Wien - Gezeichnet ist der Brief mit "Euer BGF Stefan". BGF steht für Bundesgeschäftsführer, Wallner nämlich, Stefan eben. Im Betreff: "Begleitmusik zu 25 Jahre". In dem Schreiben an alle Abgeordneten der Grünen rügt deren Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner jene Abgeordneten, die sich in einem Standard-Bericht von letzter Woche kritisch über die eigene Partei geäußert hatten. Angesichts des Artikels "habe ich nicht den Eindruck, dass da eine Gruppe von hochintelligenten und engagierten Menschen gemeinsam etwas will", lautet der heftige Rüffel für die Abgeordneten.

"Offensichtlich gehört es historisch ein bisschen zum ,guten, grünen Ton', auch im Frust und in der Kritik an der eigenen Partei die Nase vorne zu haben", schreibt der grüne Bundesgeschäftsführer. "Ich bin mir aber nicht sicher, ob unsere WählerInnen eine Frustpartie besonders attraktiv finden." Eine Gruppe, "die nicht ausstrahlt, dass sie sich selbst mag", sei nicht sehr anziehend, lautet Wallners Befund.

Zuvor hatten einige Abgeordnete der Grünen, wie Peter Pilz, Karl Öllinger oder Daniela Musiol im STANDARD die Kommunikation der Partei nach außen als verbesserungswürdig bezeichnet und interne Abstimmungen, die zu viel Zeit und Energie binden würden, kritisiert. Pilz hatte sich etwa mehr Mut im Auftreten gewünscht. Für Wallner eine "gröbere Dissonanz" zur sonst "positiven und veränderungswilligen Stimmung" der Grünen. In den Bundesländern gebe es durchaus herzeigbare Erfolge, "im Nationalratsklub spiegelt sich diese Stimmung in weiten Bereichen nicht wieder", kritisiert Wallner.

Im STANDARD-Gespräch hält Wallner fest, dass sein Brief kein Rüffel und nicht als Kritik gemeint sei. Er habe lediglich seine Wahrnehmung einer "gewissen Frustration" mitzuteilen versucht. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 24.11.2011)