Als "visuelle Symphonie" kann man Hofers Naturaufnahmen bezeichnen. Surreal muten viele Dokumente an, wie Zeichnungen von Künstlern. Wie diese stündlich Farben und Kontraste wechselnden Steinwellen.

Foto: Hofer/CBV

Lyrisches Hochamt 

Kraft natürlicher Gewalten entstanden im Laufe der Jahrtausende auf unserem Planeten bizarre Formen und Falten, exzentrische Texturen, mystisch anmutende, pittoreske Farbnuancen, archaische und statische Unbegreiflichkeiten. Wasser, Wind, Eis, Frost, Vulkane, Hitze und Kälte hinterließen Spuren in Höhlen, Wüsten, an Riffen, Klippen, an Hölzern, Rinden, Flechten und Steinen. Kunst der Erosion nennt Volkhard Hofer seine fotografische Expedition an entlegene Grenzgebiete irdischen Daseins.

Fragile, futuristische sowie archaische Strukturen, Figurinen und Formationen, erinnernd an Zeichnungen oder von Menschenhand geformte Skulpturen, apostrophiert der Fotokünstler lyrisch als "Kathedralen, als Felsburgen, Feenkamine, Säulenpaläste oder Steingraphiken". Der 1941 in Königsberg Geborene entführt mittels phänomenaler Bilderwelten gigantischer, detailverliebter Tableaus an bislang verborgene, exzentrische Orte, abseits bekannter, touristisch abgenutzter Erosionsgebiete wie Monument Valley oder Bryce Canyon: nach De-Na-Zin in New Mexico, zu Dünenmeeren der Sahara, an Arizonas Antelope Canyon, Capo Testa auf Sardinien, Utahs Grand Staircase Escalante, zu tasmanischen Höhlen, nach Maria Island in Australien oder zum in fluoreszierenden Farben leuchtenden äthiopischen Vulkangebiet Dallol.

Hofers grandios-mystische, geheimnisvolle Hommage an die Schönheit von "Terra Mater" gerät schlicht durch die präzise und technisch-brillante Präsentation der "Unbegreiflichkeit der Schöpfung" zur Mahnung, diese zu ehren, zu achten und zu bewahren.

Volkhard Hofer: "Kunstwerke der Erosion". € 58,- / 240 Seiten, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2011