Petrosawodsk - Der russische Energieriese Gazprom weitet seinen Einfluss auf den Gastransit nach Westeuropa aus und übernimmt den weißrussischen Pipeline-Betreiber Beltransgaz. Russlands größtes Unternehmen hält bereits 50 Prozent an Beltransgaz und vereinbarte am Donnerstag für die übrige Hälfte eine Zahlung von umgerechnet knapp 2 Milliarden Euro. Das Geschäft soll am Freitag besiegelt werden.

Gazprom-Chef Alexej Miller trat umgehend Sorgen vor einer zur großen Marktmacht seines Konzerns entgegen. Der Kauf diene unter anderem dazu, Engpässe bei den Gaslieferungen nach Europa zu vermeiden. Streitigkeiten über die Gaspreise zwischen Gazprom sowie den wichtigen Transitländern Weißrussland und Ukraine hatten in den vergangenen Wintern immer wieder zu Lieferunterbrechungen nach Westeuropa geführt.

Ostsee-Pipline: Direkte Gasleitung von Russland nach Deutschland

Gazprom leitet rund 20 Prozent der diesjährigen 152 Milliarden Kubikmeter Gas für Europa durch Pipelines in Weißrussland. Die restliche Menge strömt durch die Ukraine. Am Freitag will Gazprom auch einen neuen Vertrag für Gaslieferungen mit Weißrussland unterzeichnen. Der Vertrag mit der Ukraine sei weiterhin gültig, eine Revision in nächster Zeit nicht wahrscheinlich, sagte Miller.

Zu Beginn des Monats hatte Gazprom die Ostsee-Pipeline Nord-Stream in Betrieb genommen, mit der es erstmals eine direkte Gasleitung von Russland nach Deutschland gibt. Die erste Röhre hat eine Kapazität von jährlich 27,5 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht etwa einem Viertel des deutschen Jahresverbrauchs. Eine zweite Röhre soll 2012 in Betrieb gehen. (APA)