Wien - Ein von Generationen an Studentenfüßen benutzter Teppichboden und eine raue, dottergelbe Tapete. Die alte Matratze löst Schnupfreiz aus, keinen Meter entfernt schnarcht der Mitbewohner. So sieht ein Studentenheimzimmer im schlimmsten Fall aus, und diese Unterkunft ist auch billig: Ab 190 Euro kommt man im Rudolfinum unter, WC und Dusche am Gang inbegriffen.

Eine der vielen andere Möglichkeiten: Fast 20 Quadratmeter zur alleinigen Nutzung, ein großer Schreibtisch am Fenster und zur kollektiven Nutzung Übungsräume, Klavier und Dachterrasse. Um 473 Euro studiert und wohnt man im Wiener Musikstudentenhaus in der Neustiftgasse luxuriös.

Laut Studierendensozialerhebung leben zehn Prozent in Wohnheimen. Die Preise sind schon in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: 6,5 Prozent in drei Jahren. Durch die Kürzung der Förderung für Studentenheime - eine weitere Folge von Loipersdorf - planen Heimträger weitere Preissteigerungen.

Als einen Grund für die bisherige Verteuerung nennt Julia Hanser von der Akademikerhilfe die qualitative Aufwertung der Heimplätze. Der Heimträger, der österreichweit über 3000 Plätze anbietet, hat heuer das baufällige Lerchenfelderheim geschlossen und nach zweijähriger Umbauphase eines der drei Pfeilheime neueröffnet. Viele Studierende aus der Lerchenfelder Straße sind übersiedelt und wohnen nun - statt wie zuvor meist zu zweit in kleinen, muffigen Zimmern - in renovierten Einzelzimmern, mit Bad und Kochnische. Mit der Aufwertung der Wohnqualität wird der Heimplatz aber auch wesentlich teurer: Statt bisher 230 Euro kostet das neu renovierte Zimmer 310 Euro. (Stefanie Preiner,UNISTANDARD, Printausgabe, November 2011)