leicht auf 94,4 von revidiert 94,2 Punkten im Oktober, wie das Statistikamt Istat mitteilte. Trotzdem bleibt das Stimmungsbarometer auf dem zweitniedrigsten Stand seit Jänner 2010 und drückt eher Skepsis als Zuversicht der Firmen aus. Ihre Auftragslage verschlechterte sich erneut, während sich die Produktionsaussichten etwas verbesserten. (APA/red, derStandard.at, 28.11.2011)