Brennende Bücher am Residenzplatz: "Reinigende Kraft des Feuers - wider den undeutschen Geist".

Foto: Stadtarchiv Salzburg / Fotoarchiv Krieger

Salzburg - Mit Ansprachen von Marko Feingold für die Israelitische Kultusgemeinde, Weihbischof Andreas Laun für die Katholische Kirche und Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) wird Freitagnachmittag eine an der St. -Michaels-Kirche am Salzburger Residenzplatz angebrachte Tafel zum Gedenken an die Bücherverbrennung vom 30. April 1938 enthüllt. Die vom NS-Lehrerbund organisierte Bücherverbrennung war in der Zeit der Nazi-Diktatur die einzige auf österreichischem Boden.

Rund 1200 Bücher hatte die Hitlerjugend für die Verbrennung am Scheiterhaufen in Buchhandlungen und Privathaushalten eingesammelt. Neben linken und jüdischen Autoren und Autorinnen wurden auch Bücher katholischer, ständestaatlicher und legitimistischer Politiker ein Opfer der Flammen.

Jahrelange Debatten

Auf der in Deutsch und Englisch verfassten Gedenktafel sind Heinrich Heines 1823 formulierte, prophetischen Worte zu lesen: "Das war ein Vorspiel nur - dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen."

Der Mahntafel waren jahrelange Debatten vorausgegangen, in welcher Weise an den barbarischen Akt erinnert werden soll. Der Münchener Künstler Wolfram Kastner etwa hatte für genau jene Stelle, wo 1938 die Flammen loderten, einen in den Boden eingelassenen Lichtkreis entworfen.

Der Salzburger Bildhauer Max Rieder wiederum hatte für einen neu gestalteten Platz eine bewegliche Lichtskulptur entworfen. Rieders Maschinenskulptur wurde ad acta gelegt, nachdem die Gesamtsanierung des Residenzplatzes auf unbestimmte Zeit verschoben worden war.

Ganz vom Tisch ist das Thema Denkmal damit aber nicht: Katholische Aktion und Bürgerliste treten nach wie vor für ein Mahnmal ein. (Thomas Neuhold, DER STANDARD-Printausgabe, 25.11.2011)