Von der Jaffastraße fährt die neue Jerusalemer Straßenbahn die Stadtmauern entlang. Dann hält sie vor dem Damaskus-Tor, das als Haupteingang zum Markt im muslimischen Viertel dient. Die meisten palästinensischen Frauen und Männer steigen hier aus. Die jüdischen Fahrgäste bleiben sitzen. Erst die nächste Station, „Shivtei Israel", ist wieder für sie. Danach kommt bald das palästinensische Viertel Schuafat, zwei Stationen weiter sind dann wieder die anderen dran. In dieser neuen Straßenbahn begegnen sich getrennte Lebenswelten. Und ironischer Weise fährt dieser Zug, in dem sich tagtäglich tausende Fremde aller Art treffen, ein gutes Stück entlang jener Grenze, die früher den israelischen Teil Jerusalems vom jordanischen getrennt hat.

Und genau dort, wo bis Juni 1967 das sogenannte Mandelbaum Tor stand, durch das ausgewählte Personen auf die andere Seite der Front gehen konnten, wird heute durch Kunst eine andere Art von Verbindung geschaffen. Denn an dieser alten Grenze steht ein Museum, dass immer wieder Arbeiten von Künstlern aus der arabischen Welt und dem Iran ausstellt. Untergebracht in einem alten israelischen Armeeposten, bringt das „Museum on the Seam" Politik und Kunst gefährlich nah aneinander. In der Ausstellung WESTEND wird die muslimische Welt auf die westliche projiziert, und das westliche Klischee gegen das islamische gespielt. „Und Israel liegt im Auge dieses Sturms", erklärt ein Mitarbeiter des privaten und unabhängigen Kunsthauses. (Andreas Hackl, derStandard.at, 24.11.2011)

Spiegelverkehrt und von rechts nach links gelesen ergibt der Coca-Cola Schriftzug mit etwas Fantasie die arabische Phrase „Nein Mohamed. Nein Mekka." Der irakisch-finnische Künstler will mit diesem Kunstwerk die westliche mit der islamistischen Ideologie konfrontieren. Indem er Coca-Cola als Symbol westlicher Propaganda umdreht, will er außerdem zeigen, dass Propaganda ein Mittel ist, das einem bestimmten Interesse, aber gleichzeitig dessen Gegenteil dienen kann.

Foto: Andreas Hackl

Ein Kristallluster als Symbol westlichen Wohlstands wird in dieser Arbeit des US-amerikanischen Künstlers Joshua Neustein dem Islam gegenübergestellt. Der Kronleuchter hängt tief, und wirft ein schwaches Licht. Ob das ein Zeichen für den Niedergang der westlichen Zivilisation ist?

Foto: Andreas Hackl

Das ist das letzte von fünf aneinandergereihten Bildern, das für den Saudi-arabischen Künstler Ahmed Mater eine Art Evolution der Gier darstellt. Das erste Bild zeigt das allgegenwärtige Symbol für Tankstellen, wobei der Zapfhahn bis zum letzten Bild immer mehr zu einer Hand mit Pistole, und die Tankstelle zum menschlichen Körper wird. Mater kritisiert damit die Ölwirtschaft seines Heimatlandes, und dass der saudische Wohlstand wegen konservativer Politik nicht zu besserer Bildung und mehr Entwicklung führt. Eine Revolte sei letztlich möglich. In Saudi-Arabien wurde durch eine Petition gegen Maters Ausstellung in Israel mobilisiert. Seine Zensur und Bestrafung wird verlangt.

Foto: Andreas Hackl

Das Mannequin ist in Hirschborns Arbeit eine Projektionsfläche für alles Mögliche. Hier trägt die Puppe ein Kleid, das mit Fotos der Anschläge vom 11. September auf das World Trade Center verziert ist. Mensch, Architektur und Politik verschmelzen hier zu einem Turm des Absurden.

Foto: Andreas Hackl

Die „eiserne Faust", mit der westlich-demokratische Staaten ihre Bevölkerung regieren, soll hier auf den wachsenden Totalitarismus verweisen, der auch als Antwort auf den Terrorismus immer mehr Einzug findet. Der US-amerikanische Künstler James Clar will hiermit vor extremen Patriotismus warnen, der Menschen dazu bringt, individuelle Freiheiten für die Nation zu opfern.

Foto: Andreas Hackl

Ein eher zurückhaltender Prost auf die Freiheitsstatue, die laut dem belgisch-peruanischen Künstler Jota Castro schon bessere Zeiten erlebt hat.

Foto: Andreas Hackl

Ballons von der Geburtstagsfeier des „besetzten Bagdad", befestigt durch Patronen, die im irakischen Schlachtfeld gesammelt wurden.

Foto: Andreas Hackl

Durch Krieg die eigene Flagge bügeln? Robert Kunec aus der Slovakei inszeniert hier Krieg als nationale Haushaltspflege. Nur aufpassen, dass das gepanzerte Bügeleisen kein Loch in den edlen Stoff brennt!

Foto: Andreas Hackl